Gedanken zu: Wie wollen wir leben?

Im Auge des Sturms

Im Laufe dieses Jahres versuchte ich, stets am politischen und medialen Geschehen in Deutschland und der Welt teilzuhaben, mir darüber Gedanken zu machen und einen Teil davon auf diesem Blog zusammenzutragen. Dies hat enorm viel Energie erfordert, da ich mit möglichst ausgeprägter Empathie und offenen Augen die Dinge in ihrem Wesen erkennen wollte. Natürlich stößt man hier irgendwann an die Grenzen der eigenen Subjektivität, denn wirklich objektive Wahrheit zu erkennen, scheint uns Menschen auf ewig verwehrt zu bleiben.

Während dieser Zeit habe ich online wie offline zahlreiche Diskussionen geführt und viel Kraft darauf verwendet, die sich gegenseitig aufschaukelnden Parteien auf eine gemeinsame Gesprächsbasis herunterzuholen. Dabei war ich bemüht, wissenschaftliche Evidenzen auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen, wie in diesem Artikel zur Maskenpflicht geschehen. Oder aber habe in diesem Video gezeigt, wie man selbständig Statistiken zu Corona-Zahlen recherchieren und die Graphiken lesen kann. Ich habe einzelne Demos besucht und meine Eindrücke davon mitgeteilt, Methoden und Mittel erläutert, mit der man eigenverantwortlich und aktiv die Pandemie bekämpfen kann, indem man sich seelisch und körperlich selbst stärkt.

Ich habe versucht, mit dem Begriff „Verschwörungstheorie“ aufzuräumen, habe einen groben Umriss zu den weltweiten Zusammenhängen der Corona-Pandemie gezeichnet und was „Corona“ neben einem durchaus ernst zu nehmenden Virus noch ist – nämlich das Eintrittstor in eine Zeitenwende vergleichbar mit der „Industriellen Revolution“. Wer mehr darüber wissen möchte, dem empfehle ich, das Stichwort „Great Reset“ zu recherchieren. Hier ein Werbefilm des „World Economic Forum“ höchstselbst zu diesem Zukunftsthema:

Diese Pläne, wie immer diese geartet sein mögen, scheinen nicht allen zu gefallen:

(Quelle: Youtube)

Was es mit dem „Great Reset“ genau auf sich hat, werde ich hoffentlich bald in einem weiteren Artikel beleuchten. Wer mir zuvorkommen möchte, der kann die Ausführungen von Klaus Schwab dazu lesen, die er in seinem Buch „Covid-19 – Der große Umbruch“ zusammengetragen hat.

Ich habe mich also in diesem Jahr in den Sturm der Ereignisse begeben und dachte, ich könnte mir einen Überblick verschaffen und zur Deeskalation beitragen. Mit der Entscheidung über das neue „Bevölkerungsschutzgesetz“ und die Art, wie gleichgültig viele dies erduldet haben, war jedoch ein Punkt erreicht, an welchem ich mir ernstlich Gedanken machte, dieses Projekt hier zu beenden. Ich habe mich schließlich bis in das Auge des Sturmes gekämpft, wo plötzlich Stille war.

Mediale Diät

Für mich war klar: ich brauchte eine Pause. Darum habe ich meinen Nachrichtenkonsum und meine gedankliche Aktivität in Bezug auf gesellschaftspolitische und geopolitische Themen auf ein Minimum beschränkt, habe mich in Meditation geübt, bin meiner Masterarbeit nachgegangen und bin regelmäßig in den Wald gegangen, um mich mit frischer Luft und Natur aufzuladen. Ich habe mich selbst auf mediale Diät gesetzt. Der Effekt war deutlich spürbar. Meine Laune besserte sich, meine Niedergeschlagenheit wendete sich wieder zunehmend in Gleichmut und meine Gedanken richteten sich auf die im Nebel liegende Zukunft.

Tagtäglich erreichen mich immer noch zahlreiche Meldungen und Videos, die ich alle anschauen soll. Auch sehe ich immer wieder Bilder und Memes, die von Paranoia, Hass und Spaltung der Gesellschaft zeugen. Die beiden „Lager“ sind eingeschworen und ich stehe irgendwo dazwischen. Aktuell geht es natürlich vor allem um den im Eilverfahren hergestellten und sich gerade in der Zulassung befindenden Impfstoff und der damit verbundenen eventuellen Impfpflicht und den unbekannten Risiken, die ein unzureichend geprüfter Impfstoff mit sich bringt. Hierzu empfehle ich die Aufklärungsvideos von Herrn Arvay:

Überall hören wir unterschiedliche Aussagen zu diesem Thema. Während der Gesundheitsminister eine „Pflicht“ ausschließt, warnen einzelne Abgeordnete vor dieser Pflicht. Andere sprechen von einer Impfpflicht durch die Hintertür, unglückliche Figuren wie Herr Blome von „Spiegel“ argumentieren eine Impfpflicht polemisch herbei und einzelne Reiseunternehmen haben bereits angekündigt, dass sie nur noch Passagiere mit gültigem Impfnachweise mitreisen lassen würden. Ich glaube auch nicht, dass es eine „offizielle Impflicht“ geben wird. Sehr wohl sehe ich die Gefahr der schrittweisen Einschränkung bestimmter Lebensbereiche, wenn man keinen Nachweis einer Impfung erbringen kann.

Inwieweit sich die Einschränkungen erstrecken werden, wird sich noch zeigen. Wie bei allen unangenehmen politischen Entscheidungen werden die Entscheidungsträger diese Einschränkungen, insofern sie tatsächlich geplant sind, Schritt für Schritt durchsetzen, sodass es nicht den Anschein erweckt, es handle sich tatsächlich um eine Impfpflicht – das wäre dann also „die Impfpflicht durch die Hintertür“. Die Politik wird sich jedoch vermutlich einen anderen Begriff dafür ausdenken. Vielleicht „Impfsolidarität“? Oder „Impffreiheit“ – also die Freiheit, die durch die Impfung entsteht?

Mandala

Wie wollen wir leben?

Es wird an der Zeit, die Gedanken von den sich aktuell verdunkelnden Verhältnissen auf die hoffentlich leuchtende Zukunft zu richten. Der frustrierte und der sich ohnmächtige Teil der Bevölkerung dieser Erde vergisst immer wieder zu gerne, dass wir sehr wohl erhebliches Potential haben, die Dinge in unserem Umfeld aktiv mitzugestalten.

In einzelnen Diskussionen haben mir meine Diskussionspartner gesagt, ich solle mich doch lieber mal politisch engagieren, anstatt nur Verschwörungsaufklärung zu betreiben und seltsame Gedanken zu verbreiten. Auch hier liegt wohl ein Missverständnis vor: mein Politikbegriff beschränkt sich nicht auf Aktivitäten im Rahmen einer bestehenden Partei. Für mich bezeichnet „Politik“ ganz allgemein den Vorgang, wenn Menschen innerhalb einer gewissen Gemeinschaft die Art, wie sie miteinander Umgehen wollen, regeln.

Diese Umgang MITeinander kann nur im Dialog ausgehandelt werden. Dabei spielen Gespräche und Diskussionen eine erhebliche, ja eine absolut zentrale Rolle. Wenn wir aufhören, miteinander zu sprechen, dann beenden wir den demokratischen Prozess und bewegen uns auf eine Herrschaftsform der Stärkeren zu, die die andere Seite übertönt oder gänzlich mundtot macht. Deswegen sind es genau diese Diskussionen und Gespräche, die für mich das Wesen demokratischen Handelns ausmacht.

Mandala

Hinterzimmerpolitik

An welche Art von Politik haben wir uns allerdings inzwischen gewöhnt? Einige Entscheidungen werden heute in quasi „privatem“ Rahmen oder in verschlossenen Hinterzimmern geführt. Die Bürgerinnen und Bürger können zwar innerhalb einer bestimmten Vorauswahl an Politikern ihren Favoriten wählen, dort hört ihr Mitbestimmungsrecht aber dann auch schon auf – das nennt man dann „Repräsentative Demokratie“. Mit welcher Begründung? Naja, die Bürgerinnen und Bürger kennen sich nun mal nicht so gut aus, deswegen müssen die Politiker entscheiden, was gut für alle ist. Die Bürger wissen nicht, dass es gut für sie ist, wenn das Rentenalter immer wieder angehoben wird oder wenn riesige Unternehmen und Banken immer wieder mit Milliarden gefüttert werden, während der Mittelstand zusammenschrumpft.

Aber wissen Politiker wirklich Bescheid? Nein, sie benötigen ebenfalls die Beratung zahlreicher Lobbyisten, die als „Experten“ nicht nur beratend an der Entscheidung einzelner Gesetze mitwirken, sondern diese Gesetze werden teilweise oder sogar ganz von diesen „Experten“ verfasst und schließlich nur noch von den Entscheidungsbemächtigten verabschiedet. Dabei beziehe ich mich nicht allein auf Deutschland. In anderen Ländern mögen die Verhältnisse noch undemokratischer sein.

Hierzu ein Zitat von Sarah Wagenknecht aus ihrem Buch „Reichtum ohne Gier“ (2016):

„Die Eurozone ist nicht demokratisch gestaltbar, sie verfügt nicht einmal über demokratische Institutionen. Wir haben erlebt, wie im Krisenfall Euro-Länder von einer Technokratengang aus EU-Kommission, EZB und IWF entmündigt wurden und ihnen eine Politik diktiert wurde, die die Krise verschärft und die Ungleichheit massiv erhöht hat. Diese Gang konnte viel rücksichtsloser vorgehen als jede gewählte Regierung, weil sie von der Bevölkerung des betreffenden Landes in keiner Weise kontrollierbar oder absetzbar war. Normalerweise nennen wir solche Verhältnisse Diktatur.“
(Wagenknecht 2016: S. 252)

Sie spricht hier von der Geldpolitik des EU-Währungsraums und der Griechenlandkrise im Jahre 2015, falls ihr euch noch erinnern mögt.

Es sind also nicht ausschließlich die weisesten und besten unter uns, die den Umgang bestimmter Menschheitsgemeinschaften regeln, sondern von Interessen gesteuerte Anzugträger, die zwar die Kunst der Rhetorik beherrschen, aber im Einzelnen keinerlei oder nur unzureichende Expertise aufweisen. So kann eine Person erst „Expertin“ für Familien werden, dann für Kriegsführung und schließlich einen eben mal schnell erfundenen Posten in der EU besetzen, dessen Existenz durch keinen basisdemokratischen Prozess legitimiert ist. Frau von der Leyen hat es vor allem als Kriegsministerin gezeigt: „Ebenfalls ungern gesehen waren die hohen Summen, die von der Leyen gern für Beratungsunternehmen ausgab, die bei der Modernisierung der Bundeswehr allerdings nicht die gewünschten großen Erfolge einbrachten.“
(Merkur 2020: Leben und Karriere von Ursula von der Leyen)

„Merkel muss weg!“

Allein diese eben ausgeführten Beispiele müssten eigentlich ausreichen, um die geballte Empörung der Bevölkerung auszulösen, da sie zudem nur einen kleinen Ausschnitt des großen Spiels der nationalen und internationalen Politik darstellen. Vielen ist scheinbar immer noch nicht wirklich bewusst, was über ihren Köpfen und hinter ihren Rücken eigentlich getrieben wird.

Diejenigen, denen es plötzlich bewusst wird, – und das sind im Zuge dieser Corona-Pandemie schlagartig eine immer größere Bevölkerungsgruppe – bezeichnen sich dann gern als „aufgewacht“, wobei mir dieser Begriff als buddhistisch geprägter Mensch in diesem Zusammenhang zu hochtrabend erscheint. Dabei ist ihnen vielleicht lediglich bewusst geworden, was eigentlich die meisten bereits wissen: der generelle Kurs der Politik begünstigt die Reichen und handelt entgegen den Bedürfnissen der Mittel- und der Unterschicht.

Daraus erwächst gerne die Vorstellung, dass man nur bestimmte Personen austauschen müsse, um diese Prozesse zu beenden. Einige schreien dann „Merkel muss weg!“ und ähnliche personenbezogene Sprüche. So wie manche glauben, die Verschwörungstheoretiker würden verschwinden, wenn man Ken Jebsen sozial hinrichtet oder die wirklichen Nazis und Faschisten würden sich irgendwann in Luft auflösen, wenn man sie nur lange genug beschimpft und ins soziale Abseits drängt.

Ich sage euch: Wenn man „das Böse“ in dieser Welt mit Blut, Krieg und Kampf besiegen könnte, hätte der Mensch dies längst geschafft. Ideen, egal welcher Natur sie sein mögen, zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie identisch mit Einzelpersonen sind! Zum einen gibt es vermutlich keine Idee, die nicht mindestens einer anderen Person auf dieser wunderschönen Welt auch einfallen könnte.

Wer weiß, wie viele Einsteins, Martin Luther Kings und Teslas in „Dritte Welt Ländern“ in jungen Jahren schon versterben, weil man ihr Trinkwasser für europäische Rosenzucht abgräbt oder in Plastikflaschen füllt, ihr Land mit demokratischen Bombenhagel überzieht oder ihre lokale Wirtschaft zerstört, indem der Warenüberschuss, den die neoliberale „Erste Welt“ produziert, ihre Märkte flutet?

Nur weil Hitler nun tot ist, heißt es nicht, dass nicht irgendein massiv traumatisierter Mensch wieder an eine Machtposition gelangen kann, infolgedessen wieder Abermillionen Menschen sterben könnten. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber Personaldebatten und der Wunsch, einzelne Menschen wie Donald Trump, Jens Spahn oder Bashar al-Assad mögen doch einfach verschwinden, ist zwar eine irgendwie geartete Symptombekämpfung, aber keine nachhaltige Lösung.

Ein neues Weltbild wagen

Eine Reihe zentraler Konzepte, die aus meiner Sicht noch für selbstverständlich und „real“ erscheinen, versperren uns die Möglichkeit, eine positivere und menschenwürdigere Zukunft anstreben zu können. In einigen Beiträgen habe ich bereits aufgezeigt, wie beispielsweise Gedanken, Gefühle und Emotionen zusammenhängen oder was „Religionen“ eigentlich sind und welch religiösen Charakter auch das zurzeit gepredigte Dogma der Wissenschaftsgläubigkeit hat. Begriffe wie „Zufall“ hindern uns daran, unsere Gestaltungsmöglichkeiten in unserem Umfeld zu erkennen. In diesem Beitrag habe ich gezeigt, wie die Begriffe „Karma“, „Zufall“ und „Schicksal“ klar zu trennen sind.

Die Liebe zum „Status Quo“ verbaut uns die Sicht auf mögliche bessere Alternativen. Die Trägheit im Denken und Handeln, die aus dem Ohnmachtsgefühl „des kleinen Mannes“ und „der kleinen Frau“ entspringt, sowie die fehlende Offenheit für neue Ideen und Wagnisse lassen uns nur zögerlich bekannte Pfade verlassen, obwohl viele neue Konzepte auf unterschiedlichsten Ebenen bereits gute Argumente formuliert haben, die ein Umdenken einleiten könnten.

Von absolut zentraler Bedeutung ist dabei das Thema „Bildung“. In einigen Diskussion mit Freunden, die gerade die Laufbahn als Lehrer eingeschlagen haben, erkenne ich immer wieder die Liebe zum „Status Quo“ des aktuellen Bildungssystems.

Aus meiner Sicht haben wir von wahrer Bildung und wahrem Lernen eine völlig veraltete und irrige Auffassung. Wirklich nachhaltiges Lernen kommt von innen und kann von außen nur angeregt werden. Die Tatsache, dass wir den Erwartungen eines Lehrkörpers entsprechen müssen, um als Ergebnis eine gute Bewertung zu erhalten, ist nur einer der großen Irrtümer in diesem System. Widerspruchsgeist, eigenständiges Denken und Kreativität haben zu wenig Platz in unserem Bildungssektor.

Mandala

Die Schuld liegt natürlich nicht alleinig bei „dem Bildungssystem“. Wenn die Aufgabe des Bildungssektors ist, die Menschen auf die neoliberale Welt vorzubereiten, dann erfüllt sie diese Aufgabe wahrlich mit Bravour. Dahingehend kann man dem Bildungssektor keinen Vorwurf machen, da er nur das liefert, was von oben herab gefordert wird. An dieser Stelle werden jedoch die Keime in die Köpfe der Menschen gesät, die die Welt von morgen formen. Wenn wir also eine Wende in irgendeiner Form für erstrebenswert erachten, wie beispielsweise das Ende der Kriege in der Welt, den globalen Hunger besiegen oder den religiösen Toleranzgedanken wirklich zu Ende zu denken, müsste dort, in den Schulen ein grundlegender Wandel stattfinden.

Wenn ich mir jedoch die aktuelle Situation in den Schulen ansehe, das Kinderprogramm im Fernsehen, ja der ganze Umgang mit unserer Zukunft, dann wird mir schlecht. Zweifellos beobachte ich gerade einen Wandel, der mir persönlich jedoch in eine völlig fatale Richtung führt. Ohne jegliche wissenschaftlich haltbare Evidenz werden nun mehrere Generationen durch eine allgegenwärtige unsichtbare Gefahr, die sogar von ihnen selbst als potentielle Virenträger ausgeht, nachhaltig traumatisiert. Das ist für mich ein unentschuldbares Verbrechen. Bei diesem Thema fällt es mir wirklich schwer, sachlich zu bleiben, weshalb wir dieses heikle Thema nun auch wieder verlassen.

„Der lange Marsch durch die Institutionen“

Rudi Dutschke, einer meiner geistigen Vorbilder, nannte die aus seiner Sicht nachhaltige Form eines gesellschaftlichen Wandels „den lange Marsch durch die Institutionen“. Was bedeutet das? Meiner Ansicht nach strebte Dutschke ebenfalls nach einem neuen Menschenbild. Die erste „Institution“ durch die „marschiert“ werden müsse, kann demnach nur der Bildungssektor mit der Universität als letzter Instanz sein. „Eigenverantwortung“, „Dialektik“ und „Aufklärung“ sind dabei zentrale Schlagworte, die exemplarische Eckpfeiler des politischen Programms Dutschkes sind.

Wenn aus einer reformierten Schule dann aus seiner Sicht „neue und vernünftige“ Menschen hervorgehen, dann werden diese in die nachfolgenden „Institutionen“ hinziehen. Damit sind im Prinzip alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens mit den politischen Ämtern als „Dachinstitutionen“gemeint, weil sie den Rahmen für alle übrigen „Institutionen“ des realgesellschaftlichen Lebens bestimmen (sollten!).

Das produzierende Gewerbe, der Groß- und Einzelhandel sowie die Dienstleister sind dann weitere Institutionen, durch die „marschiert“ werden würde, weil eine neue Generation an frischen Geistern die alten Systeme von Grund auf erneuern würden. Deswegen handelt es sich um einen „langen“ Marsch, weil er ein, bis zwei Generationen dauert, da Dutschke von der aktuellen Besetzung der Institutionen nicht erwartet, dass sie einem solchen grundlegenden Wandel einfach mitmachen, geschweige denn dessen Notwendigkeit noch dessen Wesen verstehen würden. Das wäre in etwas so abwegig, wie ein junger Schreinerlehrling im ersten Jahr seinen Meister davon überzeugen könnte, dass dessen Art einen Hammer zu halten grundlegend falsch sei.

Rudi Dutschke war seiner Zeit damit voraus, weshalb viele Menschen ihn nicht richtig verstanden. Auch heute scheint das Verständnis dieser Idee in weiter Ferne zu sein. Dutschkes Blick war geprägt von wahrhaftigem Bewusstsein um die Geschichte, um aus den Fehlern, die der Mensch im Laufe seines Daseins begangen hat, Lehren zu ziehen und sie über den Status Quo seiner Zeit hinauszudenken und weiter zu entwickeln. Er wurde massiv enttäuscht. Denn als Dank für seinen Aktivismus wurde er vergessenes Opfer eines Attentats an dessen Spätfolgen er schließlich starb.

„Tod“ als Beispielaspekt des vorherrschenden Weltbilds

Aus meiner Sicht würde eine grundlegende Veränderung im Bildungssektor die meisten Probleme in Form eines „langen Marsches“ lösen, da auch ich nicht glaube, dass man die aktuellen Köpfe, die die Vorstandsposten, Ministerämter und sonstigen wichtigen Funktionen besetzen, überzeugen könnte, ihr aktuelles Weltbild abzulegen.

Von welchem Weltbild spreche ich? Vereinfacht ausgedrückt meine ich das materialistische Weltbild, das unser westliches Denken vorwiegend prägt:

Wir sind unser Körper, der Ergebnis einer zufälligen Abfolge von Mutationen und langsamer Anpassung an die Umwelt ist. Dieser Körper bewegt sich, weil er Muskeln und Knochen hat, die von der weichen Glibbermasse, die wir unser Gehirn nennen, gesteuert werden. Die Psyche ist dabei nur holographisches Abbild derselben elektrischen Impulse, die unsere Gliedmaßen mehr oder weniger kontrolliert zucken lassen. Gefühle und Eindrücke sind nur Interpretationen, nur Reflexe auf Umweltreize oder Nebenprodukt anderer Rechenprozesse unseres Hirns. Wir sind eine Maschine, dessen Prozessor ziemlich krass ist.

Phänomene wie sie uns beispielsweise Meditationsmeister, Geistliche oder Mönche zeigen, sind nur magische Tricks, die sich ganz bestimmt erklären lassen oder einfach erfundene Geschichten, die sich Spinner ausgedacht haben. Hier ein kurzes Video für ein solches Phänomen:

Derzeit beobachte ich in aller Deutlichkeit, wie uns dieses materialistische Weltbild in die Angst vor dem Tod zieht. Der Tod ist ein Thema, das nicht unbedingt an der Tagesordnung steht, bis er unvermittelt in’s eigene Leben tritt. Nun hören wir plötzlich seit einem Jahr jeden Tag die Wörter „Pandemie“, „Krankheit“ und „Tote“. Hätte man das gleiche bei jedem Krieg gemacht, an dem Deutschland nach 1945 beteiligt war und ist, dann würden bestimmt viel mehr Leute gegen Krieg auf die Straße gehen. Im Krieg dienen diese Tode aber einem „höheren Zweck“, weshalb der Tod der im Krieg getöteten Menschen anders bewertet wird und je nach dem ob sie Deutsche, US-Amerikaner oder Afghanen sind. Oder aber wir sind uns einfach nicht ausreichend bewusst, wie viele Menschen einen brutalen und sinnlosen Tod sterben ohne nachweisbaren Einfluss von Viren und Bakterien.

In der Coronapandemie handelt es sich aber um einen Feind, der in jedem von uns leben könnte. Zu jeder Zeit. An jedem Ort. Ähnlich wie Terroristen könnten die Coronaviren überall sein. Und sie könnten jederzeit eine tödliche Erkrankung auslösen, so wie jederzeit ein Bahnhofsgebäude gesprengt werden könnte. Nach den Anschlägen des 11. September war es nämlich genau diese Angst, die Angst vor dem bärtigen Gesicht des Terrorismus, die die globale Überwachung und die Verschärfung aller Kontrollen an Flughäfen vorangetrieben haben. Wo sind die Terroristen in diesen Tagen? Denken sie sich: „Oh Allah, Lockdown, ich bleib dann mal lieber daheim!“? Oder haben die Überwachungskameras sie verjagt?

In diesem Beitrag habe ich ausführlich über das Thema „Tod“ gesprochen.

Konkrete Handlungsmöglichkeiten

Am Schluss dieses Gedankenspaziergangs möchte ich noch etwas konkreter werden. Da der moderne immer weniger in der Lage ist, aus abstrakten Gedanken selbständig konkrete Handlungen abzuleiten, möchte ich hier ein paar Vorschläge liefern, was man tun kann, um wieder in die Eigenverantwortung, die Selbstbestimmtheit und in’s eigenständige Denken zu kommen:

  1. Lest ab und zu ein Buch:

    Dieser Tipp ist nun nicht überraschend, aber heute umso wichtiger. Bei diesem Ratschlag geht es weniger darum, welches Buch es ist. Lesen an sich fördert das eigene Denken ganz von selbst, weil wir aus abstrakten Symbolen Sinn erzeugen müssen, der dann von unserer Glibbermasse zwischen unseren Hörorganen zu Bildern und Gedanken entwickelt wird. Dieser Prozess allein fördert das selbständige Denken in unvergleichbar höherem Maße als es Youtube-Videos schauen und Hörbücher hören tut. Wenn ihr in einer WG lebt, einen Partner und oder Kinder habt, könnt ihr euch beispielsweise gegenseitig etwas vorlesen oder gemeinsam in verteilten Rollen lesen, das erhöht sehr schnell den Spaßfaktor.

  2. Legt das Handy weg:

    Noch in meiner eigenen Jugend – und so alt bin ich jetzt noch nicht – war das Handy ein reines Kommunikationsmittel. Nun ist es jedoch ein Multifunktionstool für beinahe jeden Lebensbereich. Dieser Umstand hat uns abhängig gemacht. Um zu merken, wie abhängig man tatsächlich ist, empfehle ich jeder und jedem einfach mal das Handy für ein paar Stunden am Tag in einer Schublade verschwinden zu lassen. Besser noch wären ganze handyfreie Tage. Dazu wäre doch der Sonntag sehr gut geeignet. Ihr werdet sehen, welch fremder Schmerz plötzlich in euch aufsteigt, wenn man mit seinen eigenen Gedanken konfrontiert wird.

  3. Schaltet den Fernseher aus:

    Ich glaube, hierzu muss ich nichts weiter sagen.

  4. Treibt gemeinsam Sport:

    Wer sich alleine nicht für sportliche Aktivitäten begeistern kann, der sollte sich eine oder mehrere Personen suchen, die Interessen teilen. Gemeinsam lässt sich der innere Schweinehund besser besiegen.

  5. Hinterfragt euren Standpunkt:

    Wenn man sich nun eine Weile wieder mehr den eigenen Gedanken zugewandt hat, kann man irgendwann dazu übergehen, die eigenen Gedanken zu hinterfragen. Warum reagiere ich auf diese Situation nun so? Warum denke ich über jene Person das und das? Woher kommt meine Vorstellung von diesem und jenem? Die Frage ist es, die uns zu uns selbst zurückführt und von dort aus über den Punkt hinaus, von welchem wir gestartet sind. Das Kind in uns ist das, was uns Menschen von den anderen Tieren abhebt. Kinder fragen, Kinder machen Dinge wider besserem Wissen einfach mal anders, Kinder haben die Gabe des Lernens und des Entdeckens. Wir müssen das Kind in uns wiederbeleben.

  6. Hört euch gegenseitig zu:

    In der Geschichte „Die wahre Meisterschaft“ habe ich thematisiert, wie wichtig ein gesundes Lehrer-Schüler-Verhältnis ist. Jeder Lehrer ist auch Schüler, sowie jeder Schüler auch Lehrer ist. Wenn ich beispielsweise Nachhilfe gebe, dann stelle ich viele allgemeine Fragen und höre meinen Schülern sehr genau zu. In ihren Worten stecken nicht selten Aspekte, die ich selbst in meiner Frage vielleicht gar nie gesehen hätte.
    Anders herum sollte man in jeder Person, die eine bestimmte Profession oder bestimmte Eigenschaften hat, genau zu hören und versuchen, von ihr zu lernen. Egal wer, er oder sie hat immer die ein oder andere Lektion, die es sich zu lernen lohnt, selbst wenn man glaubt, dem oder der anderen überlegen zu sein.

Mandala

Schlusswort

Das Schlusswort überlasse ich dem großen Rudi Dutschke:

6 Gedanken zu “Gedanken zu: Wie wollen wir leben?

  1. ja eine Weile Digitales Detox tut sehr gut, die Tage beim Spaziergang fragte mich auch ein Bekannter über etwas, was wohl ein oder 2 Tage vorher im TV kam und ich ihm antwortet, dass ich wirklich mal ein paar Tage die Medien wie Radio und TV auslasse, da die Nachrichten und Themen immer selbige sind und es manchmal einfach zu zermürbend ist und ich werde das wohl nun noch einmal machen – blöd ist eben nur, wenn man eine Selbständigkeit hat, die online ist, da muss man dann einige Medien nutzen und zusehen, dass man aber seinen eigenen Weg dort geht und wenn man merkt, es geht nicht mehr, einfach etwas zurückfahren. und deine Liste ist sehr interessant, vor allem, dass man sich wirklich wieder zuhören sollte mit wirklichem Interesse und 100prozentiger Aufmerksamkeit herzlichst Gaby

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    • Hallo Gaby,

      schön, dass du den Weg hierher gefunden hast. Auch ich arbeite vor allem am Computer und komme so nur sehr schwer vom Bildschirm weg. Das ist wirklich ein Fluch.

      Es freut mich, wenn dir meine Beiträge gefallen!
      Beste Grüße,
      Marco

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  2. Bin nur zufällig hier – wie wollen wir Leben? Das entscheide ich Selbst und Bestimmt als Mensch nicht als melde Obligation! Viele Leben in einer Fiktiven Illusion die Sie leider für Realistisch betrachten 🙄 Teile&Herrsche+Mediale wie auch alltägliche Manipulation tragen ihre Früchte !Mögen Sie und ihre Familie denn besten Weg für dich finden!
    Hochachtungsvoll

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    • Hallo Matt,

      erstmal danke für deinen Kommentar. Schön, dass dir mein Beitrag gefällt.

      Ich schätze mal, „ACAB“ in deinem Namen steht für „All Cops are…du weißt schon“? Zugleich sprichst du von „teile und herrsche“. Ein kurzer Besuch auf deiner Seite zeigt weiterhin, dass du offenbar einige Dinge in einem für mich nicht ersichtlichen Zusammenhang setzt und aus meiner Sicht viele Dinge durcheinander wirfst. Vielleicht liegt das aber auch an dem unübersichtlichen Aufbau deines Blogs.

      So wie der Aufbau deiner Seite erscheint es mir durcheinander, wenn man von medialer Manipulation und „teile und herrsche“ spricht, während man selbst eine zentrale „Teilung“ in seinem Namen trägt: „ACAB“. In diesem Spruch wird die Spaltung zwischen Menschen ohne und Menschen mit Polizeiuniform deutlich. Die Polizei pauschal als „Nazi Terroristen“ zu bezeichnen, finde ich nicht in Ordnung. Natürlich mag es bei der Polizei rassistische Gewaltakte geben, aber das ist kein Phänomen, das die Polizei exklusiv für sich gemietet hat, noch jeden Polizisten oder jede Polizistin betrifft.

      Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Wenn wir die „teile und herrsche“-Strategie wirklich durchbrechen wollen, müssen wir die Teilung auf jeder Ebene erkennen. Dieser Tage ist gerade die Ebene „Polizei“ und „Bürger“ sehr wichtig, weil die „Polizei“ aus meiner Sicht gerade für viele grundrechtlich sehr fragwürdige Dinge missbraucht wird. Ich würde nicht mit ihnen tauschen wollen.

      Alles Gute weiterhin,
      Marco von Exploring Roots

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