Mehr Demonstrationen, mehr Gegenwind
Vergangenes Wochenende am 07.11.2020 haben sich ungefähr 45.000 Menschen in Leizpig versammelt, um gegen die Einschränkungen der Freiheitsrechte im Zuge der Pandemie-Bekämpfung zu demonstrieren.
Seit mehreren Monaten finden in der ganzen Bundesrepublik immer wieder große Demonstrationen statt, die häufig von den lokalen Abteilungen der bundesweiten „Querdenken“-Bewegung durchgeführt werden.
Je größer die einzelnen Veranstaltungen waren, desto mehr Kritik schallte aus den großen Medienhäusern. Hierauf möchte ich nicht im Detail eingehen. Dennoch sei gesagt, dass aus meiner Wahrnehmung, die sich neben den Berichten der benannten großen Medienhäusern auch aus anderen Quellen wie Demoberichten einzelner Teilnehmer und der Berichterstattung der „freien Medien“ zusammensetzt, das Bild, das die großen Medienhäuser zeichnen, sehr einseitig ist.
Es gab durchaus gewalttätige Ausschreitungen auf den einzelnen Demos. Die Frage, von wem diese Gewalt ausging, wurde in denjenigen freien Medien, die ich persönlich gut finde, detaillierter beleuchtet, als in den Berichten der großen Medienhäuser.
Zudem erfährt man Dinge, die von den Leitmedien teilweise gar nicht erwähnt werden. Besonders schockiert hat mich der Anschlag einer Gruppe vermummter Menschen, die einen Bus mit Demonstrationsteilnehmern, die von der Leipziger Querdenken-Demo heimreisen wollten, solange mit Steinen bewarfen, bis so gut wie alle Scheiben des Busses zerstört waren.
Dieser radikale Akt der Gewalt wurde erst drei Tage später von der „Bild“ aufgegriffen. Die „Leiziper Volkszeitung“ und „t-online“ haben bereits am Montag davon berichtet. Ansonsten blieb es still im Blätterwald. Die Journalisten Dirk Pohlmann und Robert Fleischer haben mit dem Organisator der Demonstration Nils Wehner ebenfalls am 09.11. die gesamten Ereignisse des Demotages und auch den Anschlag detalliert aufgearbeitet. In folgendem Beitrag sind auch Bilder und Videos, die die Reiseinsassen des angegriffenen Busses aufgenommen haben, zu sehen:
Dieses einzelne Beispiel ist nur die Krone einer ganzen Kette von Gewaltakten, die sich Menschen der Mittel- und der Unterschicht in den letzten Monaten verstärkt antun. Ich möchte hier Abstand von irgendwelchen Verdächtigungen nehmen, wer diese schändliche Tat verübt haben mag. Es ist mir egal, welche Parteifahne diese Menschen schwenken oder welche „edle Mission“ sie zu verfolgen glauben. Hier wurde willentlich die Verletzung von Menschen in Kauf genommen, die lediglich ihr Recht auf Meinungsäußerung im Rahmen einer demonstrativen Versammlung wahrgenommen haben.
Und mein Vorwurf geht sowohl gegen führende Politiker, als auch gegen regierungsberatende Virologen und gegen Medien, die bewusst und in mittlerweile unverhohlenem Ausmaße Intoleranz, Hass und Gewalt aktiv schüren, indem sie die Menschen, die ihre Sorgen auf den vergangenen und zukünftigen Demonstrationen zum Ausdruck bringen, systematisch diffamieren. In dieser Hinsicht haben wir längst die demokratischen Grenzen verlassen, weil eine objektive Meinungsbildung, die essentiell für eine demokratische Gesellschaft ist, aktiv verhindert wird!
„Alarmstufe Rot“ in Freiburg
Auch ich war an diesem Wochenende auf zwei Demonstrationen und habe mir selbst ein Bild von der Situation gemacht. Am Freitagabend 13.11.2020 hat die ebenfalls bundesweit agierende Bewegung „Alarmstufe Rot“ eine Kundgebung in Freiburg organisiert. „Alarmstufe Rot“ ist ein Verbund , der „Soloselbstständige und Einzelunternehmer, mittelständische Unternehmer und Betriebe in öffentlicher Hand“ vereint, um gemeinschaftlich Forderung an die Politik zu stellen, die den Kunst- und Kultur-Betrieb dieses Landes retten sollen (Quelle).
In Berlin fand vor zwei Wochen eine große Veranstaltung dieses Verbunds statt, bei der unter anderem Dieter Hallervorden auf der Bühne stand:
In Freiburg fanden sich am vergangen Freitag meiner Schätzung nach ca. 200 bis 300 Menschen am Platz der Alten Synagoge ein, um sich die Forderungen der Kulturschaffenden anzuhören. Die Demo fand vor dem rot beleuchtetem Freiburger Stadttheater unter Einhaltung der Hygiene-Verordnungen statt.
Die Forderungen dieses Verbunds sind anders gelagert, als die Forderungen der „Querdenken“-Bewegung. Den Kulturschaffenden geht es keineswegs darum, die Maßnahmen in irgendeiner Form in Frage zu stellen. Sie erhoffen sich mit ihrem Engagement eine breitgefächertes Finanz-Hilfspaket, das die drohenden Insolvenzen aufschieben soll. Den konkreten Wortlaut der Forderungen könnt ihr hier nachlesen.
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die Politik keinesfalls die Kultur-Branche opfern darf, während Großkonzerne bereits mit mehreren Millionen versorgt wurden. Inwieweit aber eine bloße Finanzspritze die Pleitewelle vieler Künstler und Soloselbständige aufhalten kann, hängt vor allem davon ab, wann ein Betrieb endlich wieder möglich sein wird. Dass die Aufmerksamkeit für diesen wichtigen Teil des gesellschaftlichen Lebens aber so gering ausfällt, stimmt mich wirklich besorgt.
(Quelle: eigene Aufnahme)
In Freiburg konnte seit Längerem schon ein Aussterben der Club- und Bar-Kultur beobachtet werden. Dies wurde von den Rednern in ihren Beiträgen dargelegt. In diesem Jahr konnten wir diesen Prozess nochmals in beschleunigter Form beobachten. Insgesamt fand ich die Veranstaltung bis auf die überschaubare Teilnehmeranzahl gelungen.
Meine Kritik an der Demonstration, die mehr eine Kritik an der Gesellschaft selbst ist, ist dennoch folgende: ein Sprecher war ein stadtbekannter Betreiber einer beliebten Bar Freiburgs. Ich hatte das Gefühl, dass er gerne seinen Unmut und Zweifel bezüglich der Maßnahmen kundgetan hätte.
Bevor er diese jedoch in irgendeiner Form präzisiert hat, hat er herumgedruckst und schließlich seine Rede ohne nennenswerten Informationsgehalt beendet. Dies deutet für mich auf eine defizitäre Lage der Meinungsfreiheit hin. Meiner Vermutung nach hatte er berechtigte Bedenken, als „Corona-Leugner“ verschrieen zu werden, falls er sich kritisch zum Maßnahmen-Kurs der Politik geäußert hätte.
„Querdenken“ in Freiburg
Tags darauf fand um 14:30 die „Querdenken“-Demonstration statt. Ich war ebenfalls dort, um mir diese Veranstaltung anzusehen. Hier waren ebenfalls ungefähr 200 bis 300 Menschen versammelt. Auffällig waren vor allem, wie deutlich mehr Polizei-Präsenz vorhanden war. Am Rande der Versammlung fanden sich auch eine Handvoll Gegendemonstranten ein, die auf mich ein bisschen verloren gewirkt haben. Im Laufe einer Stunde hat sich dieser angedeutete Gegenprotest allerdings mehrheitlich aufgelöst.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren vor allem Menschen mittleren Alters Männer wie Frauen und nur vereinzelt junge Erwachsene und Jugendliche. Die Abstandsregelungen wurden beachtet und ständig von der anwesenden Polizei kontrolliert. Vor Ort waren auch einige Menschen ohne Maske, die auf Anfrage der Polizeikräfte ein ärztliches Attest vorweisen mussten, um ihre Befreiung nachzuweisen, was ich auch vereinzelt beobachten konnte.
Bei dieser Versammlung wurden einige Lieder vorgetragen, die von „Frieden“ und „Freiheit“ handelten. Für mich wirkten diese Beiträge schon fast wie ein „Woodstock-Revival“ nur ohne Drogen und Rock’n’Roll. Die Redebeiträge waren inhaltlich mit sehr viel Informationen bestückt, die in den Augen einiger Menschen wahrscheinlich zu großen Teilen als verschwörerische Fake-News bezeichnet worden wären. Ich selbst hätte nur an einzelnen Aussage Kritik zu äußern.
Meine Kritik gilt weniger den Inhalten, sondern der Art und Weise, wie sie transportiert wurden. Die Rednerinnen und Redner waren größtenteils etwas zu nüchtern und ruhig. Der Inhalt, der in diesen Zeiten eigentlich gesellschaftlicher Sprengstoff ist, benötigt mehr Energie, um wirklich bei den Menschen Gehör zu finden.
Meine Kritik gilt auch der Länge der Veranstaltung. Ich selbst war ca. anderthalb Stunden vor Ort und recht schnell ziemlich abgelenkt, weil die Rednerinnen und Redner mich nicht nachhaltig beeindruckten. Die Demonstration könnte etwas kürzer und dafür mit mehr Energie geladen sein, um mehr Leute zu erreichen. Ein diskussionswürdiger Aspekt ist auch der Auftritt dreier Mädchen im Mittelstufen-Alter. Diese Schülerinnen haben einen langen, aber inhaltlich wirklich gut ausgearbeiteten Vortrag gehalten.
Darin haben sie alle nennenswerten „Fakten“ bezüglich der „Corona-Pandemie“, dem „Virus“ selbst und den „Maßnahmen“ angesprochen und mit Studien belegt. Die drei Mädchen haben aus meiner Sicht besser und lebhafter gesprochen, als alle übrigen Rednerinnen und Redner, die ich an diesem Tag gehört habe. Falls diese Schülerinnen den Vortrag selbst geschrieben haben, zolle ich ihnen hiermit meinen Respekt. Ich halte es allerdings für unwahrscheinlich, dass sie ihn gänzlich ohne Hilfe erarbeiteten.
Die Art, wie diese drei jungen Damen inszeniert wurden, stimmt mich allerdings nachdenklich. Aus den „Leitmedien“ wurden ebenfalls schon Vorwürfe laut, „Corona-Kritiker“ würden Kinder instrumentalisieren. Allerdings sollte man dann auch den Hype um die junge schwedische Klimaktivistin Greta Thunberg in Frage stellen.
Was diese Mädchen aus ihrem Schulalltag berichteten, fand ich dennoch alarmierend. Neben der gut recherchierten Zusammenfassung der Lage, berichteten sie von Mobbing durch andere Schülerinnen und Schüler, sowie von Ungleichbehandlung durch einzelne Lehrkräfte. Diese Mädchen seien ebenfalls von der Maskenpflicht befreit, weshalb sie die Schule ohne Maske besuchen dürfen. Dies erschwere ihren Schulalltag extrem, weil Mitschüler sie beschimpfen und ausgrenzen sollen. Außerdem berichten sie von einseitigem Unterricht, der kritisches Gedankengut bezüglich den „Corona-Maßnahmen“ verleumde.
Wo bleibt der Aufschrei?
Ein weiteres Demo-Wochenende geht zu Ende. Während die meisten Freiburgerinnen und Freiburger es vorzogen, ihren Vergnügungen nachzugehen oder mit Maske durch die Stadt zu spazieren, demonstrierten einige Wenige für den Erhalt der Kulturlandschaft und eine andere Splittergruppe für die Beendigungen der „unverhältnismäßigen Corona-Maßnahmen“ und eine „Rückkehr zu einem normalen Alltag unter gebotener Umsicht für Risikogruppen“.
Doch anstatt an eine Rückkehr zur ehemaligen demokratischen Grundordnung zu denken, planen die Regierungsparteien CDU/CSU und SPD eine Vergesetzlichung bereits bestehender und weitere Beschränkungen der Grundrechte. In diesem Beitrag habe ich von dem Gesetzesentwurf, über den kommende Woche abgestimmt werden soll, berichtet.
Auf EU-Ebene plant man sogar eine Legalisierung der Überwachung verschlüsselter Kommunikation. Bisher werben Messengerdienste damit, dass unsere Nachrichten verschlüsselt würden, um einen einfachen Zugriff auf deren Inhalte zu erschweren. Nun sollen Regierungsorgane die Schlüssel der einzelnen Dienste erhalten, um jederzeit jede Form der Kommunikation live mitverfolgen und jederzeit abrufen zu können. Die Begründung dieses Schritts ist wie immer, wenn es um Datenschutz geht: Terrorismus.
So langsam habe ich die Befürchtung, die Menschen dieser Gesellschaft haben sich insgeheim schon allem ergeben, was kommen mag. Viele stecken den Kopf in den Sand und hoffen, dass alles schon irgendwie gut gehen oder dass irgendjemand es schon regeln wird.
Wenn wir aber in die Geschichte zurückblicken, dann hat uns die menschliche Eigenschaft, alles immer irgendwie positiv zu sehen, zwar aus so mancher Krise geholt, allerdings in genauso viele Krisen auch hingeführt. Mir scheint es fast so, als sei diese Berge-und-Tal-Fahrt der Kick, den sich die Menschheit jede ein bis zwei Generationen einmal holen will, um sich so richtig zu spüren.
Ich sage euch: Wir brauchen diese Berg-und-Tal-Fahrt nicht!
Der Mensch ist NICHT so. Der Mensch wurde so gemacht. Niemand möchte Leid erleben. Vor allem dann nicht, wenn es vermeidbar ist.
Es IST vermeidbar.
Aber dazu müssen wir die Bettdecke vom Kopf reißen und dem Monster aus dem Schrank ins Gesicht sehen.
Seid mutig und hört nicht nur auf euren logischen Verstand sondern auch auf euer Herz.
Die Balance dazwischen zu finden, ist die wahre Herausforderung unserer Gesellschaft.
Diese Herausforderung kann nur gemeinschaftlich, friedlich und vor allem mit Toleranz und Redefreiheit gemeistert werden!
von Marco Lo Voi
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