Freiheit, die ihren Preis hat
In den letzten Wochen und Monaten sind mir untere anderem Äußerungen aufgefallen, wie: „im Sommer war ja irgendwie alles normal und jetzt wird’s wieder ungemütlich“, „jetzt, nach Corona kann es wieder losgehen“ oder „worüber regst du dich auf, man darf doch wieder alles?“. Es ist schon erstaunlich, wie schnell der Mensch sich mit Situationen arrangieren kann. Wenngleich er sich nicht wie andere Tiere in gleichem Maße an seine natürliche Umgebung anpasst sondern das Umfeld so umgestaltet, wie es seinen Wünschen entspricht, hat er sich dennoch etwas von dieser Anpassungsfähigkeit bewahrt. Insbesondere, wenn er oder sie das Gefühl hat, ohnehin nichts an einer Situation ändern zu können.
Zwei relative harte Lockdowns, in denen nur die nötigsten öffentlichen Räume verfügbar waren, haben ausgereicht, um uns vergessen zu lassen, was „Freiheit“ wirklich bedeutet. Heute ist das Tragen einer Maske beim Einkauf, das Vorzeigen eines Nachweises vor bestimmten Aktivitäten oder die Überlegung eines Hygienekonzeptes vor einer Versammlung völlig selbstverständlich. Im Beitrag „Freiheit – ein großes Wort“ habe ich dazu bereits einige Gedanken geäußert. Es ist natürlich richtig: auch vor der Einschränkung von Grundrechten durch die Corona-Maßnahmen waren wir nicht absolut frei. Wir unterlagen auch zuvor den Gesetzmäßigkeiten und Regeln des Wirtschaftssystems, gewissen Ordnungsprinzipien einer zivilisierten Gesellschaft und den ureigenen Bedürfnissen. Aber sind es unter anderem nicht die Ordnungsprinzipien eines demokratischen Staates, die „Freiheit“ durch „Grundrechte“ ermöglichen? In ein Gesellschaftssystem eingebettet zu sein, heißt nicht zwangsläufig, unfrei zu sein. Über die unsichtbaren Fesseln des Geldsystems habe ich an anderer Stelle bereits geschrieben.

Wir halten also fest: das Thema „Freiheit“ kann sicherlich auch in Abwesenheit der Corona-Maßnahmen kontrovers diskutiert werden. Einig sind wir uns vermutlich jedoch alle darin, dass die Corona-Maßnahmen bestimmte Dinge wie das Zusammenkommen einer bestimmten Anzahl an Personen an einem Ort oder gar in einem Raum nur bedingt möglich machen. Vor den Corona-Maßnahmen hat vermutlich niemand in seinem oder ihrem Alltag darüber großartig nachgedacht. Nach dem deutschen Grundgesetz ist dies den Menschen in Deutschland unter Artikel 8 GG jedoch eigentlich auch gewährleistet. Nun wird heutzutage der Mensch in Deutschland allerdings nach einem medizinischen Schema unterschieden, das einem Teil der Bevölkerung eine „Zugangserleichterung“ zu bestimmten Grundrechten, die auf Grund „der Feststellung einer epidemischen Lage nationaler Tragweite“ zunächst entzogen wurden, gewährt: Der Immunisierungsstatus. Wer sich dem medizinischen Eingriff mittels eines „bedingt zugelassenen Impfstoffes“ unterzieht, erlangt den vorübergehend dauerhaften Gesellschaftsstatus „geimpft“.
Wer PCR-Test-positiv auf Corona getestet und anschließend 14 Tage in Quarantäne ausgeharrt hat, erlangt dadurch für 6 Monate den Gesellschaftsstatus „genesen“. Die „Geimpften“ und die „Genesenen“ gehören damit zur privilegierten Schicht der „Immunisierten“. Wer es also geschafft hat, seit knapp anderthalb Jahren nicht nachgewiesenermaßen an Corona zu erkranken, sich aber noch nicht dem besagten medizinischen Eingriff unterzogen hat, kann sich bestenfalls für 24 bzw. 48 Stunden gegen einen bestimmten Betrag in die 3G-Sellschaft „eintesten“. Die 3G-Sellschaft ist also ihrem Wesen nach eine „Exklusiv-Gesellschaft“, die den Menschen, der sich nach seinem Gesundheitsverlauf noch im „Vorpandemie-Status“ befindet, bestimmte Grundrechte vorenthält. Da der gesellschaftliche Anteil, der sich noch im „Vorpandemie-Status“ befindet, zunehmend schrumpft, wird dieser „unveränderte Status“ zum einem „Randgruppen-“ und damit zu einem „Sonderstatus“ .

Rekapitulation des Pandemieverlaufs
Natürlich ist es immer notwendig, sich auf veränderte Situationen einzustellen. Wenn also eine Gefahrenlage besteht, ist es nachvollziehbar, bestimmte Maßnahmen zu ergreifen. Liegt eine mögliche oder nachgewiesene Bedrohung für die Gesamtgesellschaft oder für einen Teil davon vor, dann ist es selbstverständlich, bestimmte Regeln einzuführen. Im März 2020 war dies definitiv der Fall. Eine unbekannte und daher unberechenbare Bedrohung schien sich anzubahnen. Es war als im Sinne des Bevölkerungsschutzes, darauf zu reagieren. Das Wichtigste dabei ist es aus meiner Sicht jedoch, die Bedrohung genau zu erfassen und zu beobachten. Die Einführung und Anpassung bestimmter Maßnahmen sollte dabei stets auf der Grundlage der akuten Gefahrensituation geschehen. In einem aktuellen Artikel schreibt jedoch der polarisierende Virologe Prof. Streeck, dass die Pandemie immer noch „eine Krise der fehlenden Daten, der falschen Kommunikation und des Unvermögens, aus Erfolgen zu lernen“ sei (Quelle). Werfen wir also zunächst einen Blick auf den Verlauf der erfassten und beobachteten Gefahrenlage. Dazu möchte ich neben Deutschland ausgewählte Vergleichsländer hinzuziehen, um den Erfolg verschiedener Bewältigungsstrategien der einzelnen Staaten abzubilden
Ich habe mir zum Vergleich die Länder „Italien“, „England“ und „Schweden“ herausgesucht. Jedes Land hat eine andere Corona-Politik gefahren. Während „Italien“ bis heute sehr streng ist und inzwischen sogar eine landesweite Impfpflicht eingeführt hat, ist „Schweden“ für seine sehr liberale Corona-Politik bekannt. Dort sind inzwischen so gut wie alle Corona-Maßnahmen gefallen. Deutschland und England bewegen sich irgendwo dazwischen. Zur Darstellung habe ich für alle Länder die Anzahl der durchgeführten Tests pro 1.000 Einwohner (1), die Zahl der positiven Tests pro 1 Mio. Einwohner (2), die absolute Zahl der mit einem positiven Test auf der Intensivstation Behandelten (3), die Zahl der mit/an Corona Gestorbenen pro 1. Mio Einwohner (4) und den Index zur Härte der jeweiligen Corona-Strategie (5) in 3 Galerien zusammengefasst. Alle Darstellungen zeigen den 7-Tage-Durchschnittswert.
Zunächst zeige ich die Darstellungen für den Zeitraum seit dem Ausbruch der Pandemie bis Ende 2020. Dies war der Zeitraum, in welchem die Impfstoffe in die Entwicklung gegangen sein sollen:
An der Anzahl der Tests sieht man, wie das Virus zunächst nur vereinzelt durch Tests gesucht wurde (1). Die Zahl der Tests wurde dann in allen Ländern zum Jahresende hin drastisch erhöht. Dies spiegelt sich in der Anzahl der positiv auf das Virus Getestete wieder (2). In den Mainstream-Medien wird hierbei noch immer von „Infektionen“ gesprochen. In der 2. Welle, in welchem eigentlich Zeit gewesen wäre, die Intensivstationen mit Personal und Betten aufzustocken, nahm die Auslastung mit „Corona-Patienten“ wieder ähnliche Ausmaße wie in der 1. Welle an (3). Trotz Vorbereitungszeit war die Hysterie wieder sehr groß. Die Zahl der „Corona-Toten“ sank in der 2. Welle jedoch bereits fast überall trotz ausgeweiteter Erfassung der Fälle (4). Dies wurde unter anderem mit den in Bild 5 dargestellten Corona-Maßnahmen begründet.
Sehen wir uns nun den Verlauf des aktuellen 2. Pandemiejahrs an. Hier habe ich dieselben Darstellungen gewählt und den Verlauf der Impfkampagne (5) hinzugenommen:
Bis auf England und Italien haben die meisten Länder ihre Testungen zurückgefahren (1). Die 3. Welle Anfang dieses Jahres zeigt sich in Schweden am deutlichsten, während in England diese Entwicklung sich erst Mitte des Jahres zeigte (2). In Bild 3 zeigt sich jedoch, wie trotz hoher Inzidenz in England die Anzahl der Intensivpatienten mit Corona ohne dritte Welle ablief, während Italien und Deutschland die deutlichste 3. Welle auch auf den Intensivstationen verzeichneten (3). In Bild 4 sehen wir jedoch, wie das „Sterbegeschehen“ mit Corona tatsächlich aussah. Außer in Deutschland lässt sich aus meiner Sicht in keinem der Länder eine 3. Welle ausmachen. Mit dem Fortgang der Impfkampagne (5) flachte diese Kurve noch weiter ab. Dennoch nahm nur Schweden dies zum Anlass, die Maßnahmen weiter zurückzufahren (6). Italien fährt immer noch einen radikalen Kurs, während Deutschland einen Mittelweg geht und vor allem für „Nicht-Immunisierte“ Beschränkungen aufrecht erhält.
Um die aktuelle Situation in den Gesamtzusammenhang zu setzen, führe ich hier nochmals alle Darstellung auf und zeige dabei den Gesamtverlauf der beiden Jahre:
Wir sehen, dass England und Italien insgesamt auf eine breite Testung setzen (1). Dabei zeigt jedoch nur England noch immer eine hohe Anzahl an positiven Tests, während Deutschland das Mittelfeld besetzt (2). Schweden und Italien sind trotz sehr unterschiedlicher Strategien gleichauf. Bei den Intensivstationen ist Deutschland an erster Stelle, während Schweden hier die stabilsten Zahlen aufweist (3). Hinsichtlich des Sterbegeschehens sehen wir in allen Ländern eine im Vergleich zu den ersten beiden Wellen eine starke Abflachung und einen ähnlichen Verlauf der Kurven (4).
Welche Schlüsse lassen sich daraus ableiten? Zum einen lässt es nicht bestreiten, dass die Impfungen für die Geimpften offensichtlich einen persönlichen Schutz bietet. An der Anzahl der positiven Tests lässt sich wiederum ablesen, dass dennoch Ansteckung und Verbreitung des Corona-Virus und seltener auch eine symptomatische Erkrankung möglich sind. Dies ist inzwischen auch wissenschaftlicher Konsens. Es stellt sich also die Frage, weshalb zwischen „Immunisierten“ und „Nicht-Immunisierten“ unterschieden werden muss, wenn doch lediglich die „Nicht-Immunisierten“ offensichtlich die „Gefährdeten“ sind? Starren wir weiterhin nur auf die Zahl der positiven Tests, werden wir nie mehr aus dem Impfkreislauf ausbrechen können, da die Wirkung der Impfungen nach 6 Monaten immer schwächer wird.
Die Auslastung der Intensivstationen zeigt auch, dass nun in der dritten bzw. vierten Welle die Zahlen geringer als Beispielsweise vor einem Jahr ausfallen. Zugleich gibt es inzwischen Medikamente, Impfstoff ohne Ende und die Krankenhäuser, das Gesundheitssystem und der Staat hatten nun 18 Monate Zeit, um sich auf die Pandemiesituation einzustellen. Stattdessen werden erneut willkürliche Grenzwerte an Impfquote und Intensivauslastung als Grenzwert an die Stelle gesetzt, wo zuvor die „Todeszahlen“ standen, die dann vom „R-Wert“ abgelöst wurden, welcher jetzt also von Impfquote und Intensivauslastung verdrängt wurde, während das Sterbegeschehen überhaupt keine Rolle mehr spielt. Ich kann mir nicht helfen, aber in mir taucht angesichts dieser Tatsache das Bild eines Hundes auf, dem man ein Wurst an einem Stock auf den Rücken gebunden hat. Egal wie sehr er sich anstrengt, das Objekti der Begierde ist doch unerreichbar.

Keine Notlage in Sicht – Grundrechtsbeschneidungen bleiben dennoch
Am 25. November soll die „Epidemische Notlage von nationaler Tragweite“ endgültig auslaufen. Dazu bestehe kein Anlass mehr. Dennoch wollen Politikerinnen und Politiker nichts von einem „Freedom-Day“ hören. Ab dem 25. November soll dann ein sogenanntes „Übergangsgesetz“ den Bundesländern ermöglichen noch mindestens bis zum 20. März 2022 Corona-Maßnahmen nach eigenem Ermessen aufrecht zu erhalten, insofern das Corona-Virus nicht mit neuen Mutationen aufwarte. Also wird im Grund lediglich das Prinzip des Föderalismus wieder in Kraft gesetzt und das Parlament auf Bundesebene soll wieder ihre eigentlichen Befugnisse erlangen (Quelle).
Das Ergebnis wird ein erneuter Flickenteppich an Maßnahmen sein, die in den einzelnen Bundesländern gelten. Dies wird meiner Einschätzung nach zur Folge haben, dass es innerhalb Deutschlands zu großer Mobilität und kuriosen Sonderregelungen der einzelnen Bundesländer kommen wird. Dies kann dann alle möglichen Formen annehmen – den Bundesländern wird freie Hand gewährt. Überall rechnen die Menschen inzwischen mit der Etablierung der 2-Klassen-G-Sellschaft. Damit hätte dann die Zentralregierung durch die Exekutive ein Ende. Was bleibt, ist die Erinnerung an diesen Zustand. Ein Zustand, der in Zukunft bei verschiedenen Anlässen jederzeit erneut in Kraft treten könnte. Beispielsweise bei einem neuen Virus. Oder beim Fortschreiten des Klimawandels. Vergangenes Jahr hat Bill Gates ja bereits mit einem verschmitzten Grinsen angedeutet: die nächste Pandemie „will get attention this time“ („wird Aufmerksamkeit erregen“):
2G heißt 1G
In einzelnen Regionen Deutschlands wird bereits die absolute „Exklusiv-Gemeinschaft“ gelebt: 2G. Wenn „2G“ die Zugangsvoraussetzungen sind, dann handelt es sich um „g-sicherte“ Bereiche, zu denen lediglich die Bevölkerungsschicht der „Immunisierten“ Zugang erhält. Angesichts der Tatsache, dass der Status „genesen“ ja nach 6 Monaten verfällt, fallen diese Menschen wieder in Schicht der „Nicht-Immunisierten“. Diese können durch ihren Krankheitsvorsprung aber bereits mit einem „Booster“ gleich wieder in die Schicht der „Immunisierten“ aufsteigen. Damit erwerben sie den Status „geimpft“. Somit wird die Schicht der „Genesenen“ immer weiter schrumpfen, während die Schicht der „Geimpften“ wächst. Faktisch handelt es sich bei dem Modell „2G“ um eine „schleichende 1G-Regelung“. Dies ist also die Verwirklichung einer 2-Klassen-G-sellschaft, die Menschen nach einem unsichtbaren, weil innerkörperlichen Status unterteilt, wobei die Schicht der „Nicht-Immunisierten“ von erheblichen Teilen des gemeinschaftlichen Lebens ausgeschlossen und in seiner privaten Freiheit jederzeit weiter eingeschränkt werden kann.
Ich frage mich ernsthaft, weshalb der Staat nicht auch Antikörper-Tests finanziert, die nachweisen, dass Menschen bereits mit dem Virus in Kontakt gekommen und damit faktisch auch „genesen“ sind? Den Status erhält man jedoch nur, wenn zuvor ein PCR-Test positiv angeschlagen hat. Bemerkt man jedoch selbst nichts von der Corona-Infektion, dann muss man sich impfen lassen, um in die Gesellschaft der „Immunisierten“ aufsteigen zu können. Eine breite Erhebung der Dunkelziffer der tatsächlichen „Durchseuchung“ ist offenbar nicht erwünscht. Selbst Gesundheitsexperte Lauterbach weist auf eine Studie aus Israel hin, die zeigt, dass „Genesene“ besser als „Geimpfte“ geschützt sind (Quelle).

„Wieso bist du nicht geimpft?“
Es ist richtig: in Deutschland gibt es noch keine Impfpflicht. Eine solche wird es vermutlich auch nicht geben, weil sie nicht notwendig ist, da die Impfbereitschaft ohnehin sehr hoch ausfällt. In meinem Umfeld, das vor allem aus jungen, gesunden Menschen besteht, ist nun auch ein erheblicher geimpft. Vor allem Menschen aus meinem engsten Bekanntenkreis haben sich jedoch nicht aus medizinischer Notwendigkeit diesem Eingriff unterzogen. Meistens handelte es sich um praktische Beweggründe. Die erschwerten Bedingungen für „Nicht-Immunisierte“ an den Universitäten und an den Arbeitsplätzen waren häufig die Ursache zu einer Impfentscheidung. Diese auf Grund des „Impfdrucks“ getroffene Entscheidung kann ein psychisches Trauma auslösen, das niemals in einer Statistik erscheinen wird.
Gleichzeitig steigt der psychische Druck auch unter denen, die weiterhin zu den „Nicht-Immunisierten“ gehören. Weil Drei-Viertel der Bevölkerung Deutschlands nun Teil der „Immunisierten“ sind, ist „Geimpft-Sein“ eine Selbstverständlichkeit. Wie wir in den drei Galerien mit dem Verlauf der Pandemie gesehen haben, ist die Gefahrensituation nun um ein Vielfaches geringer also noch vor ein paar Monaten. Darum ist die medizinische Notwendigkeit für den Einzelnen ebenfalls viel geringer. Wer bisher „überlebt“ hat, dessen Chancen sind nun noch höher als vor einem Jahr. Lauterbach hingegen malt hingegen ein fatalistischeres Bild. Das häufigste Argument, was „Nicht-Immunisierten“ noch an den Kopf geworfen wird, ist die erhöhte Ansteckungsgefahr, die sie für die Gesellschaft bedeuten. Immer wieder kommt es jedoch auch unter 2G-Bedingungen zu „Corona-Ausbrüchen“. Hier ein paar Beispiele:
Eine noch nicht peer-reviewte Studie eines internationalen Forscherteams vom 15. Oktober hat zudem erneut bestätigt, dass auch unter vollständig Geimpften weiterhin positive PCR-Test-Ergebnisse mit niedrigem CT-Wert (<=25) festgestellt werden können: Zur Studie „Shedding of Infectious SARS-CoV-2 Despite Vaccination“. Damit fällt das Argument des Schutzes anderer weg.

Dieser Befund führt auch den Begriff „Immunisierte“ ad absurdum, da es nun zum wiederholten Male wissenschaftlich bestätigt ist, dass „Geimpfte“ zwar vor einem schwereren Krankheitsverlauf eher geschützt, aber keineswegs „immun“ sind. Was also bleibt, – und das ist ein völlig legitimer und nachvollziehbarer Grund – ist der persönliche Schutz, für den sich jeder Mensch entscheiden kann. Wenn man dieses Argument dagegen führt, dann kommen meist Relativierungen oder aber das Argument, man würde das „Gesundheitssystem“ belasten.
Verweist man auf die Tatsache, dass das deutsche Gesundheitssystem sowohl Krankenhäuser, Intensivbetten, als auch Personal sogar in den beiden Pandemiejahren ab- statt aufgebaut hat und die Corona-Zahlen im Vergleich zu den ersten drei Wellen hinsichtlich der Behandlungen ohnehin geringer sind, können viele diesen Umstand nicht einordnen, weil es ja auch sehr paradox ist. Zudem steigt die Zahl der „Impfdurchbrüche“. Das RKI schreibt im Wochenbericht zum 28.10.2021: „Der Anteil vollständig Geimpfter unter den Meldefällen ist jedoch in den letzten Wochen deutlich gestiegen und liegt mittlerweile in der Altersgruppe ≥60 Jahre bei über 50 %. Diese Zahl muss jedoch in Zusammenschau mit der in dieser Altersgruppe erreichten Impfquote in der Bevölkerung interpretiert werden“ (Quelle).
Wenn man dazu noch anführt, dass auch Alkohol- und Tabakkonsum, Mountainbiking, Wintersport und andere Extremsportarten ein hohes Krankheitsrisiko und Belastung des Gesundheitssystems darstellen, dies jedoch nahezu uneingeschränkt praktiziert werden darf, dann beginnt auch dieses Argument zu wanken. Außerdem: Wofür ist ein Gesundheitssystem denn da? Genau – für kranke und verletzte Menschen. Wenn man nun anfängt, die Verunfallten oder Kranken danach zu sortieren, ob sie selbst etwas für ihre Situation können oder nicht, so müsste jeder Mensch mit Drogenintoxikation, Sportunfall und Raucherlunge ebenfalls wie die „Nicht-Immunisierten“ gesellschaftlich unter Druck gesetzt werden.
Schließlich wird immer wieder angeführt, man könne dann halt nicht mehr reisen, ins Kino gehen, etc. Vor allem unter Pärchen, bei denen unterschiedliche Meinungen oder unterschiedliche „Gesellschaftsstatus“ herrschen, ist dies häufig ein Argument für den „unwilligen“ Partner. Erstens: weshalb interessieren sich Menschen plötzlich dafür, was andere dürfen und was nicht? Zweitens: ist den Menschen, die diese Argumente ins Feld führen, bewusst, dass sie damit ihr Einverständnis zur Etablierung einer „Exklusiv-Gesellschaft“ geben? Dass sie damit ihre persönliche Freiheit über die Freiheit derjenigen stellen, die wiederum ihre Freiheit bezüglich ihrer Impfentscheidung beanspruchen? Dass sie die „unwilligen“ mit „Belohnungen locken“, um sie zu überzeugen, zu betören, zu verführen?

Werde Teil der G-Sellschaft!
Hat man also all diese Argumente, insofern man sie zur Hand hat, ausgetauscht, bleibt nur noch die Feststellung, dass nach wie vor zwischen „Immunisierten“ und „Nicht-Immunisierten“ auf gesellschaftlicher Ebene per Corona-Verordnung unterschieden wird. Die „Immunisierten“ sind Mitglieder der „G-meinschaft“, die „Nicht-Immunisierten“ eben nicht. Einzelne Vertreterinnen und Vertreter der „G-meinschaft“, die dadurch in ein persönliches Dilemma gestürzt werden, weil sie beispielsweise für Gleichberechtigung, Inklusion und gegen Diskriminierung kämpfen, während gerade massive Diskriminierung auf Grund eines Gesundheitsstatus betrieben wird, versuchen, Freunde und Bekannte von der Bequemlichkeit/Notwendigket der Mitgliedschaft in der „G-meinschaft“ zu überzeugen.
Wenn dann nämlich alle Menschen Teil der großen „G-meinschaft“ sind, dann wird ja auch niemand mehr ausgeschlossen, dann ist es keine „Exklusiv-G-sellschaft“ mehr, weil ja alle dabei sind! Dann wird ja niemand mehr diskriminiert, weil niemand mehr da ist, den man diskriminieren muss! Jede und jeder, mit dem ich über sein oder ihr Zögern spreche, berichtet mir Ähnliches: Da gibt es diese kleine Stimme im Kopf, die manchmal sehr laut schreit: „Warum wehrst du dich? Wogegen wehrst du dich?! Werde endlich Teil der G-meinschaft!“

Menschen, die sich regelrecht unwohl als Teil dieser G-sellschaft angesichts der Entwicklungen fühlen, schauen dennoch gerne weg. Und Menschen, die aus voller Überzeugung oder aus einfachem Herdentrieb Teil der Mehrheits-G-sellschaft sind, denen sei gesagt:
Es ist tatsächlich möglich, dass es Menschen gibt, die gerade auf Grund der Entwicklungen erst recht keine Lust haben, Teil dieser G-sellschaft zu werden. Die es nicht mit sich vereinbaren können, sich entgegen ihrer inneren Überzeugung einem Impfdruck von außen zu beugen. Die bereits vor der Corona-Pandemie Zweifel an der Gesellschaft hatten, die sich nun als „G-sellschaft“ entpuppt hat, in der „Exklusivität“, „Herdendenken“ und „Zentralregierung“ über „persönlicher Freiheit“, „Individualität“ und „republikanischem Föderalismus“ stehen.
Die Errichtung dieser neuen „G-sellschaft“ könnte der drohende Schatten sein, den die Transhumanistische Revolution vorauswirft. Lässt sich der Begriff „Demokratie“, das sich aus dem altgriechischen δημοκρατία (dēmokratía) über das lateinische democratia mit „Volksherrschaft“ übersetzen lässt, noch auf diese neue „G-Sellschaft“ anwenden(Quelle)? Da nun eine Mehrheit ihr stilles Einverständnis gegeben hat, Teil der „G-Sellschaft“ zu sein, könnte man natürlich von einem demokratischen Entscheidungsprozess sprechen.
Aber wie frei war die Entscheidung wirklich?
Werden wir uns immer tiefer in die digitale Maschinenwelt der künstlichen Intelligenzen begeben oder horchen wir nach Innen, besinnen uns auf unsere Wurzeln und suchen wieder den Kontakt zur Natur?
von Marco Lo Voi
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