Unteilbare Getrenntheit
Die in der Überschrift genannten Begriffe sind schwer voneinander zu trennen. Vermutlich hätten viele dabei hier und da ihre Schwierigkeiten, was durchaus verständlich ist. In diesem Beitrag möchte ich meine persönliche Definition dieser vier Elemente knapp vorstellen. Sie sind eng miteinander verwachsen, müssen für das Verständnis meiner Ausführungen allerdings voneinander unterschieden werden.
Der Mensch
Der Mensch ist zunächst rein biologisch betrachtet ein Säugetier. Wir gehören eigentlich genauso zur Nahrungskette, kämpfen ums Überleben und ringen um die Dominanz auf der Welt – wir sind faktisch Tiere. Wir hören oftmals Äußerungen wie „Der Mensch und die Tiere…“ oder „Die Tier- und Menschenwelt“, als wären wir davon getrennt, als stünden wir über den Tieren, als hätten wir vergessen, dass wir Teil der Natur sind.
Dieses Vergessen ist fatal. Die Folgen sind heute schon stark spürbar.
Spirituell betrachtet ist der Mensch in der Tat etwas Besonderes. Der Grund dafür wird in den verschiedenen Religionen auf unterschiedliche Weise ausformuliert. Allerdings lässt sich der Grund auf einen gemeinsamen Nenner herunterbrechen: wir haben die Gabe des Bewusstseins. Diese fatale und göttliche Kraft gibt uns unwahrscheinliche Möglichkeiten.
Das Bewusstsein
Natürlich haben verschiedene Geschöpfe neben dem Menschen ebenfalls einen bestimmten Grad an Bewusstsein. Dieses äußert sich beispielsweise in der Fähigkeiten von einigen Menschenaffen, sich in einem Spiegel selbst zu erkennen oder von intelligenten Krähen, die mehrstufige Abhängigkeiten prozessieren können oder in den stark ausgeprägten Sozialgefügen von Elefanten.
Der Mensch jedoch wurde mit einer noch viel höheren Gabe gesegnet, mit der er bereits viel Wunderbares, aber auch viel Schreckliches in der Welt angerichtet hat. Diese Gabe hat uns überheblich gemacht. Sie hat uns blind gemacht. Zugleich haben wir vergessen, wie machtvoll sie eigentlich ist.
Was ist das Bewusstsein? Meines Erachtens ist das Bewusstsein die Fähigkeit jede Handlung, seien es Gedanken, physische Handlungen und gesprochene Worte, zu reflektieren, sie zu planen, sich ihrer verschiedenen Ursachen und möglichen Wirkungen vergegenwärtigen zu können. Der Rahmen ist dabei der Schatz an persönlichen Erfahrungen, den man, wenn er eine wohlgeformte Reichhaltigkeit hat, Weisheit nennen könnte.
Ich habe hier bewusst auf das Wort Intelligenz verzichtet. Meines Erachtens hängt Intelligenz nicht zwingend mit Bewusstsein zusammen, da es verschiedene Formen von Intelligenzen gibt, die nicht zwingend mit dem Menschen in Verbindung stehen müssen. Intelligenz ist für mich ein Begriff der rationalen Logik; wie wir nur zu gut wissen, können wir auch bewusst sehr unlogische und irrationale Handlungen ausführen – für mich einer der Hinweise, weshalb sich der Mensch durch eine höhere Form des Bewusstseins von den übrigen Mittieren unterscheidet.
Der Geist und das Ich
Der Geist hat im Laufe der Menschheitsgeschichte viele Namen erhalten: Seele, Essenz, Kraft, Geist, Gottesatem, Beobachter, etc. Ich persönlich bevorzuge den Begriff Geist, allerdings ist das zugrundeliegende Konzept in allen Ausdrücken mehr oder minder dasselbe, oftmals nur unterschiedlich differenziert ausformuliert.
Für mich ist der Geist getrennt vom Ich zu sehen. Deswegen hat das, was ich unter Geist verstehe, nur bedingt etwas mit dem Konzept des Geists zu tun, wie er in verschiedenen Filmen dargestellt wird: als körperlose Gestalt eines Lebewesens, die noch auf Erden wandelt, weil sie eine bestimmte Ursache, die noch zu Lebzeiten stattgefunden hat, nicht zur Ruhe kommen lässt – dies meine ich ganz und gar nicht.
Für mich ist der Geist das Unveränderbare. Das Ich hingegen wandelt sich stetig. Der Geist ist frei von menschlichen Gefühlen, denn seine Aufgabe ist es, Gefühle zu „bewerten“. Er beobachtet die „Gefühle“, die in Form von Reizen durch die menschlichen Sinne wahrgenommen werden und bewertet sie. Hierin liegt meines Erachtens der wahre Kern dessen, was wir verallgemeinernd gerne mit dem Begriff des Ichs vermischen.
Der Geist gibt diese Gefühlen nun eine Bewertung und schickt diese Bewertung zurück in unser Erfahrungskonstrukt, was ich als das Ich bezeichne. Ganz recht: das Ich ist meiner Definition nach lediglich ein Konstrukt, das sich aus den Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen, zusammenbaut.
Konsequenzen
Dies ist der wahre Grund, weshalb wir Menschen im Kern alle gleich sind, ja sogar alles, was von einem Geist beseelt ist, ist uns im innersten Kern ein Bruder und eine Schwester zugleich. Im innersten Kern sind Kategorien wie Geschlecht oder Spezies bedeutungslos. Sie sind nur „Oberflächenrepräsentationen“.
Das Fatale im Denken des Menschen ist zunächst das fieberhafte Denken an sich. Denn wir verstehen den Mechanismus des Denkens nicht mehr. Um den Vorgangs des Fühlens und des Denkens vollends verstehen zu können, müssen wir die verschiedenen Instanzen getrennt voneinander sehen, die allerdings eng miteinander verwoben sind.
Die Dominanz des Ich-Denkens ist ein Trend, der schon lange die Handlungen der Menschheit bestimmt und in Kriegen, Zerstörung und sinnlosem Tod endet. Weil wir die Konzeption des Ichs nicht verstehen, nehmen wir diese Dinge als gegeben, als unveränderbar, gar als „natürlich“ hin.
Wir identifizieren unser Ich mit allen möglichen Dingen im Außen: Beruf, Statussymbole, „Erfolge“, Wertschätzungen durch andere, sozialer Stand, Reichtum, etc. All diese Dinge sind veränderlich, vergänglich und menschengemacht. Der Blick für das Innere wird trüb, er stumpft ab, er erblindet. Wenn wir das uns Nächste, unseren Kern, unser Wesen nicht verstehen, wie können wir uns anmaßen das große Ganze verstehen zu wollen?
Von Marco Lo Voi
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