I. Wo kommen wir her?

Hier geht es zum Hörbeitrag:


Die quälende Frage vom Ursprung des Alls

Der Anfang. Der Ursprung. Der Ausgangspunkt. Die Quelle. Der Samen. Die Singularität.
Wie man den Anbeginn nun auch bezeichnen möchte, die Bedeutung ist keine geringere, als dass dies der Grund für die Existenz allen Seins ist.

Aufgrund dessen ist die Gewichtigkeit der Frage wohl kein Streitpunkt, wohl aber die Antwort darauf. Schon seit der Mensch in kritischer Auseinandersetzung mit sich selbst steht, was spätestens ab der griechischen Antike der Fall war, fragt er sich, woher denn er selbst, die Bäume, Pflanzen, Tiere, die Flüsse, Seen, Meere, all die Berge und eben all das, was dies formt, verändert und belebt, kommt.

Ebenso wie wir uns nicht mehr an unsere eigene Geburt erinnern können, kann der Mensch nicht sagen, wie das Leben selbst entstanden ist. Bei unserer Geburt allerdings war zumindest einmal unsere eigene Mutter anwesend – immerhin eine Zeugin.

Daher müssen wir uns voll und ganz darauf verlassen, was diejenigen, die anwesend waren, uns über unsere Geburt erzählen. Wenn nun aber niemand vorher da war? Wer kann davon berichten? Woher kommt das All und alles, was in ihm zu finden ist?

Hier einige Gedanken dazu in Zeilen gepackt:

Erklärungsversuche

Trotz des fehlenden Beweismaterials hindert dies den Menschen nicht daran, selbstständig Theorien zu entwerfen, die sich zu handfesten Glaubenskulten entwickelten. Eine der ersten bekannten Versuche ist in den hinduistischen Veden niedergeschrieben, die zu den ältesten erhaltenen Texten der Menschheit gehören.

Anfangs war das undefinierbare Eine, Vishnu, eine Gottheit, die ein Universum träumte, das sich gleich einer Lotusblüte aus ihrem Bauchnabel entfaltete und kelchförmig expandierte. Die alten Griechen sahen anfangs das Chaos aus Energie und Materie, das nach und nach zu einer Ordnung fand, nachdem die ersten Titanen und Gottheiten aus diesem hervorgegangen waren.

Die monotheistischen Buchreligionen also das Judentum, das Christentum und der Islam sahen alle im Anfang Jahwe/Gott/Allah, der alles nach seinen Vorstellungen erschuf. Mit dem Aufkeimen der Naturwissenschaften entwickelte sich eine Theorie, die im Anfang eine Ansammlung von Energie sah, dessen spontane Expansion den Beginn allen Lebens begründete.

Dies sind die bekanntesten Versionen zur Herkunft aller Existenz. Jeder mag sich seine persönliche Ansicht selbst wählen und danach Leben, solange man in Toleranz mit Andersgläubigen lebt, denn jede Form von Fanatismus und daraus erwachsende Gewalt verfehlt meines Erachtens den Zweck eines solchen Glaubens.

Ja, auch die sogenannte Urknalltheorie ist für mich nur eine Form der Religion, denn es ist eine Theorie, wie alle anderen Religionen sie auch vorlegen.

Kreis aus religiösen Symbolen

Der Anfang des Anfangs?

So weit so gut. Nun stellt sich aber die Frage was vor Vishnu, dem Chaos, Jaweh, Gott, Allah war oder wo denn diese Ballung an Energie herkommt? Hier kommen wir in Gedankendimensionen, die sich jenseits der Logik befinden. Natürlich klingt es in den Ohren eines gläubigen Christen wie Blasphemie, wenn jemand die Frage stellt, wer denn Gott erschaffen habe.

Dieser Christ würde antworten: ,,Gott wurde nicht erschaffen. Er war schon immer da.‘‘ Ein durchaus schlagendes Argument. Seit wann ist denn aber nun ,,schon immer‘‘? Kann man dies in Jahren ausdrücken? Oder hat Gott zugleich Raum und Zeit geschaffen, an denen man erst etwas wie Veränderung messen kann?

Zeit ist schließlich die Einheit, in der wir Veränderung messen und wenn diese Einheit noch nicht existiert, wie kann man dann mit Gewissheit sagen, dass etwas passiert ist, passiert oder noch passieren wird?

Andere würden sagen ,,am Anfang war das Nichts.‘‘ Doch aus diesem Nichts kann genau genommen nichts entstehen. Woher soll das All denn nun kommen, wenn es dann plötzlich das Nichts negiert und zu Etwas, bzw. zu Allem wird?

Mandala

Wo ist Hier?

Hier und dort sind abhängig von der subjektiven Perspektive. Das ist offensichtlich. Was ist denn nun aber das Hier? Das All breitet sich laut den etablierten Wissenschaften immer weiter und weiter aus. Wohin breitet es sich denn aus?

Wie Wein, kann dieser sich nur als Fleck ausbreiten, wenn man ihn irgendwo draufkippt, wenn nun aber der Wein kein Medium hat, dann fällt er einfach. Die Frage dabei ist, wo steckt das Universum denn drin, bzw. auf was für einem Medium dehnt es sich aus?

Ich hatte es ja in der Einleitung schon angedeutet: es werden hier selbstverständlich keine Antworten geliefert, da es schlichtweg auf all diese Fragen keine Antwort gibt. Zumindest nicht innerhalb der menschlich-begreifbaren Logik.

Nächste Frage: Wozu dann all diese Fragen? Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Es geht darum, die eigene Position in diesem Spiel großer Vorgänge zu lokalisieren. Wenn man erst einmal begreift, dass man im Grunde nicht einmal weiß, wo wir herkommen, dann kommt man sich mit seinen irdischen Problemen plötzlich ziemlich lächerlich vor.

Baby

Teil eines Ganzen

Alles ist verwoben und verbunden. Dies klingt esoterisch und irgendwie mystisch, aber ist es denn wirklich so abgefahren? Versuchen wir es zunächst wieder mit der nüchternen Logik der modernen Wissenschaften.

Am Anfang war laut Urknalltheorie die Singularität. Alles, alles, alles war gebündelt in einem einzigen Punkt. Was folgt daraus? Das alles, alles, alles aus dem selben Grundstoff besteht.

Natürlich hat sich dieser Grundstoff ausdifferenziert, neu kombiniert, hat sich synthetisiert und ganz viele andere wissenschaftliche Vorgänge durchgemacht, die im kompliziertesten Fachjargon niedergeschrieben wurden. Aber Fakt ist, dass wir alle dort herstammen. Auf kleinster mikro-atomarer Ebene sind wir alle, ja alles, alles gleich. Ich greife hierbei gerne zu einem metaphorischen Erklärmodell:

Stell dir eine Wüste vor. Sand, soweit das Auge reicht. Nun sinke mit deinem geistigen Augen unterhalb die Sandoberfläche, so tief, bis deine ganze vorstellbare Umgebung Sand ist oder fülle die ganze Wüste bis in die Unendlichkeit nach oben mit weiterem Sand.

Jedes Sandkorn ist nun ein kleinstes Teilchen. Von diesen kleinsten Teilchen gibt es nun verschiedene Arten, die sich im Sandmodell als verschiedenfarbige Sandkörner darstellen. Diese farbigen Sandkörner gruppieren, verdichten und verteilen sich nun so, dass aus ihnen verschiedene Formen und Figuren entstehen, die sich auf unserer Frequenz als unsere Welt manifestieren.

Die Luft, der Boden, unsere vier Wände, jeder Mensch, das Wasser, all das sind nur verschieden dichte und verschieden gruppierte Sandkörner, die wir vereint als eine Entität wahrnehmen. Mit unserer Frequenz meine ich den für den Mensch wahrnehmbaren auditiven und visuellen Bereich.

Wenn wir uns, in meiner Metapher gesprochen, auf die Sandfrequenz umpolen könnten, sähen wir alles in seinen kleinsten Teilchen und das im Grunde nichts voneinander getrennt, sondern alles ein Ganzes ist. Verschieden farbiger, unterschiedlich dichter Sand.

Mandala

Verbindungen

Die Tatsache der Einheit allen Seins, kann auch aus religiöser Sicht erläutert werden. In der Bibel heißt es im Buch Epheser, 4. Kapitel: Mahnung zur Einheit, in 5 und 6: ,,Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.‘‘ An anderer Stelle in 1. Korinther, 15. Kapitel: Die Auferstehungshoffnung gegen die Leugnung der Auferstehung, in 28 heißt es: ,,[…]damit Gott alles in allem sei.‘‘

Und wenn am Anfang Gott war, er also der Ausgangspunkt, ja die Singularität ist, und der Beginn seines Schaffens, so wie der Urknall funktionierte, und wir die beiden exemplarischen Bibelstellen hinzuziehen, dann heißt das nichts anderes, als dass Gott in jedem von uns ist. Und wenn man Gott nun als die Kraft betrachtet, die in allem steckt, in jedem kleinsten Teilchen, – oder gar die Teilchen selbst, Gott in unendlichen Fragmenten ist – dann sind wir durch Gott verbunden oder alle ein Teil eines kollektiven Gottseins.

Mandala

 

Wenn man nun lediglich den Begriff Gott durch Geist oder Seele ersetzt, dann befinden wir uns philosophisch in einer ganz anderen Ecke und doch passt dies ebenso gut.

Hierbei wird deutlich, wie die verschieden Religion und Lebensweisen in den essentiellen Dingen oftmals die selben Ansichten haben, nur die Worthülsen sind andere, da es sich um ein anderes kulturelles Umfeld oder schlichtweg um eine andere Sprache handelt.

Durch diesen Gott, durch den universalen Geist, durch das kollektive Bewusstsein, wie auch immer man es nennen mag, stehen wir nicht nur stofflich, sondern auch mental in Verbindung.

Inspiration

Der Ehrlichkeit ist es geschuldet, dass ich den weisen Mann und seine musikalische Gruppierung benenne, die mich zu diesem Beitrag inspiriert hat. Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi sind eine Band, die seit etwa fünf Jahren Musik macht.

Der Songwriter und Frontmann Käptn Peng alias Robert Gwisdek besticht in seinen Liedern mit Inhalten, die das Denken aus den Angeln hebt und in Richtung einer nächsten Dimension verschiebt. Ich persönlich empfehle jedem sich in seine Werke in jeder Form einzuarbeiten.

Den letztendlich Anstoß aber gab mir der Song ,,Sockosophie‘‘ von ihrem ersten gemeinsamen Album ,,Expedition ins O‘‘(2013). Hier und da ist ein Satz aus diesem Werk in diesen Beitrag mit eingeflossen. Ich möchte nicht allzu viele Worte darüber verlieren, ich kann schlicht und ergreifend nur sagen: Hört es euch an:

Resümee

Einen geeigneten Abschluss für eine unendliche Thematik zu finden, ist ebenso unmöglich, wie die Richtigkeit einer der obigen Theorien zum Anbeginn des Lebens zu bestätigen. Schaut in die Welt und beobachtet den Prozess des Lebens. Alles greift ineinander. Alles funktioniert. Der Kreislauf des Wassers, die Rotation der Erde um die Sonne, die des Mondes um die Erde, das Aufwachsen, Erwachsenwerden, Kinderkriegen und Beobachten, wie diese dann aufwachsen, erwachsen werden, Kinder kriegen,…

Der Kreislauf der Jahreszeiten: wie der Winter die Natur in einen Schlaf versetzt, der Frühling das Leben sanft wieder erweckt, der Sommer die Lebewesen zu ihrem Zenit geleitet, während der Herbst die harte Arbeit des Sommers erkalten und sterben lässt, um die Grundlage für den nächsten Erwachensprozess zu bereiten, bis der Winter seine wärmend-weiße Decke darüber legt. Und alles wieder schläft.

Wer diese Wunder sieht, der mag daraufhin seine eigenen Worte für die Quelle all dessen finden.

Es lebe die Vielfalt, die Kreativität und das Leben!


Hier geht es zum Podcast:

Hier geht’s zu Teil 2: II. Wer und wozu sind wir?


von Marco Lo Voi

4 Gedanken zu “I. Wo kommen wir her?

    • Hi Jona,

      wie im Text erwähnt, bin ich davon überzeugt, dass es sich bei diesen Fragen um die ältesten handelt, die sich der vernünftige Mensch gestellt hat. Ich glaube wir finden einen Versuch der Beantwortung dieser grundlegenden Fragen in vielen Werken.
      Vielen Dank für den Hinweis, ich werde mich mal nach einem Exemplar umsehen!

      Danke für deinen Kommentar!
      Viele Grüße,
      Marco

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