Deutungshoheit
Dieser Tage erleben wir etwas, das ich mit dem Begriff „Informationskrieg“ bezeichnen würde. Zwei Parteien, in diesem Falle sind es die altbekannten Kontrahenten „Mainstream-Journalismus“ und „Alternative Medien“, vertreten relativ gegensätzliche Ansichten zu einem Thema, in diesem Falle „Corona“, und liefern sich einen regen Schlagabtausch, der jedoch eher dem Kampf „David gegen Goliath“ als „King Kong gegen Godzilla“ gleicht.
Der „Mainstream“, und damit meine ich alle Medien und Medienschaffenden, die sich in und um folgendes Netzwerk gruppieren (siehe Abb. 1), besitzt das, was ich „Deutungshoheit“ nenne. Mit „Deutungshoheit“ meine ich das von der Mehrheit der Öffentlichkeit anerkannte Vorrecht auf Authentizität der veröffentlichten Beiträge. Im Klartext: Was in der Zeitung/dem Fernsehen/dem Radio steht/gesagt wird, stimmt (eher).
Während diese plumpe Aussage jedoch im Laufe des Generationenwechsels an Kraft verliert, gewinnt im Gegenzug das Internet an Bedeutung. Da das Internet jedoch mehr oder weniger (leider immer mehr immer weniger) frei ist, erfordert die Informationsbeschaffung auf diesem Wege ein erhöhtes Maß an Medienkompetenz, da Quellen vom Konsumenten selbst auf ihre Vertrauenswürdigkeit geprüft werden müssen.
(Abb. 1: https://swprs.files.wordpress.com/2017/08/netzwerk-medien-deutschland-spr-mt.png – Die Verflechtungen des Goliaths)
Influencer – Die neue Medienmacht
Diese Tendenzen wurden vom Mainstream längst erkannt, weshalb die sogenannten „Influencer“ immer stärker durch Medienindustrien gefördert werden. Ein Beispiel wäre der bekannte Youtuber „Rezo“, der mit seinem Video „Die Zerstörung der CDU.“ bis heute fast 17 Millionen Klicks generierte. Der blauhaarige Influencer gehört, was die wenigsten wissen, zu einem Influencernetzwerk mit Namen „Tube One„, welche wiederum zum großen Werbekonzern „Ströer Media“ gehört (Nachweis – siehe Seite 6).
Damit ist offensichtlich, wie sich diese Millionen von Klickzahlen nicht auf die herausragende Arbeit eines einzelnen jungen Youtubers sondern auf die Unterstützung durch ein Multimillionenunternehmen zurückführen lassen. Von völliger Unabhängigkeit kann hier also nicht die Rede sein.
Dies bedeutet darüber hinaus, dass die gesellschaftliche Bedeutung eines Rezos nicht auf Grund seiner eigenen überragenden Recherchefähigkeiten sondern auf die eines professionellen Medienteams beruht. Damit sind unter anderem auch seine Auftritte in Fernsehtalkshows in einem anderen Licht zu sehen.
Rezo ist nicht alleine. Für jeden Lebensbereich gibt es inzwischen Youtuber mit hoher Reichweite, die ihre „persönliche Ansicht“ zu politischen Dingen mit Millionen Menschen teilen oder ihnen bestimmte Produkte verschiedener Hersteller empfehlen. Somit kann von einer flächendeckenden Ausweitung der Einflussnahme der „Mainstream-Industrie“ auf den Bereich der sozialen Plattform im Internet gesprochen werden.
Die Staatsmedien genießen also natürliche Deutungshoheit bei der älteren Generation, während Influencer ihre Glaubwürdigkeit bei der Jugend durch hochgradig professionalisierte Videoauftritte und durchdachte Werbestrategien erhalten. Zudem handelte es sich in ihren Beiträgen zunächst ausschließlich um unterhaltende Inhalte, wobei die Politisierung eines LeFloid oder eines Rezos Entwicklungen sind, die erst dann eintraten, als sie bereits eine hohe Reichweite hatten.
Irgendwie wirken die sehr vereinzelten dafür sehr aufwendig gestalteten Videos mit politischen Inhalten vor allem bei einem Rezo zwischen all dem Unterhaltungskram seltsam deplatziert oder kommt nur mir das so vor?
„Freie“ Medien
Daneben gibt es zahlreiche andere Kanäle, die sich ihren Aussagen zufolge hauptsächlich mittels Crowdfunding und aus eigener Tasche finanzieren und damit unabhängig wären. Dies macht sich dann häufig auch an deren überschaubaren Klickzahlen bemerkbar. Geringere Klickzahlen und eine unprofessionellere Aufmachung, die durch geringere finanzielle Mittel und dementsprechend laienhafter Produktion begründet sind, machen es den Kritikern dieser Medien natürlich leicht, ihnen deswegen pauschal eine geringere Glaubwürdigkeit zu attestieren.
Dann gibt es natürlich noch eine nicht überschaubare Menge an Videos, deren Glaubwürdigkeit ohne Zweifel in Frage gestellt werden kann, weil dort nicht faktenbasiert argumentiert oder schlicht Blödsinn verzapft wird. Das ist nun mal ein Nebenprodukt der Meinungsfreiheit. Wenn jeder seine Meinung äußern darf, muss man damit rechnen, dass unqualifizierte Beiträge stattfinden.
Was ist nun aber die richtige Konsequenz? Schalten wir diese Beiträge ab oder sind wir in der Lage, als Konsument eine vernünftige Medienkompetenz zu entwickeln, die uns zweifelhafte Quellen erkennen und als solche bewerten lässt?
Vergleich: setzen wir einen Schüler, der eine dumme Frage stellt oder eine dumme Antwort auf eine Frage gibt vor die Tür oder geben wir unser Bestes, damit auch dieser Schüler lernt, richtige Fragen zu stellen und logische Antworten zu geben?
Entweder trauen die Politiker es der Bevölkerung nicht zu, in diesem Maße lernfähig zu sein oder aber haben kein Interesse an vernünftigen und kritischen Bürgerinnen und Bürger. Wenn du Ersteres glaubst und dem auch noch zustimmst, dann unterstützt du damit die Erschaffung einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“, in der die dummen Schafe (die Bevölkerung) zu ihrem eigenen Wohle von den weisen Hirten (Experten/Politiker/Mainstreamjournalisten) gelenkt und beschützt werden müssen. Wenn du Zweiteres glaubst, bist du „Verschwörungstheoretiker“.
Pauschalisieren statt Differenzieren
Von den öffentlich-rechtlichen Medien, die durch ihre Bindung an den Staat automatisch eine natürliche Glaubwürdigkeit genießen, werden als Beispiel für sogenannte „Verschwörungstheorien“ natürlich nur die abgefahrensten, unglaubwürdigsten und gefährlichsten Beispiel aus dem unüberschaubaren Universum „Internet“ angeführt. Berühmtestes Beispiel ist die angebliche weltweite Verschwörung der Juden gegen den Rest der Welt. Dies ist gerade in Deutschland als Beispiel natürlich besonders gut geeignet, weil damit ein tragisches Volkstrauma aktiviert wird und somit nicht auf Basis von Fakten sondern von Emotionen argumentiert wird.
Diese Theorien gibt es natürlich, das streite ich nicht ab. Nun wird aber ein Begriff mit einem krassen Beispiel derart emotional aufgeladen, dass vernünftiges Argumentieren nicht mehr stattfinden kann, sobald dieser Begriff ins Feld geführt wird – ich nenne diese Wörter deshalb „Kampfbegriffe„.
Zurück zum Thema Glaubwürdigkeit: wenn nun ein „freier“ bzw. „alternativer“ also crowdfunding-finanzierter Kanal weniger professionell daherkommt wie bspw. ein Rezo und, ohne auf deren Inhalt näher einzugehen, mit dem Begriff „Verschwörungstheorie“ behaftet wird, dann aktiviert dies die emotionale Verknüpfung, die ich oben beschrieben habe und ein nüchternes Auseinandersetzen mit eventuell geäußerten Tatsachen kann nicht mehr stattfinden.
Wenn dann noch Einzelaussagen aus dem Kontext gerissen werden und in dem Gedankenrahmen („Frame“) „Verschwörungstheorie = Antisemitismus = Rechtsradikalismus = Nazi = Lüge“ gesehen wird, dann hat dies nichts mit einem objektiven und nüchternen Diskurs zu tun.
Somit wird mit einzelnen Extrembeispielen auf eine Unzahl an möglichen Quellen geschlossen, die zunächst nichts weiter gemeinsam haben, als dass sie alle im Internet zu finden sind.
Vergleich: Das wäre in Etwa so, als würde man aus einer Masse an Kindern ein, zwei rausnehmen, die richtig schlechte Noten haben und diese daraufhin überall als Stellvertreter dieser Menge darstellen und verkünden, dass die gesamte Menge an Kindern schlecht in der Schule ist. Während uns eine derartige Pauschalisierung sofort komisch vorkommen würde, wird aus meiner Sicht genau auf diese Weise in den öffentlich-rechtlichen hinsichtlich der „Verschwörungstheorien“ argumentiert.
Während also dem Durschnitts-Medienkonsument die Fähigkeit abgesprochen wird, differenziert zu denken, wird in den öffentlich-rechtlichen Medien gnadenlos pauschalisiert – dies ist nur eines der zahllosen Beispiele. Ich selbst informiere mich täglich in „alternativen Kreisen“, bin aber im Kontext „Corona“ noch nie auf derartige Dinge gestoßen, was nicht heißen soll, dass es diese nicht gibt.
Meiner Meinung nach findet man im Internet einfach alles, wenn man nur lange genug danach sucht. Alles, was sich der menschliche Geist irgendwie ausmalen kann, bildet sich im Netz ab. Daraus aber irgendwelche gültigen Tendenzen abzuleiten, halte ich wiederum für übertrieben.
Ein Beispiel: „Die Flüchtlingskrise“
Als vermeintliche Beweise werden dann kontroverse Einzelaussagen oder vielleicht sogar kritische Standpunkte wie beispielsweise zum Thema „Flüchtlingskrise“ herausgegriffen, die von AFD & Co in einer ähnlichen Art vertreten werden und schon wird dies zum Anlass genommen, all diejenigen in die Rechte Ecke zu stellen, deren Aussagen in ähnliche Richtungen gehen.
Wenn also ein Ken Jebsen davon spricht, die Kanzlerin würde durch ihr Handeln Deutschland „mit einer illegalen Flüchtlingsflut“ in Bedrängnis bringen, reicht das häufig aus, um die durch Wiederholung konditionierte Verknüpfung mit „Nazi“ zu aktivieren. Wenn man es in den Kontext „politisch rechts-links“ setzt, dann ist dies auch naheliegend.
Wenn man diese Aussage aber aus einer geopolitischen und aus der Grundgesetz-Perspektive betrachtet, dann lässt sich diese Aussage ganz anders deuten. Zunächst ist ein Grenzübertritt aus einem Land, das nicht Teil des Schengenraums ist, ohne Ausweispapiere stattfindet und ohne ordentliches Asylverfahren abläuft nach dem Grundgesetz illegal. Nun kann man natürlich diese Gesetze kritisieren, aber warum werden diejenigen kritisiert, die darauf verweisen?
Aus geopolitischer Sicht ist eine massive Abwanderung der Bevölkerung aus einem Kriegsgebiet natürlich ein zweifacher militärischer Erfolg. Nehmen wir das prominenteste Beispiel Syrien:
Zunächst bombardieren NATO-Streitkräfte (Deutschland gehört da natürlich dazu, auch wenn wir „nur Aufklärung betreiben„) ein Land, was im übrigen nach der Charta der Vereinten Nationen illegal ist, was aber leider keine Rolle spielt, da die Veto-Mächte der UNO eine strafrechtliche Verfolgung durch ein einfaches „Nö“ abwenden können.
Zudem findet zusätzlich ein Wirtschaftskrieg statt, der mit harten Sanktionen gegen den syrischen Staat und damit auch seine gesamte Bevölkerung trotz Corona-Krise aufrecht erhalten wird. Nun kann man einwenden, dass der demokratische Westen ja nur sein Bestes tut, um das arme Volk vom bösen Assad zu befreien. Okay gut, aber wie können wir uns das Recht herausnehmen, einfach in ein anderes Land einzufallen, bloß weil wir das Gefühl haben, es liefe dort nicht so, wie wir es mit unserer westlichen Wahrnehmung für richtig halten? Und zu welchem Preis? Die Todeszahlen durch Wirtschaftssanktionen allein sind ein Kriegsverbrechen für sich – Ein dramatisches Beispiel: Irak.
Das wäre in etwa so, als würde man ein Haus am Ende unserer Straße mit Steinen bewerfen, die ältesten Kinder der dort lebenden Familie bestechen, sodass sie im Haus rebellieren und das Auto sabotieren, um der gesamten Familie das Einkaufen unmöglich zu machen, nur weil wir der Meinung sind, dass der Familienvater ein böser Mensch ist.
Das tun wir nicht. Sondern wir kontaktieren eine unabhängige Institution (bspw. Jugendamt oder Polizei) und geben einen entsprechenden Hinweis für unsere Sorgen. Genau diese Aufgabe hat eigentlich die UNO. Wenn es nun gerecht zugehen würde, dann würde das Jugendamt/die Polizei Nachforschungen anstellen und infolge einer Untersuchung mit der Feststellung handfester Beweise handeln.
Jetzt werden aber Steine geworfen, Kinder bestochen und Autos sabotiert UND das Jugendamt/die Polizei kommt vorbei und versucht den Steinewerfer zur Vernunft zu bringen, weil diese Form der Selbstjustiz auch gegen das Gesetz verstößt. Das Problem: der Steinewerfer hat eine Veto-Macht, mit der er das Jugendamt oder die Polizei oder wen auch immer einfach wieder wegschicken kann – Pech gehabt. Außerdem geht es ihm ja schließlich um das Wohl der Kinder.
Nun wird also erst ein Land mit Bomben plattgemacht und durch Sanktionen stranguliert. Dann stellt man sich hin und lädt alle Menschen, denen zuvor aktiv das Leben in ihrer Heimat zerstört wurde, ein, in ein anderes, reicheres Land zu kommen. Sie müssen dazu nur über das gefährliche Meer setzen oder sehr sehr weit laufen, dann bekommen sie alles, was sie brauchen: „Wir schaffen das!“.
Niemand denkt dabei an diejenigen, die vielleicht gar nicht fliehen wollen oder nicht können. Lediglich die stärksten, vermögendsten und gebildetsten jungen Leute können sich auf die gefahrvolle Reise machen. Und was ist die Konsequenz für die Kinder, Alten, Schwachen und Armen, die im zerstörten Syrien zurückbleiben? Der Staat blutet aus. Diejenigen, die das Land nach dem hoffentlich baldigen Ende des Krieges wieder aufbauen könnten, haben aber längst ein neues zu Hause in Europa gefunden.
Dadurch könnte ein weiteres tragisches Beispiel für das entstehen, was man „Failed State“ nennt. Ein durch Krieg zerstörtes Land, welches von den Kriegsparteien mit Ende der Auseinandersetzung einfach verlassen wird, ohne sich um den Wiederaufbau zu kümmern – das beste Beispiel ist Lybien.
Während also „Refugees Welcome“ für diejenigen eine Hilfe ist, die es sich leisten können und es körperlich schaffen, ist es für den Großteil der restlichen Bevölkerung leider ein zusätzlicher Schaden an dem durch Bomben zerstörten Land.
Es geht noch weiter: Im Zielland (beispielsweise Deutschland), kommt es nun ebenfalls zu Unruhen, weil einige genau diese bis hier hin formulierten Dinge benennen und somit das Handeln der Regierung kritisieren und andere die Flüchtlinge ohne kritisches Nachfragen mit offenen Armen empfangen. Das moralische Dilemma ist offensichtlich: Natürlich verschließt kein Mensch, der ein gewisses Maß an Empathie hat, die Landesgrenzen vor einem Kriegsflüchtling. Dennoch würden die Wenigsten wohl ihren Hobbyraum, das Gästezimmer oder ihre Schlafcouch einer syrischen Familie anbieten oder?
Die Kritiker werfen den „Refugees Welcome“-Menschen vor, sich von einer trügerischen Politik hinters Licht führen zu lassen, während für die „Gutmenschen“ alle – Kritiker wie echte Rechtsradikale – Nazis und AFD-Sympathisanten sind, weil sie gegen Flüchtlinge wären. Ja, ich bin gegen traumatisierte Flüchtlinge, weil mir ein Mensch, der aus freien Stücken und ohne eine durch Krieg zerstörte Herkunft nach Deutschland kommt, um hier mit uns zu leben, lieber ist, als tausende in die Flucht gebombte Menschen.
Und dann gibt es natürlich Menschen, die aus meiner Sicht eine Minderheit bilden, aber die ohne Zweifel das sind, was ich unter „Nazi“ verstehe. Diese sagen dann natürlich „Wir wollen keine Flüchtlinge“ und die Extremisten unter ihnen begehen schreckliche Straftaten gegen Migranten. Nun werden aber durch rhetorische Tricks der Medien Menschen wie Ken Jebsen, die das große geopolitische Bild zeichnen und deswegen dem Thema „Flüchtlingskrise“ kritisch gegenüberstehen, mit letzteren einfach gleichgesetzt, weil beide eventuell den Ausdruck „illegale Flüchtlingsflut“ benutzen, die Regierung zur Verantwortung ziehen oder noch schlimmer: auf das Grundgesetz verweisen.
Weder ruft ein Ken Jebsen zur Gewalt gegen Flüchtlinge auf, noch möchte er ihnen einfach die Tür vor der Nase zuknallen. Er und andere seines Schlags möchten nur aufzeigen, welche Doppelmoral hinter den Handlungen einer Regierung steckt, wenn sie erst dabei hilft, ein Land auszuräuchern, um sich anschließend als die Mutter Theresa zu inszenieren, wenn sie all die Flüchtlinge willkommen heißt. Die Kritik gilt also nicht den armen Menschen, die in diesem ganzen kranken Spiel nur der Ball sind, sondern den geopolitischen Spielern, die diesen Ball nach ihren Vorstellungen von A nach B spielen.
Dass nicht jedem die Komplexität der Flüchtlingsthematik bekannt ist, ist verständlich. Aus meiner Sicht sind die Mainstream-Medien nicht an nachhaltiger Wissensvermittlung interessiert, sondern nur an einem Meinungsbild, welches die Bevölkerung auf die Handlung der Regierung einstimmt.
Und da ist es natürlich mehr als gefährlich, wenn Leuten zugehört wird, die aufzeigen, welchen völkerrechtlichen Hintergrund und welche dramatischen Konsequenzen das „selbstlose Handeln“ der Regierungen hat.
Der Aufruf aus dem Lager der Vernünftigen lautet nicht: Lasst die Flüchtlinge an den EU-Grenzen verhungern, sondern beendet endlich die Kriegseinsätze auf der ganzen Welt, rüstet AB nicht AUF und schaut genau hin, wenn ÜBER jemanden berichtet und nicht MIT jemandem gesprochen wird.
Diese Dynamik lässt sich eins zu eins auf das Thema „Corona“ anwenden. Man tauscht einfach nur die Begriffe „Syrienkrieg“ durch „Corona-Virus“, „Nazi“ durch „Corona-Leugner“ und „Gutmensch“ durch „Corona-Gläubiger“ aus. Eine sachliche Debatte ist nicht in Sicht.
Zusammenfassung
Der Informationskrieg geht weiter. Während Youtube seine Richtlinien derzeit laufend aktualisiert, der Kampf der Mainstream-Medien gegen „Verschwörungstheorie“ und „Fake-News“ weiterläuft und die „alternativen Medien“ und viele andere Youtuber um ihre Existenz bangen müssen, geht der passive Konsument in dem hin- und herwogenden Sturm der Verwirrung unter.
Meiner Meinung nach sollten wir als Gemeinschaft an einer Entwicklung eines gesunden Menschenverstandes arbeiten. Und dafür ist es aus meiner Sicht wichtig, sich mit Plattformen der „freien“ Medienlandschaft wie KenFM oder Nuoviso (Beispielvideos willkürlich gewählt), denen in naher Zukunft allerdings die Zensur drohen könnte, genauso zu beschäftigen, wie mit den etablierten Medien.
Wie sollen sich kritische Geister selbständig entwickeln, wenn ihnen die Möglichkeit von vornherein genommen wird, den Weg zu einer vernünftigen Meinung eigenständig zu finden?
„Aber unabhängig denken lernen, ist keine Fähigkeit, die einem aus der Schablone zufällt. Sie muß durch eigene Anstrengung und mit Hilfe eines klugen Ratgebers erworben werden. Das ist die Methode, unter Anleitung selbst zu forschen. So, wie wir es heute an unseren Universitäten kennen. Man kann sagen, daß eine akademische Institution ihrer Aufgabe in dem Maße gerecht wird, in dem sie unabhängiges Denken und einen Geist von zeitbedingten Vorurteil und Voreingenommenheiten freier Forschung fördert. Verfehlt eine Universität diese Aufgabe, so sinkt sie zum Niveau einer Unterrichtsanstalt ab. Ja, ein solches Versagen hat recht ernsthafte Folgen. Denn wo unabhängiges Denken abstirbt, ob aus Mangel an Mut oder durch innere Zuchtlosigkeit, wuchern ungehindert die üblen Kräuter der Propaganda und des Dogmatismus. Ersticken der Kritik ist viel bedenklicher, als viele Leute meinen. Wenn keine lebendige Einheit der Ziele in einer Gesellschaft geschaffen werden kann, so drängt sich eine Art langweiliger und schwacher Gleichförmigkeit in der Politik auf. Es ist schade, daß Menschen von Macht und Verantwortung dies so selten wahrhaben wollen.
Die Erziehung soll daher zum Selbständigdenken unter der Leitung eines Lehrers führen.“
– Bertrand Russel (1959): „Denker des Abendlandes“ – übersetzt von Kàroly Földes-Papp (1970), S. 68.
Die Menschen sind nicht so blöd, wie Politik und Mainstream-Medien es ihnen glauben machen wollen. Natürlich gab es katastrophale Irrtümer in der Menschheitsgeschichte, aber noch viel mehr glorreiche geistige Errungenschaften. Von der Erfindung der Schrift, zur Errichtung gigantischer Bauwerke, über die weiten Gedanken der Philosophie, die uns die Grundsteine für all die wissenschaftlichen Erkenntnisse und theologischen Glaubenssätze geliefert haben – all dies bewerkstelligten Menschen wie du und ich.
Lassen wir uns den Glauben in uns selbst nicht nehmen, denn diejenigen, die es versuchen, sind ja auch nur Menschen.
von Marco Lo Voi
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