Tag 21 der „Ausgangssperre“ – Verzweiflung

Tiefpunkt

Der heutige Tag bildet den bisherigen Tiefpunkt in der Krisenzeit für mich. Jeden Tag erreichen mich neue Meldungen, die meine bisherige Einschätzung der Lage leider immer auf’s Neue bestätigen.

Die Überwachung seitens der Behörden wird ausgebaut, neue Regelungen beschneiden zunehmend das Grundgesetz, Erzählungen aus meinem Umkreis und eigene Erfahrungen mit der Exekutive zeigen mir, wie die Maßnahmen unseren bisherigen Alltag nun völlig umkrempeln und die Verlogenheit der „wissenschaftlichen“ Debatte um das Virus nimmt beinahe groteske Züge an.

Bäume

Tausend Gedanken

Fast jeder Post, jedes dritte Kommentar und jede Ansprache eines Jens Spahn oder eines anderen politischen Darstellers erzeugen in mir das Bedürfnis, einen klärenden Beitrag zu schreiben. Jeden Tag gäbe es Dutzende Anlässe, lange und komplizierte Texte zu verfassen, die kaum einer liest. Diese Flut an bearbeitungswürdigen Themen brachte die letzten Tage lediglich eine Handvoll eilig verfasster Artikel, die versucht haben, die chaotischen Verhältnisse dieser Zeit zu ordnen.

Die letzten beiden Tage hat sich jedoch dermaßen viel Material angesammelt, dass ich schlicht nicht weiß, wo ich anfangen soll. Deshalb habe ich es einfach gelassen. Es einfach lassen. Ist es das, was Überforderung hervorbringt? Einzelne Dinge deswegen nicht zu tun, weil man nicht im Stande ist, alle Dinge dieser Art zu tun?

Klarsicht

Vielleicht ist es aber auch meine zunehmende wütende Verzweiflung? Emotionen vernebeln die Klarsicht, wie ich es selbst immer wieder in meinen Texten betont habe. Themen mit gefühlsgefärbter Feder nüchtern analysieren zu wollen, ist unmöglich. Genau deshalb ist der aktuelle gesellschaftliche Diskurs über die Angemessenheit der Maßnahmen so absurd.

Vor laufender Kamera wird ein Gastwirt gezeigt, dessen Existenz vor dem Scheitern steht. Die Verzweiflung steht im ins Gesicht geschrieben. Zugleich sieht er in diesem Opfer ein Dienst an die Allgemeinheit, weil sein Gasthaus kein Ort der Virusübertragung mehr ist. Er marschiert sehenden Auges in den Ruin, der für seine Ehefrau, Familie, seine Kinder und Enkel eine Privatinsolvenz bedeuten könnte. Und so oder so ähnlich geht es Millionen Menschen in diesem Land. Alles für aktuell 2.607 (Stand: 10.04.2020, 18:58 Uhr) vermeintliche Corona-Opfer in Deutschland.

So wie viele leidet auch dieser Wirt an emotional vernebelter Wahrnehmung. Wer möchte den schon Schuldiger für den Tod eines Mitmenschen sein? Niemand. Somit ist ein Aufbegehren gegen diese Maßnahmen zugleich das Geständnis eines Mörders.

Der Hinrichtung des Sokrates

Ich beschäftige mich zurzeit mit der Geschichte der Philosophie und bin erstaunt und entsetzt, welche Parallelen sich zu der heutigen Zeit darin wiederfinden. Neben den vielen interessanten Gedankenmodellen der Philosophen sind vor allem die Klärungen zur Herkunft sehr gebräuchlicher Worte bemerkenswert. So stammt beispielsweise das Wort „Theorie“ vom Griechischen ἡ θεωρία hē (theoría) was soviel wie „die Anschauung, Überlegung, Einsicht, wissenschaftliche Betrachtung“ bedeutet.

Heute kennen wir diesen Begriff als Teil eines anderen Wörtchens, welches jeden Diskurs augenblicklich zunichte macht.

Die Hinrichtung des Sokrates jedoch, die vor mehr als 2500 Jahren stattgefunden hat, weist schmerzlich viele Parallelen zur heutigen Diskussionskultur auf. Während Sokrates seinerzeit nie selbst etwas niedergeschrieben hat und durchaus als wunderlich beschrieben wurde, war er vor allem durch seine Art der philosophischen Herangehensweise in ganz Athen bekannt.

Menschen - Sillhouetten

Er verbrachte nämlich die meiste Zeit damit, durch die Stadt zu gehen und mit allen möglichen Bürgern zu sprechen. Dabei verwendete er häufig das didaktische Mittel der Erkenntnis durch Fragestellung. Er vermittelt seine Erkenntnisse nicht direkt und offenkundig, sondern war in der Lage, durch gezielte Fragen, den Gesprächspartner zu einer eigenständigen Erkenntnis hinzuführen.

Sein „Hobby“ war den Mächtigen allerdings ein Dorn im Auge, weil das Ergebnis seiner Gespräche häufig ein wachsender Zweifel an der Staatsreligion und der gesellschaftlichen Situation Athens bei den Menschen hervorrief. Dies allein war für die Herrscher des antiken Athen Grund genug, Sokrates in einen langwierigen Gerichtsprozess zu verwickeln, dessen Verlauf in der berühmten „Apologie“ nachgezeichnet wurde.

Trotz seiner legendären Reden, in denen er offensichtliche Widersprüche der Ankläger durch philosophische Betrachtung aufzeigte, erwartete ihn am Ende der Tod durch einen giftigen Schirlingstrank. Sokrates ging dem Tod jedoch ohne jede Angst und ohne Fluchtversuch mutig entgegen.

Seine literarisches Ich lebt in den Werken Platons jedoch bis heute weiter.

Diese Geschichte zeigt, wie selbst diejenigen, die die Vernunft als solche quasi erfunden haben, chancenlos gegen politische Mächte sind. Wenn die Herrschenden Dinge beschließen, dann werden sie auch im Rahmen ihrer Macht umgesetzt.

Für mich ist dies der erste Präzedenzfall der Menschheitsgeschichte: Wenn Machtverhältnisse oder allgemeine Ansichten hinterfragt werden, bedeutet dies den Tod desjenigen, der die gültige Wahrheit hinterfragt.

Der giftige Schirlingstrank ist heute zum Glück nicht mehr.

Dafür haben heute aber Zensur, soziale Ächtung und mediale Verleumdung derjenigen, die die falschen Fragen stellen.


von Marco Lo Voi

2 Gedanken zu “Tag 21 der „Ausgangssperre“ – Verzweiflung

  1. „[…]die Verlogenheit der „wissenschaftlichen“ Debatte um das Virus nimmt beinahe groteske Züge an.“
    Hast du hierzu Quellen, könntest du dies genauer erläutern?

    Grüße

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