Die Lichtmetapher

Jüngst kam mir eine Eingebung:
Die bunten Strahlen eines Effektlasers bei einer Outdoor-Party haben mir die Gedanken einer neuen Metapher eingegeben.

Wie wohl die meisten wissen, ist weißes Licht die Kombination aus Lichtern der drei Grundfarben rot, grün und blau. Diese drei Farben werden nun verschiedentlich kombiniert, um die unterschiedlichsten Farben zu projizieren. Wenn nun dieses farbige Licht auf einen Gegenstand fällt, beispielsweise so etwas einfaches, wie einen Holzstuhl, dann sehen wir den Stuhl in einem bestimmten Licht.

So weit, so einfach. Wir können nun den Stuhl mit unterschiedlichsten Farben beleuchten und er erscheint uns immer ein bisschen anders. So ist es mit allen Dingen.

Ebenso wie es sich mit unterschiedlich farbigem Licht, das auf materielle Dinge scheint, verhält, so verhält es sich mit unserer subjektiven Wahrnehmung auf materielle, aber vor allem auf geistige Dinge. Wenn jede Perspektive für einen farbigen Lichtstrahl steht, dann steht der Holzstuhl für einen Sachverhalt. Je ungetrübter unser Blick, desto „grundfarbener“ ist unsere Sicht auf die Dinge.

Eine bestimmte Haltung zu etwas zu haben, liegt in unserer Natur, weshalb unsere subjektive Sicht meist nicht einmal rot, grün oder blau ist, also frei von den Einflüssen anderer Farben bzw. von Vorerfahrungen und daraus resultierenden Vorurteilen. Erst wenn wir alle Seiten eines Sachverhalts erfassen, erst wenn also alle drei Grundfarben auf einem Gegenstand ruhen, dann sehen wir diesen in seiner ungetrübten Wahrheit.

Es ist durchaus möglich, die Dinge in klarem Licht zu betrachten, doch dies bedarf große und langjähriger Anstrengung. Dazu muss all sein Kategoriedenken ablegen und jedwede Vorerfahrung außenvor lassen. Das würde bedeuten, dass man sich sogar von der Idee lösen muss, dass der Holzstuhl ein Holzstuhl ist.

Wer also von sich behauptet, er sehe die Dinge „im ungetrübten Lichte“, der ist entweder erleuchtet oder überschätzt sich schlicht und ergreifend. Eine Sache mit einem möglichst ungetrübten grundfarbenen Licht zu sehen, ist nicht verwerflich. Man sollte sich aber stets bewusst sein, dass es noch zwei andere Grundfarben gibt und ein unendliches Spektrum an Mischfarben, das dazwischen liegt.


Von Marco Lo Voi

Ein Gedanke zu “Die Lichtmetapher

  1. Pingback: Gedanken zu: Diskussionen und wie sie zu führen sind – Exploring Roots

Hinterlasse einen Kommentar