Das Ende einer Welt, wie wir sie kennen

Vor einiger Zeit hatte ich mit einem übermütigen Projekt begonnen, das ich Deutschland eine Tragikomöde nannte. Dabei hatte ich mir vorgenommen, einen historischen Abriss der deutschen Geistesgeschichte zu geben und dann chronologisch vorgehend bis zur Gegenwart zu resümieren. Doch was in den letzten Jahren und vor allem in den letzten Monaten so vonstatten ging, bedarf langsam aber sicher zumindest eines Zwischenfazits.

Eine neue Weltordnung

In meinen Synapsen herrscht ein solcher Wust an Informationen, die sich rund um dieses Thema kreisen, dass es hier wohl einerlei ist, wo genau man den Faden aufgreift. Seit Anfang Mai bin ich nun offiziell aus Deutschland ausgewandert. Dabei habe ich den deutschsprachigen Raum aber nicht verlassen. Schon rund 7 Monate nach dieser Entscheidung kann ich rein in Anbetracht des hier verhandelten Themas schon sagen: Es war mehr als nur die richtige Entscheidung.

Ich bin zwar nun nicht in einer anderen Welt, ja, mein soziales Leben findet auch heute noch mehrheitlich in Deutschland statt, aber alleinig der Wegzug lässt mich gewisse Dinge entspannter betrachten, auch wenn es die Sache nicht weniger traurig macht. Dieser Beitrag soll aber kein Abgesang auf Deutschland sein, sondern eine globale Perspektive abbilden, von der ich mich natürlich nicht lossagen kann.

Die Welt des 20. Jahrhunderts zerbricht. Nun, im ersten Viertel des 21. Jahrhunderts, scheinen die Geburtswehen einer neuen Welt mehr als offensichtlich zu sein. Egal, ob wir von Technologie, Gesellschaft oder Politik sprechen, überall geschieht Umbruch und Aufbruch. Der Titel dieses Beitrags ist auch nicht per se negativ zu deuten, er lässt beide Lesarten zu. Die große Frage ist nur, wie die neue Weltordnung, die definitiv bevorsteht, eingeläutet wird: Mit oder ohne großem Knall.

Der große Knall

Mit großem Knall ist natürlich eine neuer globaler Krieg gemeint. Für ein paar Analysten ist der dritte Weltkrieg längst da. Aber noch handelt es sich um territorial begrenzte gewalttätige Konflikte, wie die völkerrechtswidrigen Invasion Russlands in die Ukraine oder Israels in Gaza. Andere Konflikte wie der Angriffskrieg Saudi Arabiens im Jemen oder die Militärputsche in Niger, Mali oder Gabun und jüngst die Unruhen in Georgien, Rumänien und der Sturz der Assad-Regierung in Syrien, oder das zerstörte und instabile Libyen sind dabei nur Randnotizen in unserem zentraleuropäischen Bewusstsein.

Als 2014 die Maidan-Revolution/der Maidan-Putsch stattfand, war die Aufregung groß. Anschließend war Krieg innerhalb der Ukraine für uns in Deutschland nicht mehr so interessant, weil ja nur die neue ukrainische Regierung gegen sogenannte „pro-russische Separatisten“, also Ukrainer, die nicht mit der neuen Revolutions-/Putschregierung einverstanden waren, kämpften. Das nennt man Bürgerkrieg.

Der Bürgerkrieg wurde erst dann wirklich interessant, als Russland als Schirmherr für die in der Ukraine lebenden ethnischen Russen und die mehrheitlich russisch-sprachige Krim-Region auftrat und zunächst für die Krim, die vormals der Ukraine von Russland überschriebenen worden war, eine Rückanbindung (Sezession) mittels einer überwachten Abstimmung ermöglichte, was hierzulande als Annexion bezeichnet wurde, also sozusagen der Krim von Russland auferzwungen wurde. Hier lässt sich völkerrechtlich juristisch trefflich streiten, was aber nichts an der jetzigen Situation ändert: Die Krim ist wieder russisch.

Das war ein rein taktisches Manöver der Russen, da durch die Maidan-Bewegung, die eine pro-russische durch eine pro-westliche Regierung ersetzte, der einzige militärische Schwarzmeerhafen der Russen gefährdet war, da die pro-westliche Regierung der Ukraine den Pachtvertrag der Russen hätte torpedieren können. Dies wäre ein nicht hinnehmbarer militärischer Schlag für die Russen gewesen, zumal die Schenkung der Krim vormals an ebenjene Bedingung geknüpft war. Nun gut. So versandete mit der Zeit die Aufmerksamkeit für die Ukraine, während die Donbass-Region sich gegen die neue Regierung in Kiew zur Wehr setzte.

In der Zwischenzeit kamen andere Katastrophen, wie die erste Amtsperiode Trumps, die fast noch lauter kommentiert und in den deutschen Medien beweint wurde, als zuvor der neu entfachte Bürgerkrieg in der Ukraine. Dann kam die Corona-Krise, in der die Welt beinahe von einem Killervirus zerstörten worden wäre. Ein Glück, dass die Pharmaindustrie hier helfend einschreiten konnte und wir unter gemeinsamer entbehrungsreicher Anstrengung die unsichtbare Gefahr bezwingen konnten (Ironie: Aus).

Aufatmen „nach“ Corona, bzw. mit dem Auslaufen der Maßnahmen. Abschütteln der Trägheit nach zwei Jahren Lockdown und dann kam „urplötzlich“ der russische Einmarsch in die Ukraine. Völlig unprovoziert ist Papa Putin eingefallen und stand kurze Zeit später mit seinen Truppen vor Kiew. Selensky, das Messer auf der Brust, wollte schon kapitulieren, als Boris Johnson sich in einen Flieger nach Kiew setzte. Als die Russen langsam ihren Stoßtrupp rückführten, da die Kapitulationsverhandlungen eigentlich schon gelaufen waren, zerriss Selensky nach dem Gespräch mit Johnson plötzlich die Abmachungen und der Krieg entbrannte vollends.

Stufen der Eskalation

Zuerst sprach man von Helmen und Schutzwesten, die man der Putschregierung der Ukraine zusendete, während man im letzten Wahlkampf seitens der Grünen noch damit warb, keine Waffen in Kriegsgebiete zu senden.

Kaum waren die Grünen mit Baerbock und Habeck 4 Jahre in Regierungsverantwortung lässt die wortgewaltige Anna-Lena folgendes vom Stapel:

Jetzt kam über die von russischer Seite geleakten Infos bezüglich der Bundeswehr-internen Diskussion um deutsche Taurus-Langstrecken-Waffen heraus, dass wir nun sogar der Ukraine ermöglichen sollen, mit deutschen Waffen russisches Territorium anzugreifen, denn der vermutlich nächste Bundeskanzler hat gesagt, dass er keine Angst habe, dass Russland atomar angreifen könnte, beziehungsweise der Konflikt nuklear eskalieren würde, wenn die Bundeswehr Waffen liefere (Quelle). Er scheint irgendwie verschlafen zu haben, dass die russische Regierung kürzlich ihre Atom-Doktrin dahingehend änderte, dass auch jedes Land, das ein angreifendes Land, wie im Falle des Ukraine-Kriegs eben die Ukraine selbst, unterstützt, Ziel eines atomaren Angriffs sein könnte (Quelle).

Wenig später erlaubt der abtretende US-Präsident Biden der Ukraine US-Langstrecken-Waffen auf russischem Territorium einzusetzen, was bis heute auch mehrmals schon erfolgte. Diese Waffen können aber niemals ohne die Hilfe der USA/NATO-Kräften eingesetzt werden können. Damit ist die USA selbst ein mögliches nukleares Ziel für Russland geworden. Und demnächst wird es auch Deutschland sein, wenn Taurus wirklich auf russischem Territorium eingesetzt wird.

Offensichtlich scheint die deutsche Führungsriege das lautstarke Brummen des russischen Bärs vollständig zu ignorieren und meint wirklich, dass ein paar Raketen mehr jetzt diesen Riesenbären davon abhalten, weiter den Honig-Stock Ukraine zu plündern? Sie möchten keine Eskalation, nein, aber sie bewerfen diesen Riesenbären mit Steinen und denken gleichzeitig er würde sie niemals angreifen, obwohl dieser dies nun sogar so artikuliert hat. Und jetzt hat er auch noch seine geschliffenen Pranken ausgefahren in Form der neuesten Waffentechnologie der Russen: Oreshnik.

Warum das alles?

Bei der Frage nach dem „Warum“ ist es absolut entscheidend, dass man sich genauestens klarmacht, was man eigentlich wissen möchte. Wie bei „Per Anhalter durch die Galaxis“ kommt ansonsten eine Antwort, die völlig unverständlich für den Fragensteller ist, wenn die Frage zu allgemein ist, oder der Fragende im Grunde gar nicht weiß, was er oder sie genau wissen möchte, sondern dieses „Warum“ nur ein Ausdruck tiefer Verwirrung ist.

Und ja, wenn man sich solch großen Themen widmet, dann ist es wahrlich überfordernd, möchte man wirklich wissen, was los ist. Bewahrt man aber stets die Rückbindung an die Metaperspektive, dann kann man seinen Kopf immer wieder aus dem Schlamm herausziehen und sich kurz klar machen, in welchem Abschnitt des Sumpfes man gerade taucht. Natürlich muss man erst den Schlamm von der Taucherbrille rubbeln.

Wenn man beispielsweise fragt, warum denn Merz unbedingt „Russland stoppen“ möchte, dann kann ich nur mutmaßen, jemand hat ihm wirklich glaubhaft versichert, dieser Krieg könne immer noch konventionell „gewonnen werden“ und Russland würde sich einfach wieder zurückverkrümeln. Aber mittlerweile sind die wirklichen unabhängigen Militärexperten einhellig der Meinung, die Ukraine ist kapitulationsreif, und das schon lange. Aber Merz will ja scheinbar nicht der Ukraine helfen, sondern „Russland stoppen“ und das ist nicht unbedingt das gleiche. Wenn nun also die Ukraine keine waffenfähigen Männer mehr hat, müssen dann wohl andere Menschen an die Front gehen. Über europäische Bodentruppen in der Ukraine wird ja sogar bereits diskutiert. Das wäre dann faktisch ein „Weltkrieg“. Ach nein, erst sollen ja die Russen aufhören zu schießen, dann soll Europa, nachdem sie Russland mit der Ukraine als Prellbock indirekt attackiert haben, „den Frieden in der Ukraine“ sichern. Bei einem so großen Aberwitz, kann man nicht mal mehr mit Galgenhumor darüber lachen.

Auf die Frage, warum Putin nicht locker lässt und weiterhin einen Abnutzungskrieg gegen die Ukraine führt, könnte vieles gesagt werden. Es geht in erster Linie um eine Pufferzone zwischen der NATO und Russland, die eine vorgelagerte Verteidigungsmauer für Russland darstellt. Desweiteren geht es natürlich um die leistungsstarke Ost-Ukraine, mit ihrer Industrie und der seltenen Schwarzerde, die als die nährstoffreichste Erde der Welt gilt. Außerdem ist ein Angriff aus dem Westen für Russland auch nichts neues. Napoleon, Hitler und jetzt die NATO. Die Wehrhaftigkeit der Russen ist leidgeprüft.

Zudem zeigt Russland damit klar, dass an der von der NATO gezogenen Trennlinie zwischen Europa und Asien nun wirklich eine Demarkationslinie hergestellt wird, an dem sich der Orient und der Okzident wirklich trennen werden und die unipolare zugunsten einer multipolaren Weltordnung abgelöst wird. Die BRICS als Gegengewicht zu NATO, EU und den USA. Und Russland zeigt hier deutlich: Die USA hat ausgespielt, jetzt ist der Osten dran.

Dies alles sage ich völlig wertfrei. Mir wäre eine Situation lieber, in der weder die Russen noch die Amerikaner darum ringen, wer in welche Länder Atomsprengköpfe abstellt, sondern wir als Zentraleuropa friedlich und vereint als eurasischer Kontinent mit Amerika in partnerschaftlichen Handel gehen würden. Aber die USA hat nunmal mit dem Ende des Zweiten Weltkrieg die „Full Spectrum Dominance“ zu ihrer Doktrin gemacht. Und diese duldet keinen anderen Staat auf Augenhöhe mit dem Imperium. Aber diese Hybris könnte sich rächen.

Wir sehen gerade also in den verschiedenen Regionen, die ich auch weiter oben angesprochen habe, ein Ringen der Großmächte China-Russland und Amerika-EU, in der die Einflusssphären nach einer fast 100-jährigen Dominanz der Amerikaner nun das alte Volk der Chinesen und dieses riesige Mutterland Russland sich ihre Pfründe neu abstecken. Der Sturz Assads war dabei ein empfindlicher Schlag gegen Russland, der im Kriegsnebel des aktuellen Großkonflikts vor ihrer Haustür erfolgte. Die USA ist sicherlich noch längst nicht geschlagen.

Die EU müsste sich jetzt eigentlich auf sich besinnen und endlich einsehen: wir sind keine „Partner“ der USA, sondern Vasallen, die kaltblütige geopfert werden, wenn es notwendig erscheint. Und führende Politiker unserer Länder sind dabei transatlantische Erfüllungsgehilfen, die völlig entgegengesetzt der Interessen ihrer Länder agieren, weil sie auf supranationaler Ebene ihren Profit daraus schlagen können. Nicht alle, aber einige Menschen, die leider viel Macht haben, handeln alleinig und ausschließlich für die eigene Tasche und das kann sich ein Normalsterblicher kaum vorstellen, aber so IST es. Und für Strategen der Weltbühne sind Bevölkerungen nur Menschenressourcen, wie in großen Unternehmen die Mitarbeiter eben Humankapital sind. Diese Ressource wird je nach Zielsetzung einem Zweck zugeführt.

Der Normalsterbliche mag sich dies nicht klarmachen, weil man sich ja selbst dann als winzige Figur eines großen Schachbretts anerkennen müsste. Und das lässt das eigene Ego nur schwerlich zu. Zudem kann man sich kaum vorstellen, wie einzelne Menschen hunderte, tausende, sogar Million Menschen einfach in den Tod schicken können, weil es der Zweck eben gerade erfordert. Aber auch das ist leider Teil der Wahrheit. Dieses Feld nennt man „Geopolitik“.

Wohin geht die Reise?

Dies alles sind wahrlich düstere Perspektiven. Es ist ein Trauerspiel, dass wir uns als Menschheit so oft den Schattenseiten hinwenden und glauben, diese würden die globalen Geschehnisse maßgeblich bestimmen. Wir glauben an mehr Ungerechtigkeit, mehr Krieg und mehr Chaos, weil die Medien uns so oft ebenjene Dinge immer wieder präsentieren. Der Weg aus dieser Perspektive heraus ist, diese Medien einfach abzuschalten. Medien, die uns immer wieder zeigen, wer heute der Böse ist, wo gerade die Welt untergeht und wann die nächste Katastrophe bevorsteht, sollten nicht unsere Gedanken bestimmen.

Dies bedeutet nicht, wir müssten uns von all den Dingen in der Welt abwenden und wegsehen. Es bedeutet, dass wir uns die Dinge für uns selbst ansehen, wenn wir sie sehen möchten. Wir entscheiden uns dazu und machen uns unser eigenes Bild davon. Radio, Fernseher und Tageszeitungen präsentieren uns selektierte Ausschnitte der Realität, die unser Bild von den Geschehnissen prägen sollen. Wir bekommen das zu sehen, was wir sehen sollen. Aber das ist nicht immer das, was wir sehen wollen und schon gar nicht das, was wir sehen oder hören müssen.

Wohin die Reise also geht, bestimmen wir Tag für Tag selbst im Rahmen unserer Handlungsmöglichkeiten. Stellen wir uns positiv auf, werden wir die Dinge auch positiv wahrnehmen. Am Ende bleibt ein Gefühl. Und wenn die eigenen Gefühle nur durch Konsum und Ablenkung positiv sind, dann sind sie völlig verschattet und gären im Verborgenen. Verschattete Gefühle, die mit Bedürfnisbefriedigung überkleistert werden, sind der beste Nährboden für Krankheit, Trägheit und Geistlosigkeit. Ist man aus sich heraus begeistert, aktiv und gesund, ist es am Ende des Tages egal, was man sieht, hört oder tut: Es erscheint im Lichte der eigenen Strahlkraft. Sei dein eigener Leuchtturm, der dir für dich den richtigen Weg weisen wird.

von Marco Lo Voi

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