Wie der Begriff seine Bedeutung verliert
Niemals hätte ich gedacht, einen Beitrag dieser Art noch veröffentlichen zu müssen, doch der gesellschaftliche Diskurs und die derzeitige Berichterstattung der großen Medienhäuser zwingen mich förmlich dazu. Der beinah inflationäre Gebrauch des Wortes „Verschwörungstheoretiker“ und „Verschwörungstheorie“ in den Schlagzeilen, Artikeln und den Kommentaren wirkt auf mich beinahe schon grotesk. Dieser Begriff wird dermaßen überbeansprucht, dass seine eigentliche Bedeutung längst im Nebel des Wahnsinn verlorenging – in der historischen Sprachwissenschaft sprechen wir von Bedeutungserweiterung; die Extremform nennt sich Bedeutungsentleerung.
In den „alternativen“ oder „freien“ Medien gilt dieser Begriff schon als Ritterschlag, denn dieser Tage wird jede und jeder als Verschwörungstheoretiker/in betitelt, der mit seiner Arbeit auf Youtube oder anderen Plattformen wie Blogs und selbständigen Zeitschriften eine gewisse Reichweite erzielt, damit relevant wird und dessen Videos daraufhin gelöscht werden.
Wichtiger Hinweis
Vorab sei noch eine wichtige Sache angemerkt: Es folgen hier nun eine ganze Palette an Links und Quellen. Ich habe nicht alle Quellen in vollem Umfang studiert und betone, dass ich nicht grundsätzlich allen Aussagen und Inhalten der Videos und Artikel zustimme, noch ihren Inhalt besonders gut finde. Sie dienen lediglich zur Veranschaulichung oder zum einzelnen Nachweis meiner hier in diesem Artikel getroffenen Aussagen.
Merkel ist ein Reptiloid und die Erde flach, hohl und nur eine Simulation
Wen man heute den Begriff „Verschwörungstheorie“ hört, dann fallen Begriffe, wie sie die Abschnittsüberschrift zeigt, oft im selben aber meistens im nächsten Atemzug. Verschiedenste Teile verschiedener „Theorien“ schweben zusammenhanglos in unseren Köpfen herum, aber geordnet sind sie seltenst. Aber wozu auch ordnen? Mit diesen Dingen beschäftigen sich doch nur Spinner. Es reicht, wenn man weiß, dass dies alles Schwachsinn ist.
So oder so ähnlich erscheint mir häufig die Einstellung vieler Menschen gegenüber diesen sogenannten „Verschwörungen“. Dabei sind den meisten wirklich nur die ausgefallensten Theorien und diese auch nur oberflächlich bekannt. Sei es die „Flache-Erde-Theorie„, das Pendant mit der hohlen Erde, Reptiloiden, die Sache mit dem Deepstate oder die Bedrohung durch eine jüdische Weltherrschaft; lediglich schwerste Kost für Phantasie und Glaube wird den Leuten als stellvertretende Beispiele für „Verschwörungstheorien“ genannt. Grund genug sich konsequent von all diesen Dingen fernzuhalten.
Die Wenigsten wissen jedoch, was er im eigentliche Sinne bedeutet, wer ihn einführte, und welchem Zweck er meines Erachtens vorrangig dient. All diese Dinge möchte ich nun Schritt für Schritt beleuchten. Ich hoffe, du hast Zeit, Geduld und einen offenen Geist mitgebracht.
Zum Begriff: „Verschwörungstheorie“
Schauen wir uns zunächst kurz den Begriff als solchen an: Er besteht aus den Teilen „Verschwörung“ und „Theorie“. Meyers Großes Konversationslexikon gibt folgende Definition für den Begriff „Verschwörung„:
„Verschwörung (Conjuratio), geheime Verbindung zur Herbeiführung einer Revolution (s. d.), von dem Eidschwur so genannt, durch den sich meist die Verschwornen zur Durchführung und Geheimhaltung des Planes verpflichten (»verschwören«). Vom Standpunkte des bestehenden Staatswesens und seiner Rechtsordnung aus erscheint die V[erschwörung] als ein strafbares Beginnen. Vgl. Politische Verbrechen.“
Eine Verschwörung ist laut dieser Definition also eine revolutionäre Handlung, die von mehreren Leuten versteckt geplant wird und die staatliche Ordnung gefährdet.
Zum Begriff Theorie könnte ich nun viele Definitionen verschiedener Lexika bemühen. Um eine gewisse Transparenz zu wahren, empfehle ich jeder und jedem, den Begriff selbst beim Wörterbuchnetz oder im nächsten griffbereiten Wörterbuch nachzuschlagen. Im Sinne der Einheitlichkeit greife ich erneut auf Meyers Großes Konversationslexikon zurück, dessen Definition von „Theorie“ ich hier nur in Auszügen präsentiere, weil der Artikel relativ ausführlich ist:
„In der Logik versteht man unter T[heorie], im Gegensatz zur Empirie (s. Erfahrung), die Ableitung einer einzelnen Erscheinung (z. B. des Regenbogens) oder einer ganzen Klasse von Erscheinungen (der Lichterscheinungen überhaupt) aus allgemeinen Gesetzen. […] Das Streben der Wissenschaften ist überall darauf gerichtet, die Empirie durch T[heorie] zu ergänzen, wobei nötigenfalls in Ermangelung sicher erwiesener Grundgesetze Hypothesen zu Hilfe genommen werden.
Im letztern Fall ist natürlich die ganze T[heorie] selbst nur von hypothetischem Wert […]. Wenn aber deswegen der Empiriker die Leistungen des Theoretikers häufig gering schätzt, so ist doch zu bedenken, daß die T[heorie], wenn ihre Grundlagen einmal sicher festgestellt sind, der Empirie weit überlegen ist, indem es ihr oft gelingt, zwischen scheinbar einander ganz fernstehenden Erscheinungen einen Zusammenhang aufzuweisen, zukünftige Erscheinungen vorauszusagen und der Technik neue Mittel und Wege zur Herbeiführung bestimmter Ergebnisse vorzuschreiben.“
In der Wissenschaft aber auch in der Kriminologie nennt man Vermutungen oder Annahmen über bestimmte Sachverhalte auch Hypothesen. Wenn man mehrere Hypothesen unter denselben Voraussetzungen formuliert, kann daraus eine Theorie entstehen. Diese Theorien sind in der Wissenschaft sowie in der Kriminologie notwendig, um gedankliche Schritte und deren praktische Überprüfung zu planen und zu strukturieren.
Theorien sind aus wissenschaftlicher Sicht solange wahr, wie sie gewissen Kriterien entsprechen und nicht von einer überlegenen Theorie ersetzt werden. Welche Theorie gegenüber welcher als „überlegen“ gilt, ist zudem immer Ansichtssache einzelner Forscher. Dass wir bestimmte Theorien als „wahr“ ansehen, ist eigentlich ein voreiliger Trugschluss. Frag mal einen Mathematiker, wie komplex es ist, einen wirklichen Beweis zu führen. Viel Spaß sag ich nur.
Beispielsweise sind die Theorien zur Evolution oder zum Urknall bis heute nur Theorien. In unseren Köpfen sind sie aber sehr real, weil wir bisher keine besseren gefunden haben. Außerdem glauben sehr viele Menschen auf dieser Welt nicht an diese Theorien. Wer nun Recht hat, ist nun mal noch nicht letztendlich bewiesen.
Wenn man nun also beide Begriffe zusammensetzt, dann bedeutet der Begriff „Verschwörungstheorie“ meiner Interpretation nach Folgendes: Eine Verschwörungstheorie ist eine logische Anordnung einzelner Hinweise, die in ihrer Gesamtheit eine mehr oder weniger starke Vermutung zu einer geheimen Rebellion gegen die bestehende (staatliche) Ordnung darstellt.
Aus der Sicht einer Regierung beziehungsweise der Staatenlenker ist eine Verschwörungstheorie also durchaus gefährlich, da aus ihr eine revoltierende Kraft entstehen kann. Wenn wir in die Menschheitsgeschichte zurückblicken, dann ist sie in gewisser Hinsicht von einem Wechsel verschiedener Herrschaftsformen bestimmt, deren Umsturz meist mit Rebellion einherging. Rebellionen sind für die Herrschenden häufig ziemlich ungemütliche Angelegenheiten. Darum sollten dahingehende Bestrebungen jeder Art sofort unterbunden oder präventiv verhindert werden.
Wann wurde denn nun aber dieser Begriff in der modernen Zeitgeschichte so wichtig?
Die Anschläge des 11. September – die Mutter der modernen Verschwörungstheorien
Wie so vieles, was in der modernen Zeitgeschichte für uns eine wesentliche Rolle spielt, begann das Ding mit den Verschwörungstheorien mit den Anschlägen des 11. September.
Zwei Flugzeuge brachten drei Türme zum Einsturz. Kurze Zeit später ist der Fall aus Sicht der amerikanischen Regierung glasklar: Terroristen.
Hä, was?! Äh, wie bitte? Zwei Flugzeuge aber drei Türme? Richtig. Nicht allen ist bekannt, dass an diesem katastrophalen Tag nicht nur die „Twin Towers“ einstürzten, sondern auch das Gebäude Nummer 7 (siehe Abbildung: 7 WTC).
(Quelle)
In dem offiziellen Bericht („9/11 Comission Report“) wurde der Einsturz des WTC 7 allerdings nicht aufgenommen. Das WTC 7 wird aber in einem anderen Zusammenhang erwähnt. Dort befand sich nämlich unter anderem das „Office of Emergency Management and Interagency Preparedness“ (OEM), also das „Büro für Notfall-Management und ressortübergreifende Vorbereitungen“ (siehe auch Comission Report: S. 283). Dies ist lediglich ein Faktum, dessen Bedeutung jeder für sich selbst bestimmen muss.
Wenn nicht dieses Video einer Überwachungskamera den Einsturz festgehalten hätte, dann wäre dies vermutlich ein weiterer schwarzer Fleck in den Ereignissen dieses historischen Tages:
Der Einsturz eines solch großen Gebäudes ist natürlich schwerlich zu übersehen. Dennoch bleibt die Frage bestehen, weshalb dieser Einsturz nicht in der offiziellen Version der Geschehnisse an diesem Tag aufgenommen wurde. Die Fragen dazu wurden aber immer drängender, woraufhin die amerikanische Regierung die staatliche Wissenschaftsbehörde NIST (National Institute of Standards and Technology) beauftragt hat, den Grund für den Einsturz dieses Gebäudes zu ermitteln, wie im obigen Video bereits zu sehen war.
Die vom NIST festgestellte Ursache war ein Brand, der von den Twin Towers auf das WTC 7 übergesprungen sei und sich soweit ausbreitete, dass das gesamte Gebäude in Flammen aufgegangen sei. Die Hitze habe dann bestimmte Trägersäulen destabilisiert, die daraufhin das gesamte Gebäude im freien Fall haben kollabieren lassen.
Das ist die offizielle Geschichte. Kurz nach den Anschlägen, noch bevor der Comission Report oder die Ermittlungen des NIST überhaupt begonnen wurden, war für den Präsidenten vor allem eine Sache klar:
Er sagt hier vor der UN Folgendes: „Lasst uns niemals hanebüchene conspiracy theories (Verschwörungstheorien) tolerieren, die die Attacken des Elften September betreffen. Böswillige Lügen, die versuchen, die Schuld von den Terroristen selbst abzulenken, weg von den Schuldigen.“ Die offizielle Einführung des Begriffs „Verschwörungstheorie“. Damit sind hier also alle Theorien gemeint, die eine von der Regierungsmeinung abweichende Sichtweise auch nur in den Bereich des Möglichen rücken. Diese Theorien, und das macht George Bush hier deutlich, seien „böswillige Lügen“ (malicious lies).
Viel Raum für Spekulation
An diesem Tag ist aber noch viel mehr passiert. Zwei andere Flugzeuge wurden gemäß der offiziellen Darstellung ebenfalls entführt. Deren Ziel seien zum einen das Pentagon und zum anderen das Weiße Haus gewesen. Nur ein Flugzeug habe sein Ziel erreicht, das andere sei nahe der Gemeinde Shanksville abgestürzt.
Vieles rund um die Ereignisse von 9/11 wirft Fragen auf, die verschiedentlich beantwortet wurden. Ein Mann, der versucht hat, vielen Fragen auf den Grund zu gehen, ist Elias Davidsson. Für diejenigen, die von sich glauben, sie seien bereit, unvoreingenommen an dieses Ereignis heranzugehen, dem empfehle ich folgendes Interview (jaja, mal wieder KenFM, ich weiß):
Wem dies jedoch bereits zu verschwörungstheoretisch anmutet, dem empfehle ich die „seriöse“ Herangehensweise. Wer akzeptiert, dass das Fehlen des Einsturzes von WTC 7 im „Comission Report“ ein unverständliches Versäumnis ist, der sollte sich fragen, wie das passieren konnte? Ein Versehen? Absicht? Oder einfach Unwissen?
Um diesem Versäumnis nachzukommen, gab es ja dann die Untersuchung des NIST. Allerdings gibt es an diesen Untersuchungen auch schwerwiegende Zweifel. Wer dazu mehr wissen will, den verweise ich auf folgende Seite: Architects & Engineers for 9/11-Truth.
Von offizieller Seite gab es bisher keine mir bekannten Bestrebungen, auf die Kritik dieser Bewegung einzugehen. Darum hat diese Bewegung die Universität Alaska vor einigen Jahren mit einer weiteren Untersuchung zum Einsturz des WTC 7 beauftragt. Im September letzten Jahres hat die Universität einen Zwischenbericht bereits veröffentlicht. Erst im März diesen Jahres veröffentlichte die Universität ihren Abschlussbericht.
Diese Untersuchung galt allein der Frage, ob das Feuer tatsächlich die Ursache für den Einsturz des Gebäudes war oder nicht. Das Ergebnis ist wirklich interessant:
„The principal conclusion of our study is that fire did not cause the collapse of WTC 7 on 9/11, contrary to the conclusions of NIST and private engineering firms that studied the collapse. The secondary conclusion of our study is that the collapse of WTC 7 was a global failure involving the near-simultaneous failure of every column in the building.“
(Hulsey et al. 2020: „A Structural Reevaluation of the Collapse of World Trade Center 7“, S. ii).
Übersetzt heißt das so viel wie: „Das generelle Ergebnis der Studie ist, dass das Feuer nicht den Einsturz des WTC 7 am 11. September verursacht hat, was den Ergebnissen des NIST widerspricht. Das sekundäre Ergebnisse ist, dass das WTC 7 auf Grund eines globalen Versagens einstürzte, das ein quasi-simultanes Versagen aller Säulen des Gebäudes beinhaltet.“
Achtung: Verschwörungstheoretiker!
Ein Wissenschaftler, der sich schon lange mit WTC 7 auseinandersetzt, ist der Historiker Dr. Daniele Ganser. Auch er gilt als Verschwörungstheoretiker, obwohl seine Herangehensweise wissenschaftlichen Maßstäben entspricht. Sein Ansatzpunkt ist alleinig das bis hier hin ausführlich behandelte WTC 7. Alle anderen Theorie, von denen es natürlich viele gibt, das bestreite ich nicht, deren bekannteste Vertreter „SURPRISE“, „MIHOP“ und „LIHOP“ sind, werden von ihm erwähnt, aber nicht im Detail behandelt, weil er sich alleinig an den offiziellen, historischen Fakten orientiert: Dem 9/11-Comission Report, der Studie des NIST und nun der neuen Studie der Universität Alaska.
Nichtsdestotrotz waren seine Nachforschungen in diesem Bereich der Anlass, seine Stelle an der renommierten ETH in Zürich aufzugeben zu müssen. Laut dem Wikipedia-Eintrag, der sich im Übrigen in den letzten Jahren immer wieder änderte, sei dies jedoch auf Grund mangelhafter wissenschaftlicher Standards seiner Arbeit zurückzuführen.
Bevor die „Alaska-Studie“ erschien, hat Dr. Ganser sich in seinen Vorträgen niemals festgelegt. Er hat sich damit begnügt, lediglich verschiedene Aspekte, die aus seiner Sicht nicht allen bekannt sind, zu benennen und in ihren historischen Kontext zu setzen. Mit Veröffentlichung des Zwischenberichts der „Alaska-Studie“ jedoch greift er zu deutlicheren Worten:
Neben seinen Forschungen zu WTC 7 hält er Vorträge zu Medien, Propaganda, Geheimdiensten und Kriegen. Hier sein aktuellster Vortrag, den ich selbst jedoch noch nicht gesehen habe:
Die Anfeindungen, die Dr. Ganser seit Beginn seiner Arbeiten zum 11. September ertragen muss, sind in ihrer Schärfe wirklich außerordentlich. Hier nur zwei jüngste Beispiele: (1) „Verschwörungsguru Ganser in München“ und (2) Verschwörungsstar verliert Lehrauftrag: Auch Uni St. Gallen lässt Daniele Ganser fallen. Ob Dr. Ganser mit allem was er sagt, uneingeschränkt recht hat, wage ich ebenfalls zu bezweifeln.
Er ist schließlich auch nur ein Wissenschaftler und damit ein Mensch, der eine abweichende Ansicht zu den damaligen Ereignissen vertritt. Ich wundere mich nur, wie ein wissenschaftlicher Diskurs derart pervertiert werden kann, nur weil er zu unbequemen Themen eine andere Meinung hat.
Einer von Vielen
Dies ist nur eines der bekanntesten Beispiele für Menschen, die die falschen Fragen stellen oder auf unbequeme Tatsachen hinweisen und deren Ruf daraufhin in der Öffentlichkeit aktiv beschädigt wurden. Ich möchte nun kurz ein paar weitere Beispiele für Menschen anführen, die in durchaus angesehenen Positionen waren, dann aber in Ungnade gefallen sind, weil sie auf die „böse“ Seite wechselten. Personen, die lediglich auf Grund ihrer Aussagen, die für die aktuelle Mehrheitsmeinung eine Bedrohung sein könnten, aus meiner Sicht zu Unrecht mit dem Kampfbegriff „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnet werden.
Dazu möchte jedoch anmerken: Ich führe sie zwar hier an, bin aber deswegen nicht zwingend der Meinung dieser Personen, noch sympathisiere ich uneingeschränkt mit ihnen oder finde alle Aussagen oder Handlungen gut; sie sind lediglich allesamt Menschen, die das Schicksal eines Dr. Daniele Gansers in unterschiedlichem Maße teilen:
Wolfgang Herles, Journalist und Schriftsteller: neben anderen journalistischen Tätigkeiten „war Herles [vier Jahre] Leiter des ZDF-Studios in Bonn“. Heute erscheint er noch in Formaten wie diesem hier aber auch bei KenFM, weshalb ihm auch Zeitungsartikel dieser Art gewidmet sind.
Eva Hermann, Autorin und Moderatorin: „Sie war von 1988 bis 2006 Nachrichtensprecherin der Tagesschau“ . Im Jahre 2007 war sie beispielsweise noch Gast bei Johannes B. Kerner, wo sie aber bereits während der laufenden Sendung vom Moderator verabschiedet wurde. Heute tritt sie an der Seite von Andreas Popp auf, der sich vor allem um Wirtschaftsfragen kümmert. Gemeinsam bilden sie heute ein „Verschwörungsduo“ .
Dirk Pohlmann, Filmemacher und Publizist: Pohlmann produzierte noch im Jahre 2015 für „arte“ eine kritische Doku, in der er eine Kriegslüge während des kalten Krieges aufdeckt. Auch er hat Auftritte bei KenFM und anderen „alternativen Medien“ und betreibt seit einiger Zeit mit Robert Fleischer und Mathias Bröckers ein eigenes Formate bei „ExoMagazinTV“ und war aktiv bei der Rechtsklage gegen Wikipedia beteiligt, die von ihm und den anderen Begründern von „wikihausen“ lanciert wurde. Auch er gilt vor allem wegen seinen Arbeiten zu Lebensformen aus dem All als Verschwörungstheoretiker.
Mathias Bröckers, Journalist und Autor: Als Mitbegründer der taz veröffentlichte er längere Zeit auch Beiträge in der „Zeit“ und der „Woche“. Mit seinen Fragen zu 9/11 hat er sich jedoch als Verschwörungstheoretiker entlarvt. Zudem setzt er sich für eine Aufklärung rund um Canabis ein.
Willy Wimmer, Jurist, Poliker und Publizist: Nicht direkt als „Verschwörungstheoretiker“ verschrien, aber dank seiner Aussagen nur noch von diesen Kreisen interviewt und veröffentlicht, besetzte Willy Wimmer lange Jahre hohe politische Ämter. Zwischen „1985 und 1992 war er erst verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU und dann Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung. Von 1994 bis 2000 war er Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)“ (Quelle). Heute spricht er sich öffentlich beispielsweise gegen die US-Airbase Ramstein aus, wurde aber zumindest von österreichischen Formaten noch vor wenigen Jahren interviewt.
Bei einem solch hohen Würdenträger ist es wahrlich schwer, ihn ähnlich zu torpedieren wie die anderen Kandidaten. Eine andere Strategie der großen Medienhäuser, die aber fast noch wirksamer ist, ist die des Verschweigens. Die einzigen Interviews größerer Medien der letzten Jahre, die ich finden konnte, sind folgende: (1) Deutschlandfunk-Archiv und (2) ein kurzes Interview bei Monitor. Ansonsten wird er lediglich erwähnt, nie aber direkt zu seinen Aussagen interviewt. Am deutlichsten hat er sich wohl mit seinen Auftritten bei der AFD disqualifiziert.
Sokrates, Philosoph: Diese Erwähnung ist natürlich eher polemischer Natur. Nichtsdestotrotz war Sokrates als Person seinerzeit durchaus umstritten. Er galt als seltsame Persönlichkeit, weil seine Hauptbeschäftigung vor allem darin bestand, durch die Gegend zu laufen und mit Leuten über seine Erkenntnisse zu sprechen. Und die Ansichten, die er damit bei seinen Gesprächspartner förderte, widersprachen leider zu sehr der staatlich verordneten Wahrheit (vgl. B. Russel 1959: Denker des Abendlandes. Übersetzt von Károly Földes Papp, S. 52 – 56).
Heute würde man ihn wohl Verschwörungstheoretiker bezeichnen, der mit „Suggestivfragen“ seine Gesprächspartner in die Richtung lenkte, in der er sie haben wollte. Damals lautete die Anklage jedoch, er habe einen verderblichen Einfluss auf die Jugend und missachte die Götter (Quelle). Zwar hatte Sokrates angeblich die Möglichkeit, eine Verteidigungsrede zu halten, die für die Nachwelt in Platons berühmter Apologie festgehalten wurde. Dennoch lautete das Urteil Tod durch den Schierlingstrank.
In unserer Zeit ist sein Name jedoch fast ein Synonym für das Streben nach Wahrheit und Erkenntnis. Was heutzutage schnell als „Suggestivfrage“ abgeurteilt werden könnte, wird im Falle Sokrates als die „Sokratische Methode“ bezeichnet.
Was möchte ich damit sagen? Nicht weniger, als dass sogar ein ganzer Staat beziehungsweise dessen Regierung jederzeit einem gemeinschaftlichen Irrtum unterliegen KANN, während ein Individuum zur gleichen Zeit Kritisches verbreitet, das bis heute teilweise Gültigkeit bewiesen hat.
Heute haben wir glücklicherweise keine giftigen Becher mehr, die Rebellen verabreicht werden, damals wurden die Angeklagten aber immerhin noch persönlich angehört, während heutzutage vor allem über Personen und seltener mit Personen gesprochen wird.
Diese Liste war nur ein kleiner Ausschnitt einer Liste von Personen, die es gewagt haben, gegen den Strom zu schwimmen. Es sind jedoch viel mehr. Die Versuche aktiver Denunziation werden gleichzeitig immer dreister und offensichtlicher. Aber warum funktionieren diese Versuche häufig so gut?
Ich musste feststellen, dass der Beitrag droht, zu umfangreich zu werden. Aus diesem Grund möchte ich hier vorerst einen Punkt setzen. Die Thematik hat viele Aspekte, die alle eine Rolle spielen und deswegen behandelt werden wollen. Deshalb möchte ich den Beitrag in zwei Teile gliedern.
Abschließend möchte ich dennoch die zentralen Punkte zusammenfassen:
Begonnen habe ich mit der Definition des Begriffs „Verschwörungstheorie“ und seiner beiden Bestandteile. Anschließend habe ich aufgezeigt, seit wann dieser Ausdruck für unsere heutige Gesellschaft eine prägende Rolle spielt (Stichwort Bush & 9/11).
Danach sprach ich über Dr. Ganser, der die Vorgänge rund um 9/11 beforschte und sich dabei auf WTC 7 konzentrierte. Auf Grund seiner Forschung verlor er bis heute mehrere Lehrstellen und wurde in der Öffentlichkeit mehrfach als Verschwörungstheoretiker diffamiert. Im März dieses Jahres bestätigt die „Alaska-Studie“ die Vermutungen des Historikers, was jedoch die Glaubwürdigkeit der offiziellen Theorie vermehrt in Frage stellt.
Abschließend benannte ich stichwortartig mehrere Persönlichkeiten, die auf Grund ihrer Tätigkeiten und Äußerungen ein gleiches oder ähnliches Schicksal erlitten wie Daniele Ganser.
Im zweiten Teil soll es dann um die Frage gehen, weshalb es aus meiner Sicht zu solchen Auseinandersetzungen zwischen „Abweichlern“ und dem „Mainstream“ kommt. Warum sind Menschen in der Lage, auf Grund völlig unzureichender Einsichten eine felsenfeste Meinung zu gewissen Sachverhalten zu haben? Woher kommen diese Meinungen und weshalb sind wir nicht im Stande, diese Fragen selbständig zu reflektieren?
Und damit meine ich nicht alleinig die selbsternannten Hüter der Wahrheit der „Mainstream-Medien“, sondern auch diejenigen, die sich in wildeste Gedankenwelten stürzen, dabei den Bezug zu ihrer Alltagswirklichkeit verlieren und allem Glauben schenken, was in das von ihnen oder von anderen erdachte Konstrukt hineinpasst – die „wirklichen Verschwörungstheorien“.
von Marco Lo Voi
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