Fragmentierung der Gesellschaft
Die Gesellschaft in Deutschland ist bereits seit Längerem in zwei große Lager gespalten. Das eine Lager konsumiert nach wie vor die GEZ-finanzierten Medien, die auch Mainstream-, Qualitäts- oder abwertend Einheitsmedien genannt werden. Das andere Lager hat sich von diesen etablierten Medien aus verschiedenen Gründen abgewendet und bezieht ihre Informationen nun mehrheitlich aus alternativen Quellen, die sich auf Youtube oder eigenen Webpräsenzen in Wort und/oder Bild präsentieren.
Es ist meines Erachtens wichtig, sich nicht ausschließlich aus einer Quelle zu informieren und die anderen grundsätzlich abzulehnen. Es gibt natürlich auch Menschen, die ebenso denken, aber diese „Menschen der Mitte“ formieren kein eigenes Lager, denn sie lassen sich nicht mit Kampfbegriffen wie „Verschwörungstheoretiker“ oder „Systemling“ beschreiben.
Menschen, die nach wirklicher Vernunft und Wahrheit auf allen Ebenen und in allen Richtungen streben, schweben in einer Grauzone, die sich nicht ohne weiteres in eine Schublade stecken lässt, weshalb sie gerne verschwiegen werden. Aber darum soll es hier nicht gehen.
Mit dem Thema „Klima“ und „Umwelt“ haben wir einen neuartigen Spaltpilz, der nun das Lager derjenigen weiter spaltet, die sich als „Informierte“ oder manchmal auch als Friedensbewegung bezeichnen und alternative Medien konsumieren. Bei diesem Themenkomplex gehen die Meinungen derart auseinander, dass es zu unschönen Kommentarschlachten kommt. Ich bezeichne dies als „Fragmentierung der Gesellschaft“.
Ein emotionales Thema
Das Thema „Umwelt“ – oder wie Erwin Thoma gerne sagt: „Mitwelt“ – ist ebenso wie das Thema „Ernährung“ ein hochgradig emotionalisiertes Thema, weil es direkten Einfluss auf uns als Individuum und unsere Lebensweise auf diesem Planeten hat. Es geht darum, dass Menschen gewohnte Grundfreiheiten wie Mobilität durch Verkehrsmittel wie Auto, Schiff und Flugzeug, Freiheit der Ernährung durch das Überangebot der Supermärkte und Freiheit von Zukunftssorgen durch Versicherungen und Altersvorsorgen langsam entzogen werden sollen.
Die Mobilität wird wegen der Abgase per Gesetz eingeschränkt, die Ernährung durch den sozialen Druck stigmatisiert und die Zukunftssorgen werden durch Hiobsbotschaften und Weltuntergangsstimmung trotz eventuell solider Haushaltslage erzeugt. Neben dem ohnehin schon bestehenden Druck durch unsere Leistungsgesellschaft und der Verantwortung für Familie und dem Ehepartner bedeutet dies für das Individuum eine Potenzierung der Belastung.
Dies erzeugt Angst aus Ohnmacht, Panik aus vermeintlicher Gewissheit oder eben Ablehnung und Zorn aus überkritischer Einstellung.
Die sogenannten „Klimaleugner“
Da mag es Menschen geben, die eine Veränderung des Klimas völlig verneinen. Meines Erachtens handelt sich dabei aber um eine absolut geringe Zahl von völlig uninformierten bzw. falsch informierten Menschen. Dann gibt es jedoch ein nicht gerade unbedeutendes Lager innerhalb des Lagers der „Alternative-Medien-Konsumenten“, die den Einfluss des CO2s und damit den Einfluss des Menschen auf das Klima als gering, wenn nicht sogar als unbedeutend einschätzen. Das heißt im Klartext: Sie erkennen die offensichtliche Erwärmung des globalen Klimas an, denn das Abschmelzen der Polkappen ist wirklich nur schwerlich zu leugnen, allerdings sehen sie den Menschen nicht als entscheidenden Faktor.
Diese Skeptiker werden nun mit dem Kampfbegriff „Klimaleugner“ belegt. Dabei vermittelt dieser Begriff den Eindruck, diese damit bezeichneten Menschen würden jegliche Veränderung des Klimas verleugnen. Dies ist jedoch (meistens) nicht der Fall. Somit ist dies eine dreiste Falschbehauptung, gar eine Beleidigung, die einzig und allein dazu dienen soll, diese Menschen emotional anzugreifen und sie in der öffentlichen Wahrnehmung zu etwas zu machen, was sie nicht sind. Dies nennt man in der Konfliktforschung „Feindbildgenese„.
Menschen dieser Meinung finden sich kaum in dem Lager der etablierten Medien, des Mainstreams, der Mehrheit. Diese Menschen sind im alternativen Lager zu finden. Zugleich werden dann alle Quellen und Medienplattformen alternativer Art in diese Schublade gesteckt, weil ja in diesem unseriösen „Internet“ jeder erzählen kann, was er will. Dies ist eine Strategie der Pauschalisierung, wie sie ebenfalls in der Kriegspropaganda gerne Verwendung findet. Sie wird allerdings nicht mehr lange funktionieren, wie an den sinkenden Verkaufszahlen der großen Zeitungshäuser deutlich wird.
Diese Vereinfachungen, Falschbehauptungen und Pauschalisierungen nähren Wut, Verdruss und geben den klassischen Hauptargumenten der Alternativen die beste Grundlage: Einheitsmeinung der Etablierten, Verbreiten von Lügen, Verschweigen von Details und Lenkung der Massen.
Erneut führt der Kampf gegen eine Sache nur zur Stärkung eben dieser.
Die sogenannte „Klimareligion“
Ein Hauptargument der Etablierten für den menschengemachten Klimawandel ist, dass anscheinend eine überragende Mehrheit der Wissenschaftler den deutlichen Einfluss des Menschen auf das Klima bestätigen. Nun, – und das muss jede und jeder, der oder die sich Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler nennt, einsehen – ist Wissenschaft keine Demokratie.
Das heißt: eine Meinungsmehrheit ist noch lange kein Argument für die Richtigkeit einer Annahme. Gerade der Bruch mit der vorherrschenden wissenschaftlichen Meinung ist das, was man „Entdeckung“ oder „Fortschritt“ nennt.
Als die Bildung der Massen noch fest in der Hand der Kirche war, waren die revoltierenden Wissenschaftler eine kleine Minderheit, die dennoch Richtiges behaupteten. Aus der Sicht der sogenannten „Klimaleugner“ – ich bevorzuge den Begriff „Klimakritiker“ – herrscht derzeit ein ebensolcher Zustand im Klimadiskurs. Sie, als Minderheit, die sich natürlich im Besitz der Wahrheit wähnen, stehen gegen eine Mehrheit, die eine Einheitsmeinung vertritt – aus diesem Grund bedienen sich die „Klimakritiker“ dem Kampfbegriff „Klimareligion“ oder „Klimakirche“.
Dieser Begriff vermittelt zugleich die anscheinende Festgefahrenheit und zugeschriebene Rückständigkeit der etablierten Wissenschaftler. Diese Begriffsverwendung erwächst aus einer Verteidungshaltung gegen eine Meinungsübermacht und treibt diese Minderheit in eine Isolation, in der sie sich abkapselt und ebenso festgefahrene Meinungen erzeugen kann und auch effektiv erzeugt.
Interessante Randentdeckung:
Youtube gibt ja neuerdings zu bestimmten Videos einen Denkrahmen vor. Ihr habt es vielleicht bemerkt: Kleine Anmerkungen unterhalb des Videofensters, die bspw. Auskunft zu einem Kanal geben, ob dieser öffentlich-rechtlich oder vermeintlich von bestimmten Staat finanziert ist. Ich halte diese Neuerung für sehr gefährlich. Siehe die Vorträge Daniele Gansers zum Thema Framing.
Nun wird auch beim Thema Klima eine feste Meinung vorgegeben:
Nicht nur dieser bloße Umstand ist bedenklich, sondern auch noch die Bezugsplattform, auf die man diesem Zuge verwiesen wird: Wikipedia. Warum? Darum:
Das alte Lied
Auf beiden Seiten wird gut und gerne scharf geschossen. Dabei bedienen sich beide Seiten der Argumente aus anderen Bereichen wie Politik und Wirtschaft. Natürlich haben Wirtschaft und Politik unmittelbaren Einfluss auf die Umwelt. All die großen Themen sind unweigerlich verknüpft. Dennoch lähmen die alten Argumente beider Lager einen konstruktiven Dialog. Begriffe wie „Lügenpresse“, „Verschwörungstheorie“ oder „Systemling“ tauchen auch in diesem Kontext wieder auf, womit sich keine der beiden Parteien einen Gefallen tut.
Wie oben erwähnt, spaltet dieses Thema sogar das kleinere Lager der Alternativen. Sogar hier finden nun die gleichen unschönen Begriffe Verwendung, wie sie normalerweise von diesen „radikalen Alternativen“ gegen den „Mainstream“ verwendet werden.
So werden meines Erachtens wichtige Menschen der Friedensbewegung als „Maulwürfe“ des Systems innerhalb des Lagers der Alternativen bezeichnet. All die wichtigen Aussagen, all die wichtige Aufklärung dieser Menschen, wie Dirk Pohlmann oder Robert Fleischer sie leisten, wird in den Augen derer, die den menschengemachten Klimawandel verneinen, ungültig, weil sie, wie beispielsweise die beiden Genannten, zum „CO2-Lager“ gehören.
Dies führt zu einer Fragmentierung der Gesellschaft in immer kleiner werdende Einheiten, bis schlussendlich wieder jedes Individuum in seiner persönlichen Blase festsitzt.
divide et impera 2.0
Was ist passiert? Wieder einmal schlägt das Ego des Individuums die Kraft der Gemeinschaft. Der Drang zur Rechthaberei ist ein erkrankter Auswuchs vom natürlichen Drang des Menschen nach Wahrheit gepaart mit der Notwendigkeit einer Orientierung in dieser verrückten Welt. In dieser unserer modernen Welt ist so viel Information im Umlauf, wie zu keiner Zeit zuvor. Und jede Sekunde werden dutzende Terabyte an Information neu generiert. Wie soll das Individuum in diesem Dschungel an Daten zu einer eigenen Meinung oder gar zu so etwas wie Wahrheit gelangen?
An irgendetwas muss der Mensch glauben, sonst verliert er seinen Halt und wird wahnsinnig. Die einen betäuben sich mit Netflix, Alkohol, Tabak und Arbeit und den anderen raucht der Kopf, weil sie zwischen Leben und Arbeit kaum Zeit finden, sich über all die großen Themen zu informieren, die unser aller Leben jede Sekunde prägen.
Dieses Chaos, diese Verwirrung, diese Ohnmacht wird instrumentalisiert, um die Massen vor der wichtigsten aller Wahrheiten abzulenken:
1 Prozent der Weltbevölkerung besitzt bald mehr als der gesamte Rest
Und was tun diese restlichen 99%? Sie streiten sich wie Kleinkinder.
Schlussplädoyer
Falls der Eindruck bei der einen oder dem anderen entstanden sein soll, dass ich hier für das eine oder das andere Lager Partei ergriffen habe, dann erkläre ich hiermit deutlich, dass ich dies nicht tue. Ich habe versucht, die fehlgeleitete Diskursdynamik lediglich zu beschreiben. Natürlich kann dieser Beitrag niemals frei von meiner eigenen Meinung sein, denn ich habe ihn schließlich verfasst. Der Mensch ist nun einmal unweigerlich in seiner eigenen Subjektivität gefangen. Dennoch soll dies ein Versuch sein, überzeugte Kämpfer beider Lager den ein oder anderen Denkanstoß zu verpassen.
Worte sind mächtige Waffen, die von Medien ganz bewusst und von uns Menschen im Alltag leider zu oft zu unbewusst eingesetzt werden. Die Betragsreihe „Krieg der Worte“ soll genau diesen Umstand verdeutlichen und mehr nicht.
Von Marco Lo Voi