Thailandtagebuch: Tag 9

Tag 9: Dienstag, 23. 07. ’13

Kho Pangan

Tradition und Gewissen/Im Bauch der Bestie

19:28 Uhr Indochina Zeit
Den gestrigen Spätnachmittag haben wir dann am belebten Strand Pangans verbracht. Schönes Wasser, schöner Strand, schöne Frauen. Traum. Von der linken Seite vernahmen wir unregelmäßig aufbrausendes Jubeln und sahen, dass dort Beachsoccer gespielt wurde.

Als leichter Regen einsetzte, verließen die meisten den Strand. Gepaart mit dem Wind, veranlasste das Wetter auch uns zum Kurzbesuch beim Beachsoccer, d.h. Stellungswechsel. Ein thailändischer FC gegen eine scheinbar englische Amateur-Gruppe. Feingefühl und Technik gegen Härte und Körperkraft. Die Flinken Asiaten machten den Sack im letzten Drittel mit 5:1 zu. Engländer fassungslos.

220720131430Der Ansager, dem Akzent nach deutsch, verkaufte uns anschließend zwei Karten für den abendlichen mega Event! Thailands Nationalsport: nichts geringeres als Muay Thai. Für 150 Baht (40 Baht = 1€) pro Person ein Event über 6 Kämpfe. Klingt preiswert, da wir uns für die hintersten Plätze entschieden – erste Reihe = 350 Baht pro Person.

Ich muss anmerken, dass ich eher pazifistisch veranlagt bin und mir nicht sicher war, ob ich das wirklich sehen und unterstützen wollte. Doch die Interesse für den kulturellen Aspekt überwiegte und so machten wir uns um 21:00 Uhr zum Stadion auf. Das sehr kleine, an den Seiten offene, Stadion war noch sehr spärlich gefüllt. Wir mussten lachen, als wir sahen, dass die Dimensionen so klein waren, dass es meiner Ansicht nach keine Rolle spielte ob man in der 2. oder 4. Sitzkategorie saß – außer dem Eintrittspreis. Gegen 22:00 Uhr war das Stadion nahezu randvoll: ca. 500-550 Leute.

230720131440Kurze Geschichtsstunde zum Sport als solchen und der erste Fight begann. Es werden 5 Runden gekämpft. Griffe, Schläge und Tritte sind in nahezu jeder Form gestattet. Eine Runde geht etwa 3 Min. Der Kampf endet, wenn ein Kämpfer ausgezählt wurde, der Schiri den Kampf abbricht, der Kämpfer aufgibt oder der Trainer abbricht. [Kommentar der 2. Fassung: und natürlich wenn die 5 Runden zu Ende sind, geht es um die erkämpften Punkte]

Vor jedem Kampf wird jeder Kämpfer vom Schiri kontrolliert, anschließend erklingt eine melodische Gebetsmusik und der „White Prew“ (oder so) beginnt. Hier geht es um den geistlichen Teil des Sports. Hier vollführen die Athleten einen frei wählbaren Ablauf an Gebetsfiguren, während sie sich an den Seilen entlang bewegen und Gebete an jeder Ringecke entsenden.

Die Länge dieses Zeremoniells ist jedem Kämpfer selbst überlassen, keiner unterbricht diesen Part. Danach beginnt der gnadenlose, aber faire Fight. Wir sahen 2 Jugend-, (ca. 17-20 Jahre) 2 Erwachsenen-, einen Frauen- und einen Kinderkampf (ca. 6 Jahre).
Ich wusste nicht was ich vom Kinderkampf halten sollte. Er erstreckte sich über die kompletten 5 Runden unter den exakt selben Bedingungen wie jeder andere Kampf.

220720131439Meine Meinung dazu geht bis heute auseinander. Um ca. 1:00 Uhr ging es dann heimwärts – Poolparty, ne danke.
*Ding!*… *Ding!* 8:35 Uhr. MC bereits im Bad verschwunden. Ga schlägt sein Handy stumm und wälzt sich murmelnd zur Seite.
*Ding!*… *Ding!* 8:45 Uhr. MC wackelt aus Bad. Ga schaut verschlafen: 2. Alarm -.- „Früh geht’s raus!“

Wir kamen echt früh weg und liehen uns sofort einen Motorroller zu zweit aus. 150 Baht für 24 Std. Aber beim Spritroulette haben wir den Kürzeren gezogen. 250 Baht gingen nochmal drauf für ne volle Tankladung. Parat bretterten wir los! Home-made- ice cream first stop! Mit 100 km/h! rasten wir die thailändische Partyinsel entlang. Das Eis war der Hammer. Dann weiter zum 1. Wasserfall. Naja. Mehr Fall als Wasser, denn eben dieses gab es an diesem „Luft“-Fall, wie wir in daraufhin tauften, nicht. Schöne Felsen.

230720131476An der Enttäuschung vorbei, hoch zum Aussichtspunkt. Gute 200 Meter über dem Meeresspiegel erblickten wir das riesige Palmenmeer unter uns. Dahinter der dünne, weiße Gürtel, welcher das Grün vom endlosen Azur des Meeres trennt. Die kleine Insel sollte Tao sein, denn wir blickten nach Norden. [Kommentar der 2.Fassung: ne war’s nicht.]

Nach dieser Seelenbaumelei gab es einen Höllenritt nach dem anderen auf den Sandstraßen inmitten der Tropeninsel Pangan. Natur pur. Das galt auch für die Straßen. Danach ging es an den Nordstrand, Meeresodem tanken. Sehr, sehr gechillt da, besser als am belebten Partystrand. Zum Strand gehört Eis.

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Nochmal zurück zu Homemade Icecream, danach ging es los in den Schlund des Teufels. Ab einem Punkt inmitten der Pampa hörte die Straße spontan auf und ein schlaglochübersähter Sandpfad übernahm den Job als „Straße“. Dazu ging es ständig bergauf und bergab, Pfützen, Gegenverkehr und riesige Taxibusse erschwerten den an eine Mario Kart-Strecke erinnernden Pfad.

Wenigstens körperlich kamen wir an. Unsere Seelen reparierten wir am beruhigenden „Wasserfall“. Aber entspannend war es sehr. Hunger und Müdigkeit trieben uns den selben Weg durch den Anus, den Magen-Darm-Trakt, die Magenhöhlen und schlussendlich wieder aus dem Schlund des Teufels zurück zu Homemade, wo wir ein leckeres Mahl genossen und sehr lang sitzenblieben. Satt und bereit für die letzte Etappe nachhause starteten wir los.

230720131446Als wir unsere muffige Gasse beinahe schon riechen konnten, passierte es. Hinterrad platt. Werkstatt. 300 Baht. Abgabe des zuletzt enttäuschenden Gefährts. Wasser kaufen. Heim. Klo.
Schreiben…
Morgen steigt die Full-Moon, wir brauchen Schlaf…


Von Marco Lo Voi

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