Personenportrait – Kilez More

Friedensaktivist und Rapper

Kilez More ist gebürtiger Wiener und seit dem 2. Juli 2017 mit seinem neuen Album am Start: „Alchemist“. Mit Platz 30 in den deutschen Albumcharts, Platz 4 in den Hip Hop-Charts und Platz 58 in den schweizerischen Albumcharts kann er solide Erfolge vorweisen. Trotzdem ist die Diskussion zu seiner Person durchaus kontrovers. Vom Mainstream verschwiegen, von einer breiten Community gefeiert und von seinen Rapperkollegen eher belächelt ist der Friedensaktivist einer der interessantesten Aufsteiger den die Deutschrap-Szene momentan zu bieten hat.

Mandala

Leben und Werdegang

Es wird erstaunlich viel über das gesprochen und diskutiert was er sagt, seltener wird seine Person thematisiert. Im Internet auf handfeste Informationen zu stoßen ist in seinem Fall recht problematisch, weshalb ich mich im Folgenden vor allem auf seine eigenen Aussagen in verschiedenen Interviews beziehe. Bevor ich also auf seine Musik eingehen werden, kurz einige Fakten zu seinem Werdegang:

Wie oben bereits erwähnt ist Kilez More, mit bürgerlichem Namen Kevin, in Wien geboren und aufgewachsen. Ein früher Schicksalsschlag hat ihm seinen Vater genommen, mit zehn Jahren wurde er somit zu einer Halbwaise. Seine Mutter lernte etwa ein Jahr später einen neuen Mann kennen, daraufhin zogen sie nach Deutschland in die Nähe von Stuttgart. Dort ging er zur Schule, schloss sein Abitur ab und ging etwa zehn Jahre später wieder zurück nach Wien.

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Die Liebe zu Hip-Hop

Früh entdeckte der junge Kilez More seine Leidenschaft für Hip-Hop. Mit etwa dreizehn Jahren schrieb er bereits erste Texte in ein kleines Tagebuch. Wie bei vielen Kindern mit älteren Geschwistern wurde auch er von seinem sechs Jahre älteren Bruder und dessen Musikgeschmack geprägt. Berliner Hip-Hop-Tapes und ein frühes Snoop Dogg Album waren sein erster Kontakt zu Rap. Auf die ersten eigenen Texte folgten Freestyle-Sessions und späterhin dann verschiedenste Battles auf Bühnen im Süden Deutschlands.

Peace Sign

Von der Neugier zum politischen Rap

Der Rapper war laut eigener Aussage schon immer ein von Neugier und Wissensdurst geprägter Mensch. Schon zu Schulzeiten führte das zu dem ein oder anderen Fragezeichen, das durch die Erklärungen der Lehrpersonen nicht beseitigt werden konnte. Er begab sich daher selbst auf die Suche nach Antworten.

Als er auf Themengebiete stieß die von globaler Relevanz sind, wie das internationale Bankensystem, Kriegslügen und lückenhafte Massenmedien, stellte er sehr schnell fest, dass die etablierten Künstler diese Themen, wenn überhaupt, nur sehr oberflächlich behandeln. Insbesondere in Deutschland, so der Rapper, gebe es einen Mangel an Künstlern die tatsächlich den Finger in die Wunde legen.

Es sei allerdings vor allem ein deutsches Problem, denn es gibt ja tatsächlich international erfolgreiche Künstler, die genau diese Themengebiete seit einigen Jahren schon in ihren Songs behandeln, wie KRS ONE, Dead Prez und Immortal Technique, um nur die bekanntesten Namen zu nennen. Diesen Mangel hat der junge Kilez More erkannt und dieser Umstand gab ihm den letztendlichen Antrieb durchzustarten.

Neologismus: Truthrap

Um sich vom Rest der deutschen Rapszene abzugrenzen prägte Kilez More den Begriff „Truthrap“. Was insbesondere heutzutage auf dem Markt gefragt ist, unterscheidet sich grundlegend von dem, was der Friedensaktivist tut. Während im kommerziellen Rapgeschäft die Themen weitestgehend auf Sex, Geld und Drogen beschränkt sind, versucht der Truthrapper Gedankenanstöße zu liefern, die, so seine Hoffnung, die Hörer inspirieren sollen, selbst auf die Suche nach Informationen zu genannten Namen, Organisationen und Ereignissen zu gehen. Häufig wird ihm vorgeworfen zu oberflächlich zu sein und zu viel in einem Lied unterbringen zu wollen, doch dieser Umstand ist ihm durchaus bewußt.

Der „Alchemist“

Zwei Jahre Arbeit stecken in dem neuen Album „Alchemist“ und der dazugehörenden „Virus“-Box mit Kurzfilm und Bonus-Tracks. Doch nicht nur studiotechnisch war der Rapper aktiv. Auf zahlreichen Veranstaltungen und Protestmärschen war der Friedensaktivist anzutreffen. Nun meldet er sich mit einem erfolgreichen Angriff auf die Charts zurück. Seine erstes Lebenszeichen nach Öffentlichkeitsabstinenz Mediale Kugeln, das ebenfalls auf dem Album zu finden ist, wurde unter anderem von Julien Assange und Dr. Daniele Ganser auf Facebook geteilt. Wie lange es der Mainstream noch schafft diesen Aufsteiger zu ignorieren bleibt fragwürdig. In den Alternativmedien und der Szene der Friedensaktivisten ist er allerdings schon seit einiger Zeit ein bekanntes Gesicht.

„Die Schweigemauer durchbrechen“

Musikalisch kann man durchaus über seine Lieder streiten, auf der Textebene allerdings, und die steht im Rap eigentlich im Vordergrund, schafft es Kilez More komplexe Inhalte, kritische Betrachtungen und ein außerordentliches historisch-politisches Wissen miteinander zu verbinden. Neben ihm gibt es andere Künstler die ebenfalls kritische Lieder veröffentlichten wie Xaivier Naidoo, Reinhard May oder Dieter Hallervorden, in dem Ausmaß und mit dieser Vehemenz in Sachen globalpolitischer Aufklärung steht Kilez More bisher allerdings alleine da. Ob er es schaffen wird „die Schweigermauer zu durchbrechen“ bleibt nur zu hoffen. Die Zeichen stehen allerdings gut.

Wer mehr über den jungen Künstler erfahren möchte, dem lege ich ans Herz, sich die folgenden Interviews anzusehen:

I.: Auf Augenhöhe – Von Mensch zu Mensch: Kilez More zu Gast bei Paula P’Cay
II.: „Die Schweigemauer durchbrechen“ – Kilez More (Speakers´Corner)
III.: IN TRUTH WE TRUST – Kilez More im NuoViso Talk

Wer Kilez More bei seiner Arbeit unterstützen möchte, der findet hier auch den Link zu seiner Homepage und zu seinem Label. Dort findet ihr Merchandising und natürlich seine bisher erschienen Platten!

Digitale Dissidenz – Homepage
Kilez More – Homepage


Von Marco Lo Voi

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