Huxley vs. Orwell – Eine Neubetrachtung der großen Dystopien

In einem Podcast, den ich regelmäßig verfolge, hat einer der Gäste, nämlich Kommunikationswissenschaftler Prof. Michael Meyen sinngemäß geäußert:

Ist eine Dystopie erst einmal ausformuliert, so kann sie nicht mehr Realität werden.
sinngemäßes Zitat nach Prof. Meyen (Quelle)

Dieser Satz hat mich wirklich nachdenklich gemacht und war schließlich Anlass genug, mich zu einem neuen Blogbeitrag zu inspirieren. Die ersten Assoziationen, die mir zu diesem Ausspruch einfielen, waren natürlich die weltbekannten Romane „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley und „1984“ von Georg Orwell. Gleich darauf kam mir eine Arte-Dokumentation in den Sinn, die ich vor einiger Zeit angesehen hatte und mir in Vorbereitung dieses Beitrags noch einmal in Auszügen ansah.

In dieser Dokumentation wird ein Einblick in die Entstehungsgeschichten der Romane und in die Biographien der beiden Autoren gegeben. Zugleich werden natürlich die wesentlichen Elemente der beiden Romane benannt und einander gegenübergestellt. Gegen Ende werden exemplarische Bezüge zu verschiedenen Gesellschaftssystemen genannt, die zeigen sollen, dass natürlich nicht eine der beiden Dystopien in ihrer Reinform heute Realität sind, sondern Aspekte beider Dystopien wie manipulative Medien, dem wachsenden Überwachungsstaat und einer mächtigen Unterhaltungsindustrie bestehen.

Dystopie vs. Utopie – Eine Begriffsbestimmung

Zunächst möchte ich knapp umreißen, was der Begriff Dystopie überhaupt meint, indem ich mit der Betrachtung seines Antonyms „Utopie“ beginne. Im 16. Jahrhundert entwirft der Autor Thomas Morus den Begriff „Utopia“ als Namensgebung für einen Idealstaat. Dieser Name setzt sich aus den beiden griechischen Wortteilen „ū (οὐ) ,nicht’ und tópos (τόπος) ,Ort, Stelle, Gegend, Land’, also eigentlich ,Nirgendland'“ zusammen (Quelle). Heute bezeichnet man eine Utopie als „phantastische Vorstellung ohne reale Grundlage für eine Verwirklichung“ bzw. als ein Idealbild einer nicht zu verwirklichenden Gesellschaft (Quelle).

Der Begriff „Dystopie“ wurde als schlichter Gegensatz zum Begriff „Utopie“ entworfen, indem man die Vorsilbe „u“ durch das griechische „dys“, zu Deutsch „schlecht“, ersetzte. Dementsprechend ist eine „Dystopie“ eine „Darstellung einer möglichen, düsteren Zukunft, die nicht wünschenswert oder erstrebenswert ist“. Dieser Begriff kam erst Mitte des 20 Jahrhunderts auf, also im Zuge der Schrecken der beiden Weltkriege (Quelle). Genau in diese Zeit fällt auch die Entstehung der beiden Romane, woraus man schließen könnte, dass dieser Begriff durch diese beiden Romane überhaupt erst geprägt wurde.

Der Vergleich beider Dystopien – Ein abgedroschenes Thema?

Die oben verlinkte Dokumentation ist zwar sehenswert, kommt meines Erachtens aber zu keiner für mich zufriedenstellenden Konklusion. Sie zeigt sehr gute Zusammenfassungen der beiden Werke und gibt interessante Einblicke in die Biographien der beiden Autoren, weshalb ich diese Aspekte in diesem Beitrag hier nur streifen werde. Neben dieser Dokumentation gibt es eine Fülle an Filmen, Büchern, Liedern und Theaterstücken, die die beiden Dystopien in irgendeiner Form besprechen, zitieren, neu darstellen oder weitere Entwürfe moderner Dystopien präsentieren. Ihren Ursprung haben sie zum einen natürlich in ihrem Zeitgeist zum anderen aber definitiv in den beiden bedeutenden Werken von Orwell und Huxley. Es scheint sogar, als hätten Dystopien in den letzten Jahren nochmal an Beliebtheit gewonnen. Warum nun also dieser Beitrag?

Einerseits fand ich den eingangs zitierten Ausspruch von Prof. Meyen spannend, da er mit dieser Aussage eine Hoffnung und vielleicht eine Utopie formulierte, dass uns die Schrecken, die in all diesen bis dato erschienen kulturgeschichtlichen Werken dargestellt wurden, in der präsentierten Form erspart bleiben, da sie ja bereits erdacht und mit der Produktion des Werks ausgesprochen wurden. Dies gibt Hoffnung. Und doch treiben die Veränderungen und Entwicklungen der modernen Gesellschaft unserer Zeit immer mehr Menschen um, weshalb ja immer mehr Filme und Bücher erscheinen, die dystopischen Charakter haben. Auch ich habe einige Beiträge veröffentlicht, die sich im Grunde genommen um die Frage kreisen, in welche „unschöne Richtung“ die Geschicke der Weltgemeinschaft abgleiten.

Hat Prof. Meyen also unrecht? Ist seine Aussage schlichtweg falsch und wir könnten jederzeit in eine der erdachten Dystopien aufwachen? Oder ist seine Aussage dahingehend richtig, dass zwar nicht genau eine spezifische und erdachte Dystopie entstehe, sich aber dennoch jederzeit eine andere Dystopie entfalten könnte oder sogar bereits entfaltet, die auch beschriebene Merkmale der bereits breit verhandelten Dystopien von Orwell und Huxley beinhaltet? Der Beitrag möchte versuchen, diesen Fragen einen Stück auf den Grund zu gehen und am Ende die dualistische Entweder-Oder-Perspektive in einer holistischen Betrachtung auflösen.

Eine kurze Zusammenschau zentraler Aspekte der beiden Dystopien

Zwar kennen viele die Titel „1984“ und „Schöne neue Welt“ und doch wissen längst nicht alle, worin sich diese beiden Werke genau unterscheiden oder auch ähneln und was ihre zentralen Aspekte sind. In der oben verlinkten Arte-Doku wird ebenfalls darüber gesprochen, darum hier nur sehr knapp.

Aspekt1984 (Orwell)Schöne neue Welt (Huxley)
Zentrale Idee– Die Welt ist in drei große Weltreiche geteilt
– Ein totalitäres und strenges Regime kontrolliert mit Überwachung und Repressalien
– Emotionslosigkeit, absoluter Gehorsam und völlige Normierung der Gesellschaft ist das Ziel
– Die Welt ist bunt, vielfältig und ein Spielplatz für die Priveligierten
– Die streng biologisch durchhierarchisierte Gesellschaft wird durch Ablenkung, Sex und Drogen gefügig gemacht
– Ein unsichtbarer Gedankenkäfig wird durch suggeriertes Freiheitsgefühl errichtet
Handlung– Ein Außenseiter sieht sich mit inneren Widersprüchen konfrontiert und schließt sich einer aussichtslosen Revolution an
– Die Liebe fördert freie Gedanken und die Revolution drück sich durch die Emotionen aus
– Der übermächtige Staat obsiegt durch Gewalt
– Ein biologischer Fehler macht einen Privilegierten zum Außenseiter
– Der Außenseiter möchte aber dazugehören und macht sich durch halblegale Handlungen zunächst beliebt, verfällt aber dann in Ungnade
– Ein zweiter Protagonist, der einen Gegenentwurf zur vorherrschenden Gesellschaft verkörpert, verzweifelt angesichts der herrschenden Umstände
Philosophie– Orwell warnt vor der Kontrolle durch eine zentrale Macht
– Medien sind übermächtige Propagandainstrumente
– Die Kontrolle und Veränderung der Geschichte, sowie die manipulative Verwendung der Sprache sind die zentralen Instrumente der Macht
– Eine Partei, ein Volk, eine Gemeinschaft, die von einer einheitlichen Ideologie geprägt ist, definiert jeden Lebensaspekt
– Huxley warnt vor der biotechnologischen Veränderung des Menschen durch den Menschen
– Das propagierte „pure Glück“ ist der einzige Lebensinhalt für die Priviligierten, während die Unterschicht ihr Glück durch das Schaffen der schönen Umstände für die Oberschicht als Entlohnung in Form einer Universaldroge erhält
– Normung erfolgt durch Bildung, Gentechnik und Vergnügungssucht

Die dualistische vs. die holistische Sichtweise

Analog zu meiner spirituellen Grundhaltung, Alles ist mit Allem verbunden, glaube ich nicht an Dualismus in der Natur, sondern sehe Polaritäten, die oft mit Dualismen verwechselt werden. Der Grund dafür ist meines Erachtens eine evolutionspsychologische dahingehende Notwendigkeit, im Falle von unmittelbaren Gefahren das eigene Überleben zu sichern, indem der logische Verstand eine konkrete Situation oder einen Sachverhalt kategorisiert bzw. einordnet. Dies musste im Laufe der Entwicklungsgeschichte häufig geschehen, um das Fortbestehen des Homo Sapiens zu sichern. Heutzutage findet man sich glücklicherweise nicht mehr so oft in derlei Situationen im alltäglichen Erleben wider, sodass wir mehr Zeit haben, die Dinge als das zu erkennen, was sie möglicherweise „eigentlich“ sind.

Die Natur der Natur selbst zu ergründen scheint dabei wohl nur das vielleicht ewigwährende Endziel der bewussten Lebewesen zu sein. Sich der Natur der Phänomene der Natur anzunähern, ist uns im Laufe der Geistesgeschichte der Menschheit an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten in der Welt mal besser, mal schlechter gelungen. Hierbei lässt sich offensichtlich kein klares Kontinuum in die positive Richtung erkennen, sondern eventuell ein spiralförmiges Kreisen wie der Flug eines Segelfliegers, der manchmal durch die Thermik plötzlichen Auftrieb erlebt, gelegentlich aber durch ein „Luftloch“ auch nach unten sackt.

Zwei Wegpfade, aus dem Strom der Zeit auszusteigen, sind dabei die elementaren Geistesübungen Kontemplation und Meditation. Während erstere eine Form des kohärenten Nachsinnens und Betrachtens eines Sachverhalts ohne konkrete Handlung meint, ist die Meditation ein Verweilen zwischen den Gedanken, wo sich eine Leere entfaltet, in der alle Wahrheiten verborgen liegen sollen. Wir nehmen also in beiden Fällen eine Auszeit vom tagtäglichen Treiben und gleiten auf den Wellen der Innenschau über gedankliche Seen, in Ruhe und Gelassenheit. Viele spirituelle Lehren wollen uns mit der Meditation zu der Erkenntnis hingeleiten, dass Alles Eins ist – der Dualismus wird aufgelöst. Auch im Zuge der Kontemplation erkennen wir meist, dass die Phänomene der Lebensrealitäten in ihrem Wesen häufig eben doch nicht so einfach in „Richtig“ und „Falsch“, „Schwarz“ und „Weiß“, „Ja“ und „Nein“ einzuteilen sind. Der Dualismus wird über immer tiefere Betrachung als eine bloßes Hilfsmittel im schnellen Treiben der erlebten Zeit entlarvt.

Orwell in Huxley – Eine holistische Betrachtung

Am Ende meiner in der Einleitung geschilderten gedanklichen Assoziationskette stand eine Idee, die ich nicht als absolut richtig erachte, aber durchaus Wert halte, sie zu diskutieren. Oft, wenn Orwell und Huxley verglichen werden, kommen Analysten zum Ergebnis, dass beide gleichzeitig in gewisser Weise bereits zeitweise Realität wurden oder noch immer Realität sind. Da die beiden Werke sehr viele Aspekte behandeln und man jeden Aspekt auf vielen Ebenen betrachten kann, erscheint das als eine recht triviale Erkenntnis, die ich dennoch unterschreiben würde.

In welcher Form tritt die moderne Dystopie, insofern sie tatsächlich im Entstehen begriffen ist, denn aber nun auf? Mir kam die Idee, die Hülle, die Oberfläche, die plakative Äußerlichkeit ähnelt doch sehr stark an die Dystopie „Schöne neue Welt“. Selbstredend gilt das nicht für den gesamten Globus, sondern vorrangig für die eurozentrisch und postkolonialistisch denkende amerikanisierte Gesellschaft Mitteleuropas und die Dekadenz Nordamerikas. Die bunte, glitzernde und einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebende Zeit der 70er, 80er und 90er könnten dabei als Zenit angesehen werden. Heute erscheint uns diese Glitzer-Welt nur noch auf den flimmernden Bildschirmen, während der reale Wohlstand gerade in den letzten Jahren deutlich gesunken ist, Angst und Neid wieder aufflammen und Gewalt am Horizont lauert.

Auf der Ebene der „Soft Power“, also der Medien- und der Politapparate und deren konspirativen Verflechtungen mit der Wirtschaft, entfaltete sich ein virtuelles Gedankenüberwachungsnetz a lá „1984“. Dort war es ein fernsehartiges stationäres Empfangs- und Sendegerät, dass zugleich Propagandasprachrohr und Überwachungstool in einem darstellt. Heute haben wir mit den Smartphones, den Algorithmen und der immer präsenteren K.I. eine viel mächtigere Version dieses Orwell’schen Apparates, die äußerlich das Versprechen von „Schöne neue Welt“ flötet, in seinem Kern aber ein Televisor der Extraklasse darstellt, der uns angeblich alles zeigt, was wir wissen wollen, im Eigentlichen aber nur das zeigt, was wir sehen sollen und zugleich unsere Aktivitäten mit und neben dem Smartphone aufzeichnet und an zentraler Stelle abspeichert – Der Orwell’sche Große Bruder.

Ein anderes frappierendes Beispiel ist die Veränderung der Geschichte, die in „1984“ durch das „Wahrheitsministerium“ exekutiert wird. Heutzutage haben wir Wikipedia, das unliebsame Inhalte redaktionell immer wieder abändert, sollte die Notwendigkeit dazu entstehen – sehr gut immer wieder dargestellt von Fiedler und Pohlmann. Auch die Online-Auftritte der einzelnen Medien verändern veröffentlichte Artikel, Äußerungen und Beiträge immer wieder im Nachhinein und erschaffen somit absichtlich oder ungewollt parallele Narrativ zu gleichen Themenkomplexen – siehe hierzu das Online-Tool „Waybackmachine“, mit denen man den Zustand von URLs zu verschiedenen Zeitpunkten aufrufen kann; so lässt sich feststellen, ob und wann Seiten verändert wurden. Manchmal werden Dinge auch einfach vollständig gelöscht. Youtube als eine zentrale Informationsquelle für viele, viele Millionen Menschen sperrt immer wieder Videos und Accounts.

Löschungen erzeugen aber ähnlich wie Bücherverbrennungen oft zu große Gegenreaktionen, darum bevorzugen Dienste heute oft die Technik des „Shadow-Bannings“ oder programmieren Nutzer-Algorhitmen so, dass bestimmte Inhalte systematisch ausgeblendet oder sehr schwer auffindbare gemacht werden. Das entwaffnet Kritiker, die von Zensur sprechen und erfüllt dennoch die selbe Funktion – wie raffiniert. In meinem Beitrag „Die (Trans-)Humanistische Revolution“ habe ich außerdem breit diskutiert, dass die Eugenik, deren Vordenker ebenfalls ein bekannter Huxley war, keinesfalls mit den Rasseprogrammen der Nationalsozialisten im Dritten Reich anfing, geschweige denn damit auch endete. Es bahnt sich auch hier eine klare äußerliche Tendenz nach der Dystopie „Schöne neue Welt“, was meine These ebenfalls untermauert.

Auch Narrative ließen sich mit diesem Gedankenmodell beschreiben. Beispielsweise ist die „Woke-Bewegung“ eine Entwicklung, die im Außen Buntheit und Vielfalt verspricht, in ihrem Kern aber grundlegende Narrative nach Orwellscher Manier verdreht und abschafft, und zugleich mit einer brachialen Deutungshoheit daherkommt, die Diskurs und Widerspruch verunmöglicht. Dieser Gedanke könnte auf Beitragslänge diskutiert werden.

Resümee

Man könnte mit dieser holistischen Hülle-Kern-Betrachtung eine Vielzahl an weiteren Beispielen besprechen, aber für jetzt sollen diese Gedanken ausreichen. Man könnte mit Fug und Recht behaupten, die Architekten der Zukunft verstehen ihr Handwerk, denn das Verpacken eines Kontrollapparats in einer bunten Hülle aus suggerierter Freiheit und Zugänglichkeit zu sedierenden und beglückenden Substanzen wie Geld, Zucker, Tabak und Alkohol lassen viele Menschen die Unannehmlichkeiten des Kontrollapparats erdulden oder gar völlig ignorieren: „Was regst du dich so auf? Uns geht’s doch gut.“, „Ja, aber…“ Wer kennt es nicht?

Wie bereits ist diese These keinesfalls in Stein gemeißelt, sondern war mehr ein Gedankenexperiment, eine Schablone, unter der man verschiedene Themenkomplexe betrachten könnte. Der Orwell’sche Kern der modernen Dystopie kann sich auch ganz schnell nach außen stülpen und die „Schöne neue Welt“ umhüllen, wie in der Zeit der „Corona-Krise“ von jetzt auf gleich geschehen. Plötzlich war es da, das zentralisierte System. Die Rufe nach einheitlicher Lösung, die brutale Einteilung der Gesellschaft nach einem bestimmten biologischen Schema, die Impfung als Ticket, wieder Zugang zur eingeschlossenen „Schönen neuen Welt“ zu erlangen. Ist ja nur ein Stich, oder zwei,… ach nein, drei. Vier?

Ich war definitiv schon sehr nahe am Abgrund des Weltschmerzes. Doch konnte ich mich wieder auf die schönen Dinge im Leben fokussieren, ohne dabei jedoch die Augen für die „dunkle Seite“ der Welt gänzlich zu verschließen. Das Wichtigste ist die eigene geistige und körperliche Gesundheit. Nur dann können wir die Dinge um uns herum für uns selbst und alle anderen besser machen. Dieser Beitrag sollte nicht negativ stimmen. Er sollte eine Betrachtungsstütze darstellen, die heutigen Verhältnisse nochmals unter neuem Lichte zu betrachten, um uns für negative Tendenzen zu sensibilisieren. Fallt also nicht auf das Trugbild der schönen neuen Welt herein und bleibt so vor den giftigen Zähnen des anmutigen Tieres verschont.

von Marco Lo Voi

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2 Gedanken zu “Huxley vs. Orwell – Eine Neubetrachtung der großen Dystopien

  1. Eine Frage: Du schreibst: „… Dieser Begriff [Dystopie] kam erst Mitte des 20. Jahrhunderts auf, also im Zuge der Schrecken der beiden Weltkriege (Quelle) …“. Der Quellenlink führt zu DWDS mit Begriff Dystopie. Jetzt finde ich in diesem Lexikonartikel keinen Bezug zur Entstehungszeit. Wie kommst du also auf diese Aussage? Ist das eine Annahme von dir oder gibt es dazu doch eine (andere) Quelle? Wäre doch interessant …
    mit Grüßen
    Thomas

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    • Hallo Thomas.
      schön, dass du so genau hinschaust, das freut mich!
      Wenn du beim DWDS auf der rechten Seitenleiste bei den einzelnen Artikeln schaust,, findest du die sogenannte „Wortverlaufskurve“. Die Grundlage dieser Kurve ist das DWDS-eigene Korpus (Textesammlung). Das ist jetzt nicht unbedingt der letzte Beweis, dass es nicht davor schon einmal verwendet wurde. Ich habe gerade nochmal bei meinem favorisierten Wörterbuchtool nachgesehen (www.woerterbuchnetz.de) und dort findet man unter „Dystopie“ keinen einzigen Treffer in einem der einschlägigen deutschen Wörterbücher, außer dem DWDS. Für mich ist dies dann schon ein ziemlich starkes Indiz, dass der Begriff wohl erst in den 60ern in der deutschen Sprache Einzug gehalten hat. Hingegen finden sich für den Begriff „Utopie“ Belege in älteren Wörterbüchern.
      Danke für deinen Kommentar!
      Beste Grüße
      Marco

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