Das Wesen – Was uns ausmacht

Kraft als universeller Begriff.

Das Wesen eines Menschen ist wie der Wind, der die Vorhänge bewegt, wie die Gravitation, die uns an die Erde bindet. Formlos, unsichtbar und doch anwesend. Hier fällt der Begriff erneut.

Wenn man aus der Sicht verschiedener Religionen argumentiert, dann hat uns in den monotheistischen Glaubensrichtungen ein Gott, in den polytheistischen mehrere Götter und in anderen Glaubenskontexten, ebenso wie im modernen Atheismus, mit den Naturwissenschaften als beschreibende Instanz, eine andere Kraft erschaffen.

Sei es der Urknall, die Natur als Schöpferin selbst, ein höchstes Wesen oder der Geist. Es spielt in jeder Ansicht, egal welche man für die seine wählt, immer eine bestimmte oder abstrakte Kraft eine entscheidende Rolle, wie wir zu unserem Wesen gelangten.

Deswegen werde ich den Begriff Kraft hier, als die aus meiner Sicht sinnvollste Bezeichnung, für alle oben genannten Ansichten zur Schöpfung oder Entstehung des Wunderwerks Mensch verwenden.

Das-Wesen-2

Die etablierten Religionen

Eine Kraft formte unser Dasein. Nun ist man und fragt sich, wie man diese Kraft nun beschreiben soll. Die gängigsten Theorien, die heute als die Weltreligionen gelten, wurden meist schon vor sehr langer Zeit aufgestellt und verbreitet.

Oftmals kann man eine Person oder einen Personenkreis als Ursprung dieser Theorien festmachen. Zumindest wenn man von der offiziellen Lehrmeinung ausgeht.

Doch was bleibt uns anderes übrig, als das zu glauben, was andere schon glaubten? Ob wir glauben oder nicht, entscheiden wir oft nicht selbst, sondern in jungen Jahren wird man eben streng oder weniger streng gläubig oder überhaupt nicht gläubig erzogen.

Spielende Familie

Die Wahl liegt dabei bei den Erziehungsberechtigten, die ja selbst auch mal Kinder waren, deren Erziehungsberechtigte sie auch auf eine Weise erzogen, die sie formte und bestimmte, doch deren Erziehungsberechtigte waren ebenso auch mal Kinder, die von ihren Erziehungsberechtigten erzogen, geformt und geprägt wurden, die jedoch auch mal Kinder waren…

Eine für uns unvorstellbar lange, deshalb ewige Verkettung von Zyklen, die sich stets wiederholen, egal wo auf der Erde. Menschen werden geboren. Menschen werden erzogen. Menschen sterben. Dazwischen ist das Wesen, das es gilt zu ergründen.

Kreis aus religiösen Symbolen

Unterschiedlich doch im Wesen gleich

Man sagt oftmals leichthin: ‚‚Jeder Mensch ist verschieden.‘‘ Meines Erachtens ist das nicht exakt. Treffender wäre: ‚‚Jeder Mensch ist unterschiedlich.‘‘ Denn verschieden impliziert aus meiner Sicht, dass es sich um zwei komplett verschiedene Dinge handle, was jedoch allein schon durch die ersten zwei Worte des ersten Satzes widerlegt ist. ‚‚Jeder Mensch‘‘. Genauso gut könnte man sagen ‚‚Jeder Baum ist verschieden.‘‘, was jedoch auch falsch wäre, denn jeder Baum ist ein Baum, so wie jeder Mensch ein Mensch ist, was nicht zwangsläufig heißen muss, dass sie vollkommen identisch sind.

Es gibt Unterschiede. Diese Unterschiede machen meiner Ansicht nach unser Wesen aus. Und ist das nicht etwas Schönes? Wie trist wäre diese Welt, wenn sie jeder Vielfalt missen würde? Natürlich ist ein Tannenwald etwas wundervolles, trotzdem wollen wir nicht wo wir stehen und gehen, immer nur Tannen sehen.

Zwei Personen neben einem Baum - Schwarz-Weiss

Quintessenz?

Wir blicken um uns, und sehen die Wunder der Welt. Ein Neugeborenes wie es tut den ersten Atemzug, einen Regenbogen der alle Farben trug, eine Sternschnuppe, die auf die Atmosphäre schlug, einen Falken im Sturzflug und wir fragen: ‚‚Wer oder was formte dies oder das?‘‘

Die Antwort ist gleich und doch von Unterschieden durchsetzt. Es war eine Kraft, deren Benennung es dem Menschen selbst überlässt.


von Marco Lo Voi

19 Gedanken zu “Das Wesen – Was uns ausmacht

    • Um dieser Kraft einen Namen geben zu können, muss das Individuum bereits erschaffen WORDEN sein. Deshalb kann man seine persönliche Schöpfung, die ja in der Vergangenheit liegt, nur rückblickend benennen.

      Die Kraft als solche ist natürlich zeitlos, kennt aber durchaus Vergangenheit und Zukunft, bzw. ein Vorher und ein Nachher. Nämlich vor der Schöpfung und nach der Schöpfung. Wenn sie den Mechanismus, den wir Zeit nennen, nicht kennen würde, könnte sie keine Veränderung erwirken.

      Aber danke für dein scharfsinniges Nachhaken!

      Like

      • Sehr fein. Da jedoch die Individualität eigentlich die Projektion der Einheit ist, die ewig jenseits von Zeit-Raum liegt, ist auch die Schöpfung illusorisch.
        Alles, was Form Zeit, Raum, Name , Attribute, vielfalt und Gegensätze bedeutet, ist Illusion.

        Like

      • Wenn wir das Ganze bei der Wurzel begreifen, dann hast du natürlich Recht.
        Aber wo bleibt dann noch der Spielraum, um zu philosophieren 😉

        Like

      • Vielleicht kann man sie auch gar nicht kategorisch trennen. Es gibt viele, die als Philosophen gelten, aber in einem anderen Kulturraum bestimmt als hochgradige Praktizierende gelten würden.

        Like

      • Ein Tropfen Praxis ertrinkt `nen Ozean von Theorie.
        Ein Korn Gefühl begräbt unter sich einen unermeßlichen Berg des Verstandes.

        Like

      • Entweder zitierst du gerne Weisheiten oder du sprichst nur in Wendungen. 🙂

        Aber durchaus wahr, natürlich.

        Like

  1. Pingback: Gedanken zu: „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ – Exploring Roots

  2. Pingback: Indras Netz der Juwelen: Über die Verbundenheit der Phänomene | Exploring Roots

  3. Pingback: Die Quelle der Glückseligkeit | Exploring Roots

Hinterlasse einen Kommentar